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Erinnerung an Braunkohle im Faltenbogen

Diese soll bewahrt werden. Darüber waren sich die polnischen und deutschen Teilnehmer einer Konferenz zur Kohle-Tradition in Zary einig.

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Die Teilnehmer der Konferenz besuchten die Grabstätte der Unternehmerfamilie Schiedt im Sorauer Wald.
Die Teilnehmer der Konferenz besuchten die Grabstätte der Unternehmerfamilie Schiedt im Sorauer Wald. © Foto: Jost Schmidtchen

Von Jost Schmidtchen

Zary. Als 1946 der VEB namens „Völkerfreundschaft“ in Zary gegründet wurde, waren Polen und Deutsche von einer Völkerfreundschaft weit entfernt. Heute sieht das ganz anders aus. Alle sind wieder aneinandergerückt. Möglich gemacht hat das der EU-Beitritt Polens 2004 und die danach folgende Entwicklung zum Vorteil beider Seiten. Davon profitieren alle.

Das war auch das Resümee der Konferenz „Kohletraditionen in der polnisch-sächsischen Grenzregion“. Sie verfolgte das Ziel, deutsche und polnische Akteure zu vernetzen, um die Erinnerungen an den Braunkohleabbau im Muskauer Faltenbogen zu bewahren. 

Allerdings waren Gleichgesinnte aus Döbern, Groß Kölzig und Klein Kölzig nicht eingeladen. Der Muskauer Faltenbogen aber ist heute dreigeteilt und gerade in diesen Brandenburger Kommunen wird viel ehrenamtliche Arbeit für die Braunkohlegeschichte geleistet.

Rolf Seilberger aus Krauschwitz erläuterte den Konferenzteilnehmern den Braunkohleabbau in Krauschwitz im 19. und 20. Jahrhundert. Zehn Kohlegruben gab es dort, 70 Prozent der Kohle wurden aus dem Tiefbau gefördert. In der Grube „Friedrich“ endete nach 41 Jahren 1894 die Förderung nach einem Brand, der unterirdisch bis 1936 schwelte. Immerhin war der tiefste Schacht 39,4 Meter tief, der Abbau erfolgte über sieben Sohlen. Die Grube „Friedrich“ war die mit den höchsten Fördermengen im Krauschwitzer Raum. Ihr gleich zu setzen war die Grube „Marie“ (1873 bis 1944). Besitzer war die Keulahütte. „Marie“ besaß eine technisch hohe Ausstattung und verfügte über ein Schienennetz für den Kohletransport.

Eher primitiv ging es hingegen in den Gruben „Hartmann“ und der „Gemeindegrube Krauschwitz“ zu. Letztere war eine „Notkohlegrube“, um der Bevölkerung in den strengen Nachkriegswintern das Heizen zu ermöglichen. Notkohlegruben gab es im Muskauer Faltenbogen auch andernorts. Dass die Geschichte nicht vergessen wird, darum bemühen sich in Polen und Deutschland viele ehrenamtlich Tätige. So in Krauschwitz der „Arbeitskreis Eiszeitdorf“, in Nowe Czaple/Bronowice der „Verein für Kohletraditionen“ und in Döbern und Umgebung viele Freunde der Braunkohle aus dem Muskauer Faltenbogen. 

Die Konferenz endete mit einer Studienreise in den Sorauer Wald, dorthin, wo einst Bergbau betrieben wurde und Glashütten standen. Eine Braunkohlegrube und eine Glashütte gehörten im 19./20. Jahrhundert der Unternehmerfamilie Schiedt. Die Schiedt-Villa ist saniert, auch deren Umfeld. Alles im Privatbesitz. Doch der Wald sieht anders aus. Die Grabstätte der Schiedts, erbaut im griechischen Tempelstil, wurde 1945 von den Russen geplündert und verwüstet. Vor der Anlage wurden Bergarbeiter zu Grab getragen, die tödlich verunglückten. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte dort, wo sie gearbeitet hatten.

Heute ruht über allem die Erinnerung. Polnische und deutsche Bergleute, ihre Kinder und Enkel werden dafür sorgen, dass die Braunkohle aus dem Muskauer Faltenbogen niemals in Vergessenheit gerät.