Bautzen
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Erinnerung am historischen Ort

Die Friedliche Revolution 1989 nahm auch in Bautzen ihren Ausgang in den Kirchen. Mit einem Gottesdienst wurde jetzt daran erinnert.

Von Carmen Schumann
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Beim Gottesdienst zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution sprachen in der Bautzener Maria-Martha-Kirche Andreas Huth, Tilman Popp und Michael Harig (v.l.) Fürbitt-Gebete.
Beim Gottesdienst zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution sprachen in der Bautzener Maria-Martha-Kirche Andreas Huth, Tilman Popp und Michael Harig (v.l.) Fürbitt-Gebete. © Carmen Schumann

Bautzen. Gottesdienst in der Maria-Martha-Kirche am Mittwochabend: Am Altar stehen Bautzens Ex-Oberbürgermeister Christian Schramm und Landrat Michael Harig. Beide erinnern sich, wie sie den Wendeherbst 1989 erlebten. Schramm war damals als Bezirkskatechet tätig und Harig arbeitete zu jener Zeit im Fortschritt-Werk. Christian Schramm hatte am 7. Oktober 1989 an Friedensgebeten in der Berliner Gethsemane-Kirche teilgenommen und war danach zwischen die Schiebeschilde der Bereitschaftspolizeifahrzeuge geraten. In jenem Moment habe er gewusst, dass die DDR nicht zu reformieren war, sagte er. Michael Harig erzählte, wie er am 11. November über die frisch geöffnete innerdeutsche Grenze gefahren und auf der Rückreise in den ersten Stau seines Lebens geraten war.

Christian Schramm und Michael Harig erinnerten zudem an die wichtigsten Ereignisse im Landkreis, die den Wendeherbst prägten. So hatten beispielsweise in Hoyerswerda in Hoch-Zeiten 12 000 Menschen demonstriert, in Bautzen waren es sogar 15 000 Teilnehmer gewesen. Am Morgen nach dem Mauerfall hatten in Bautzen 1 200 Menschen vor dem Volkspolizeikreisamt für ein Visum angestanden, um in den Westen zu reisen.

Mit dem ungewöhnlichen Gottesdienst am Mittwoch sollte an die Ereignisse vor 30 Jahren erinnert werden. Am 16. Oktober des Wende-Jahres bot die evangelische Kirche den Bautzener Bürgern mit der Maria-Martha-Kirche einen Raum, um ihren Protest gegen die Politik der DDR-Regierung loszuwerden. Wenig später zogen dann montags auch die Bautzener auf die Straßen, um friedlich für Reformen zu demonstrieren.mat, betonte der Geistliche.

Zeitzeugen am Altar

Den 9. Oktober hatte man als Datum ausgewählt, weil an jenem Tag vor 30 Jahren die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche in einen Protestmarsch von Zehntausenden Bürgern mündeten, der im Rückblick als der Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution in der DDR betrachtet wird. Der Gottesdienst bildete den Auftakt für eine ganze Reihe von Veranstaltungen des Landkreises, die unter der Überschrift „Aufbruch 89“ auf die Friedliche Revolution und die darauf folgenden Aufbauleistungen zurückblicken wollen. Der neue Bautzener Superintendent Tilman Popp, der den Gottesdienst leitete, hob hervor, dass es in Bautzen, ebenso wie in Leipzig, Gebete und Kerzen waren, die die Staatsmacht auf friedliche Weise „entwaffneten“. Eindringlich hob Tilman Popp hervor, dass jemand, der eine Kerze trägt, nicht mit Steinen werfen kann.

Die Anwesenden beim Gottesdienst, die gemeinsam jene Lieder sangen, die in den Wendetagen erklangen, gehörten beiden christlichen Konfessionen an. Viele von ihnen hatten die Wendetage selbst miterlebt. Als Zeitzeugen am Altar standen Christian Schramm und Michael Harig stellvertretend für alle. Mit Kerzen in der Hand verlasen zum Schluss Tilman Popp, Michael Harig und das Gemeindemitglied Andreas Huth Fürbitt-Gebete.

Superintendent Tilman Popp, der aus den alten Bundesländern stammt, lobte den Mut der Ostdeutschen, trotz des ungewissen Ausgangs auf die Straßen zu gehen. Das dürfe nicht kleingeredet werden, vor allem nicht von den Menschen aus seiner alten Hei