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Erster Whisky aus dem Marbacher Rosental

Reichlich drei Jahre hat Eric Brabant auf diesen Moment gewartet. Und die 921 Flaschen der neuen Spezialität sollen erst der Anfang sein.

Von Heike Heisig
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Eric Brabant hat in seiner Feinbrand-Manufaktur im Striegistaler Ortsteil Marbach die ersten 921 Flaschen seines Whiskys mit dem Namen Rose Valley hergestellt.
Eric Brabant hat in seiner Feinbrand-Manufaktur im Striegistaler Ortsteil Marbach die ersten 921 Flaschen seines Whiskys mit dem Namen Rose Valley hergestellt. © Astrid Brabant

Roßwein. Mit edlen Bränden hat sich Eric Brabant aus dem Striegistaler Ortsteil Marbach mittlerweile einen Namen gemacht. Seit vier Jahren stellt er in seiner Manufaktur Spirituosen vor allem aus regionalen Zutaten her. Bei seinem jüngsten „Baby“ ist das ein klein wenig anders. Denn Brabant hat gerade klassischen Single Malt in 921 Flaschen abgefüllt. Die Rohstoffe dafür hat ihm eine schottische Malzrösterei geliefert.
Im Sherryfass gereift

​Lange hat der 44-Jährige auf den Moment gewartet, dem Rose-Valley-Whisky aus der eigenen Produktion das selbst designte Etikett auf die Flaschen kleben zu können: Zweimal hat er die schottische Spezialität made in Mittelsachsen destilliert, drei Jahre musste sie reifen. Vorher galt es, das Malz zu mahlen und die Maische anzusetzen. Als Maischen wird der Prozess bezeichnet, bei dem zu Schrot gemahlenes Getreide mit heißem Wasser vermischt wird. Durch Enzyme verwandelt sich die Stärke in Malzzucker. Ziel ist, den vergärbaren Zucker herauszuziehen.

Als es um die Reife ging, hat sich der Marbacher die Erfahrungen eines kommerziellen Whisky-Brenners aus dem Harz zunutze gemacht – und sich für Einzelfassabfüllung entschieden. Experten, aber auch viele Whisky-Fans wissen, dass der Geschmack des Tropfens nicht allein vom Ursprungsdestillat, sondern wesentlich vom Fass abhängt, in dem er lagert. „Ich habe ein PX-Fass benutzt“, erklärt Eric Brabant. 

Hinter der Abkürzung verbirgt sich Sherry der Sorte Petro Ximénez. Dies ist ein besonders süßer Wein. Als „first fill“ kam Brabants Destillat als erste Flüssigkeit in das frisch entleerte, 40 Jahre alte und rund 1.500 Euro teure PX-Fass. Die Reife in genau diesem Fass und der Grund von Gersten- und Gerstenröstmehl brachten eine Mischung hervor, in der Geübte trockene Früchte, Rosinen und Keks schmecken, wenn der Rose-Valley-Whisky ihre Zunge umschmeichelt.

Jedes Fass nur einmal im Einsatz

Bei den ersten 300 Flaschen, die aus dem Fass kamen, hat es Eric Brabant bei der erzielten Stärke von 56,5 Volumenprozent Alkohol belassen. „Whisky-Trinker haben gern einen etwas höheren Alkoholgehalt“, sagt er. Trotzdem habe er den Rest moderat mit Wasser auf etwa 54,2 Volumenprozent eingestellt. Damit kann er womöglich auch jene auf den Geschmack bringen, die sich bisher an Whisky nicht herangetraut haben, sich aber gern überraschen und überzeugen lassen möchten.

Nach dieser erfolgreichen Premiere in der Feinbrand-Manufaktur im Striegistal hat der Handwerker schon die nächsten Fässer befüllt. Für die Whisky-Herstellung soll jedes nur ein Mal zum Einsatz kommen. Die Überlegung, wie er die teuren „Reifekammern“ dann weiterverwenden kann, hat Brabant sozusagen zurück an den „Experimentiertisch“ getrieben. 

Übers Probieren, ist er schon zu seinen ersten Produkten gekommen. Mittlerweile reicht die Palette von mehr als einem Dutzend verschiedener Sorten Obstbrände über Kräuterliköre, Gin und Absinth hin bis zu Whisky. „Der ist mein absolutes Steckenpferd“, schwärmte Brabant schon, als er Ende 2016 eine nagelneue Destillieranlage in Betrieb nahm.

Virus bremst Brenner kaum

Diese zeigt er gern auch denjenigen, die seine Produkte mögen und sich vor allem für das Handwerkliche an der Arbeit des mittelsächsischen Brenners interessieren. „Durch die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen habe ich im Moment auf Führungen durch die Brennerei verzichtet“, sagt der Marbacher. Allerdings würden diejenigen, die Termine dafür hatten, schon mit den sprichwörtlichen Hufen scharren und fragen, wann die Besichtigungen nachgeholt werden können.

Dass die Gäste bei solchen Gelegenheiten probieren und kaufen können, versteht sich von selbst. Beim Verkauf sieht sich Brabant durch die Corona-Begleiterscheinungen nur wenig gehandicapt. Gaststätten und Hotels, in denen seine Spezialitäten ausgeschenkt werden, haben zwar überwiegend geschlossen. Genau wie der DA-Treffpunkt auf dem Döbelner Niedermarkt. Dort gibt es neben anderen regionalen Produkten auch eine Auswahl feiner Spirituosen aus dem Striegistal. 

Also vertreibt der Marbacher seine Brände im Moment hauptsächlich selbst: ab der Brennerei an der Marbacher Rosentalstraße, übers Internet oder zusammen mit anderen Manufakturen zum Beispiel über den Mittelsachsen-Shop. Denn auch Märkte und Feste, auf denen der Marbacher sonst präsent war, wird es zumindest die nächsten Monate nicht geben. Der Hofverkauf werde allerdings überraschend gut genutzt. Es sei spürbar, dass Gaststätten und Bars geschlossen sind, die Leute aber nicht auf ihren Drink verzichten wollen und sich die Zutaten nun eben selbst besorgen.

Eric Brabant ist und bleibt positiv. Die Verwirklichung seines Traumes, selbst Whisky herzustellen, scheint den 44-Jährigen nahezu beflügelt zu haben. Im Juni, vielleicht schon Ende Mai, wird er mit den nächsten Erweiterungen der Produktion beginnen. Die Bank glaubt an ihn, sein handwerkliches Können und sein Geschäftsmodell – genau wie seine Familie, Freunde und seine Stammkundschaft. Zu den Fans der ersten Stunde gehören unter anderem die Marbacher, die er beim Lichterfest – dem kleinen Weihnachtsmarkt im Ort – fast jedes Jahr mit einer anderen Kreation überrascht und begeistert hat. (mit FP)

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