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Erinnerungen an Freitals erste große Badewanne

Das Augustabad ist längst Geschichte und heute ein Wohnhaus. Doch am Sonnabend wird noch mal geplanscht.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Freital. Eine Klinkerfassade mit großen Fenstern, dahinter Gardinen und Blumentöpfe, an der Seite Balkone – das Haus in der Lange Straße 19 sieht aus wie ein ganz normales Wohngebäude. Es hat jedoch eine ganz besondere Geschichte. Einst war es Freitals größtes Wannenbad und später Schwimmhalle. Am Sonnabend, wenn rund um die Christuskirche und entlang der Lange Straße wieder das Stadtteilfest „Kunst im Hof“ stattfindet, soll eine kleine Bilderschau an das Augustabad erinnern.

Zusammengestellt wurde die Chronik von Alexander Nestler, einem der Bewohner der ehemaligen Badeanstalt. „Ich habe hier selbst noch Schwimmunterricht gehabt“, erinnert er sich. Die Ursprünge des Augustabades liegen im Jahr 1887. Damals wird in der Lange Straße ein noch recht bescheidenes Wannenbad eröffnet. Hintergrund war, dass die damaligen Wohnungen nicht über Badezimmer verfügten. Die Menschen wuschen sich in der Regel in der Küche an ihrem Ausgussbecken – wenn ein solches überhaupt vorhanden war. Ebenfalls häufig waren Waschtische, also eine Kombination aus Möbel und Waschschüssel. Öffentliche Bäder wie das in Deuben schafften Abhilfe. Hier konnte man eine Kammer mit Badewanne mieten, um ungestört eine gründliche Körperpflege zu betreiben.

Ein gewisser Albert Krull erkennt die Nachfrage, baut das Objekt in Deuben um und aus. Rund 50 000 Mark kostet das damals, eine große Summe. Im August 1895 eröffnet die Einrichtung unter dem Namen Augustabad neu und hat nun sogar ein Schwimmbecken mit einer Wassertiefe von 0,8 bis zwei Meter Tiefe. 1930 ist die Schwimmhalle baufällig und muss geschlossen werden. Erst 1933 erfolgt nach einer Sanierung die Wiedereröffnung. Das Schwimmbecken ist 9,30 mal 7 Meter groß. 1958 ist das Dach des Gebäudes marode, das Hallenbad schließt abermals und wird erst 1961 wiedereröffnet. Beim Bau geholfen haben auch die Schwimmer der Betriebssportgemeinschaft Stahl Freital. Bald jedoch ist das Augustabad nur noch Freitals zweite Adresse: In den Siebzigerjahren entsteht in Hainsberg eine moderne und viel größere Schwimmhalle. Das endgültige Aus für das Augustabad kommt 1993 – alle Anlagen werden demontiert und das Gebäude zum Wohnhaus umgebaut.

Wenn am Sonnabend, den 9. Juni, Kunst im Hof gefeiert wird, soll wieder geplanscht werden. Die Bewohner des „Stadtbadhofes“ laden zu einer Erfrischung im kühlen Nass ein, es gibt leckere Cocktails und einen Salsakurs – Karibik statt Schwimmhalle also. Los geht es 14 Uhr.