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Erhält der Kulturpalast doch einen Lärmschutz?

Nach der Oberbürgermeisterwahl sollen die Pläne neu diskutiert werden. Erste Untersuchungen liegen bereits vor.

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© André Wirsig

Von Bettina Klemm

Gibt es am Neumarkt ein Umdenken? Erste Entwürfe für einen Schallschutz am Kulturpalast liegen bereits vor. Rund 1,5 Millionen Euro könnte dieser kosten. Zumindest haben sich die OB-Kandidaten Eva-Maria Stange, Markus Ulbig und Stefan Vogel bei einer Diskussionsrunde der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden am Freitagabend deutlich für Gespräche mit allen Beteiligten ausgesprochen, um das Problem mit dem Lärm zu lösen. Der Erste Bürgermeister Dirk Hilbert (FDP) war an diesem Abend verhindert.

Am Neumarkt geraten drei Bauprojekte in unmittelbarer Nähe des Kulturpalastes in Gefahr. Die Bauherren der Flächen sollen aus Lärmschutzgründen Fenster in ihre künftigen Wohnungen und Hotelzimmer einbauen, die sich nicht öffnen lassen. Festverglasung nennen das die Fachleute. Dagegen klagen nun die Investoren.

Wenn zu nächtlicher Stunde nach den Konzerten im Kulturpalast die Veranstaltungstechnik abtransportiert wird, entstehen durch das Verladen und beim Rangieren und Bremsen hohe Lärmpegel. So hat Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) die Festverglasung an den Häusern fast aller Straßen am Neumarkt verfügt. Marx pocht auf den Bestandsschutz des Kulturpalastes. Deshalb seien auch bei seinem Umbau keine Lärmschutzmaßnahmen erforderlich gewesen. Gleichzeitig versichert er aber auch in einem Schreiben an die Neumarkt-Gesellschaft, sich intensiv um eine Lösung zu bemühen. Vielleicht finden Stadt und Neumarkt-Investoren doch noch einen Konsens, vielleicht können sich die Bauherren an den Kosten für den Lärmschutz beteiligen.

Das Problem dürfte sehr lange bekannt sein. Schon in einem Schallschutzgutachten vom September 2007 weist das beauftragte Ingenieurbüro darauf hin, dass die nächtlichen Lärmpegel auch bei den vorhandenen Häusern an der Schloßstraße zu hoch sein dürften. Das hätte die Stadt eigentlich beachten müssen, finden die künftigen Bauherren. Auch bei den Neubauten an der Schloßstraße gab es in den vergangenen Jahren keine derartigen Auflagen.

Dresdens Neumarkt hat sich gut entwickelt. Es ist mehr als die Hälfte des geplanten Wiederaufbaus geschafft. Zwischen der Schloßstraße und Am Neumarkt sind noch drei Gebiete zu bebauen. Eine besonders große Freifläche gibt es zwischen dem sogenannten Juwel und dem Polizeipräsidium. Dort verhandelt der Freistaat bereits seit Jahren mit Kaufinteressenten. Aber es sind immer noch Gespräche offen.

Um Geldfragen dürfte es auch der Stadt gehen. So hat Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) die erwarteten Erlöse aus dem Verkauf der Flächen am Neumarkt schon mehr oder weniger fest eingeplant. Beim Neumarkt hängt beispielsweise der Preis von fünf Flurstücken mit insgesamt 1 880 Quadratmetern von einer einvernehmlichen Regelung des Lärmschutzes ab. Wenn der Dresdner Haushalt auch von den Grundstücksverkäufen am Neumarkt profitiert, dann sollte die Stadt unbedingt auch eine Einigung beim Schallschutz erreichen, fordert FDP-Fraktionschef Holger Zastrow.

In diesem Jahr rechnet der Finanzbürgermeister mit Grundstückserlösen in Höhe von insgesamt 15,4 Millionen Euro. Knapp zwei Millionen Euro weniger sollen es im kommenden Jahr sein.

In der Diskussion mit den Oberbürgermeisterkandidaten ging es auch darum, wie künftig gebaut werden soll. Nach Einschätzung von Moderator Dankwart Guratzsch habe Dresden mit dem Postplatz bisher kein gutes Beispiel geliefert, um im Wettbewerb der Großstädte mit Unverwechselbarem zu punkten. Die Bauprojekte am Neumarkt seien da schon eher geeignet. Zur Veranstaltung stellten die Architekten Christoph Mäckler aus Frankfurt und Tobias Nöfer aus Berlin auch ihre Masterpläne für die Lingnerstadt und die Könneritzstraße vor. In beiden Fällen plädieren sie dafür, alte Stadtstrukturen wieder aufzugreifen und erlebbar zu machen. „Wir sollten zu den Prinzipien der Stadtbausteine und zu einer stärkeren Parzellierung zurückkehren“, forderte Mäckler. Seit den 1990er-Jahren fehle in Dresden ein Konzept zur Weiterentwicklung der Stadt, kritisierte Eva-Maria Stange. Ein Umdenken zum Wohlfühlen und zu mehr Kleinteiligkeit sei erforderlich. Statt Investitionen durch große Fonds sollten mehr eigenständige Bauherren zum Zug kommen, die nicht nur Geld anlegen, sondern auch in der Stadt leben wollen, fordert sie.