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Erdrutsch reißt drei Autos in die Tiefe

Arbeiten an einem neuen Haus haben das Unglück im Areal zwischen Coschützer Straße und Gitterseestraße ausgelöst.

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© Roland Halkasch

Von Tobias Wolf

Den Moment, als es hinter ihr zu Grollen begann, wird Helene Mayer* wohl nicht so schnell vergessen. Sekunden später stürzte ein Teil des Hofes auf ein unterhalb liegendes Grundstück. Der Erdrutsch im Areal zwischen Coschützer Straße und Gitterseestraße riss am Montagnachmittag drei Autos mit in die Tiefe. Ein VW Golf, ein Audi A4 und ein VW Passat liegen seither in einem Erdhaufen, bisher ohne Möglichkeit, sie zu bergen.

Parkplatz stürzt mitsamt Autos ab

Auf einem Grundstück an der Gitterseestraße in Dresden-Plauen ist am Montag das Erdreich abgerutscht und hat dabei drei Fahrzeuge mitgerissen.
Auf einem Grundstück an der Gitterseestraße in Dresden-Plauen ist am Montag das Erdreich abgerutscht und hat dabei drei Fahrzeuge mitgerissen.
Unterhalb des Parkplatzes wollten Arbeiter gerade ein Fundament gießen, als die steil aufragende Wand aus Erde zu bröseln begann.
Unterhalb des Parkplatzes wollten Arbeiter gerade ein Fundament gießen, als die steil aufragende Wand aus Erde zu bröseln begann.
Die Arbeiter schlugen Alarm und versuchten, die Besitzer von vier am Abgrund parkenden Autos zu ermitteln. Laut Polizei gelang es, wenigstens eines der vier Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen.
Die Arbeiter schlugen Alarm und versuchten, die Besitzer von vier am Abgrund parkenden Autos zu ermitteln. Laut Polizei gelang es, wenigstens eines der vier Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen.
Doch als der Hang rutscht, riss er drei Autos mit in die Tiefe.
Doch als der Hang rutscht, riss er drei Autos mit in die Tiefe.
Die Autos konnten bislang nicht geborgen werden, da der Hang weiter in Bewegung ist und weitere Erde nachrutschen kann.
Die Autos konnten bislang nicht geborgen werden, da der Hang weiter in Bewegung ist und weitere Erde nachrutschen kann.

Sie habe einen Schock erlitten und sei kurz danach zusammengebrochen, erzählt die 75-Jährige, die nur in den Hinterhof gegangen war, weil es im Haus hieß, es sei etwas nicht in Ordnung. Nur zwei Stunden zuvor hatten Mitarbeiter des städtischen Bauaufsichtsamts die Parkplätze im Hof des Hauses Coschützer Straße 7 gesperrt und einen Baustopp im Nachbargrundstück verhängt. Akute Einsturzgefahr, so die Diagnose. Die Rathausangestellten versuchten, die Besitzer der im Hof geparkten Autos ausfindig zu machen, doch nur einen konnten sie noch rechtzeitig erreichen.

Gegen 16 Uhr stürzte die an den Parkplatz angrenzende Mauer am Montag ein und rutschte samt Autos hinab. Verletzt wurde dabei nach bisherigen Erkenntnissen niemand. Ursache für den plötzlichen Erdrutsch ist die benachbarte Baustelle, teilte Rathaussprecher Karl Schuricht gestern mit. Auf dem Grundstück Gitterseestraße 4, die genau unterhalb des Parkplatzes liegt, soll ein Hinterhaus im Hof entstehen. Der Besitzer hatte ein altes zweistöckiges Gebäude abgerissen, obwohl nur ein Umbau genehmigt gewesen sei, sagt Doris Oser, Referentin von Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Die Standsicherheit der umliegenden Grundstücke und Gebäude dürfe nicht beeinträchtigt werden.

Offenbar sollte gerade die Bodenplatte für den Neubau vorbereitet werden, als sich im Parkplatz und einer benachbarten Autowerkstatt Risse bildeten. Der Betreiber verständigte schließlich das Bauaufsichtsamt. Nun droht die Außenwand der Werkstatt ebenfalls einzustürzen. Sie wurde bis gestern mit einer provisorischen Konstruktion aus Holzbalken abgestützt. Der Pausenraum dahinter ist nicht mehr nutzbar, so der Werkstattchef. Jetzt hat das Rathaus angeordnet, Erde anzuschütten, um die Mauer zu sichern. Ein Teil des Reparaturbetriebs ist inzwischen wieder freigegeben.

Der für das oberhalb gelegene Wohnhaus zuständige Verwalter Wilhelm Pulvermüller sieht die Verantwortung für den Einsturz der Mauer und den Erdrutsch beim Bauherrn. „Verantwortlich kann nur der Nachbar sein, weil er dort etwas weggebaggert hat“, sagt er. „Die Wand steht schon Jahrzehnte.“ Er warte auf den Anruf der Bauaufsicht, um Details zu erfahren.

Nach SZ-Informationen gilt die Mauer zwischen Parkplatz und Baustelle unter Anwohnern jedoch schon länger als marode. Schon vor Beginn des Bauprojekts hätten sich darin Risse gezeigt. Nachvollziehen lässt sich das nach dem Einsturz nicht mehr. Das Rathaus sieht die Verantwortung ebenfalls beim Betreiber der Baustelle und prüft, ob ein Bußgeldverfahren eingeleitet wird, so Rathaussprecher Schuricht. Zur Bergung der abgestürzten Autos müssen sich die Schadensverursacher und die Besitzer nun mit den Versicherungsgesellschaften verständigen.

Bewohner des Hauses oberhalb hoffen, dass nicht noch mehr passiert. „Es wäre am besten, den ganzen Hof für die Autos zu sperren“, sagt die 83-jährige Helga Liebmann. „Nicht das unser Haus noch wegrutscht.“

* Name auf Wunsch von der Redaktion geändert