Bautzen
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Ernten während des Stadtbummels

Auf Bautzener Beeten gedeihen Paprika, Litchi-Tomaten und mehr. Das darf alles ganz legal mitgenommen werden. Aber was ist mit Obst vom Straßenrand?

Von Tilo Berger
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Erntezeit in Bautzen. Wie hier vor dem Rathaus weisen Schilder darauf hin, wo Früchte von jedermann mitgenommen werden dürfen.
Erntezeit in Bautzen. Wie hier vor dem Rathaus weisen Schilder darauf hin, wo Früchte von jedermann mitgenommen werden dürfen. © BBB

Bautzen. Wie wäre es mal mit einem kleinen Salat aus Litchi-Tomaten? Als Nachspeise ein paar Zwerg-Tamarillos, und dazu einen leckeren Limetten-Agastache-Tee. Kosten dieser hundertprozentig veganen Mahlzeit: null Cent. Denn die Zutaten wachsen alle auf Beeten in der Kreisstadt. Und die zuständige Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen (BBB) ermuntert ausdrücklich zum Pflücken und Mitnehmen. Natürlich in Maßen, nicht in Massen.

BBB-Sprecherin Diana Liebsch empfiehlt einen herbstlichen Erntebummel, der auf dem Hauptmarkt beginnt und am Rathenauplatz vor dem Bahnhof endet. Auf dem Hochbeet vor der Tourist-Information am Rathaus überragen die violetten Blüten der Limetten-Agastache die übrige Bepflanzung. „Sie eignen sich mit ihrem Aroma-Mix aus Limette, Minze und Anis zum Zubereiten eines Tees, der auch kalt prima schmeckt“, weiß Diana Liebsch. In den Nachbarbeeten werden Experimentierfreudige ebenfalls fündig. Hier wachsen kleine kleine, scharfe Chilischoten in bunter Farbenpracht. Weniger scharf sind die gelben, tropfenförmigen Minipaprika mit dichtem Fruchtbehang. Der Ewige Kohl, der niemals blüht, steckt seine ganze Kraft in die Blätter. Diese sollen sich wie Wirsing oder Spitzkohl verarbeiten lassen, sagt die BBB-Sprecherin.

Kulinarischer Höhepunkt am Bahnhof

Etwas Vorsicht ist bei den Kübeln auf der Reichenstraße angebracht. Denn hier verstecken sich in stachligen Mäntelchen die kirschgroßen, roten Beeren der Litchi-Tomate. Entlang der Goschwitzstraße ist die Zeit der Brombeeren für dieses Jahr zwar vorbei, aber die Pflanzen bleiben hier in der Erde und wecken vielleicht schon etwas Vorfreude auf die Erntezeit 2020. Der diesjährige kulinarische Herbstbummel endet am Rathenauplatz vor dem Bahnhof. Hier gedeihen die Früchte der Zwerg-Tamarillo. Süß und leicht bitter, das beschreibt den Geschmack dieser außergewöhnlichen gelben Beeren in der Größe schwarzer Johannisbeeren. „Ernten und probieren sind ab sofort ausdrücklich erwünscht“, macht Diana Liebsch Appetit und rät, auf die liebevoll gestalteten Hinweisschilder an Beeten und Pflanzkübeln zu achten.

Diffizile Lage beim Straßenobst

Während hier jedermann zugreifen kann, verhält es sich bei Obstbäumen etwas anders. „Wer sich zur Obsternte einen scheinbar herrenlosen Apfelbaum auf freiem Feld auserkoren hat, kann dabei unbewusst eine Straftat begehen – Diebstahl nämlich“, warnen Experten der Arag-Versicherung. „Dass ein Baum oder Strauch herrenlos ist, ist nahezu ausgeschlossen. Denn grundsätzlich ist der Eigentümer des Grundstücks auch Eigentümer der Bäume und Sträucher, auf dem diese stehen.“ Ist der Grund und Boden verpachtet, so genießt der Pächter die Rechte. Steht ein Baum am Straßenrand, wird er in der Regel der Gemeinde, dem Kreis, dem Land oder dem Bund gehören. Wer also ein Auge auf die Äpfel an der Dorfstraße geworfen hat, sollte vor der Ernte besser in der Gemeindeverwaltung nachfragen.

Mittlerweile gibt es auch Internetseiten wie mundraub.org – hier zeigt eine Deutschlandkarte, wo überall Obstbäume und Sträucher von ihren Besitzern zur Ernte freigeben wurden. Auch rund um Bautzen sind hier mehrere Apfel-, Nuss- und andere Bäume verzeichnet. Nur reichen einige Einträge bis ins Jahr 2012 zurück, da kann inzwischen schon mal ein Baum den Besitzer gewechselt haben. Deshalb rät die Arag zur Vorsicht – und zur Nachfrage vor dem voreiligen Ernten.