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Erstes Heimspiel nach dem Eklat

Der Großteil der Chemnitzer Fans schließt sich nach dem "Trauerskandal" den Aktionen gegen Rechtsradikalismus an. Doch zahlreiche Ultras stellen sich gegen die Vereinspolitik.

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CFC-Spieler tragen am 23. März 2019 vor dem Spiel in Chemnitz beim Aufwärmen Trikots mit der Aufschrift "Farbe bekennen himmelblau".
CFC-Spieler tragen am 23. März 2019 vor dem Spiel in Chemnitz beim Aufwärmen Trikots mit der Aufschrift "Farbe bekennen himmelblau". © dpa/Harry Haertel

Chemnitz. DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat sich zufrieden damit gezeigt, wie der Chemnitzer FC und viele seiner Fans im Spiel der Fußball-Regionalliga Nordost gegen Budissa Bautzen am Samstag Zeichen gegen Radikalismus gesetzt haben. "Eine klare Mehrheit der Fans hat diese Position bezogen", sagte er beim Besuch im Stadion an der Gellertstraße.

Allerdings demonstrierten mehrere Hundert Ultras und ihre Sympathisanten in den Anfangsminuten mit einem Boykott gegen die Vereinsführung, die sich nach dem Trauerskandal vor zwei Wochen von drei langjährigen Mitarbeitern getrennt hatte. Am 9. März war in der Partie gegen die VSG Altglienicke im Stadion eines verstorbenen Rechtsradikalen gedacht worden.

Tabellenführer CFC gewann die Partie vor 4.333 Zuschauern mit 1:0 (0:0). Den Treffer erzielte Daniel Frahn (53.), der beim Skandalspiel vor zwei Wochen ein T-Shirt mit der Aufschrift "Support your local Hools" gezeigt hatte und dafür vom Verband für die zurückliegenden beiden Auswärtsspiele gesperrt worden war.

Auf Werbebanden, Plakaten, Aufklebern und T-Shirts setzte sich der Verein für "Toleranz, Weltoffenheit, Fairness" ein. CFC-Geschäftsführer Thomas Sobotzik distanzierte sich im Namen des Vereins im Vorwort des Stadionhefts "ausdrücklich von jedem extremistischem Gedankengut. Dagegen müssen und werden wir uns gemeinsam stark machen". Die Mannschaft hatte zuvor in einem offenen Brief appelliert: "Es ist Zeit, Farbe zu bekennen und zu zeigen, dass Chemnitz himmelblau und nicht braun ist!"

Koch, der sich vor der Partie mit der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig getroffen hatte und in Begleitung der Präsidenten des Nordostdeutschen und des Sächsischen Fußballverbandes ins Stadion gekommen war, sagte: "Wichtig ist nicht das einmalige Ereignis heute, wichtig ist, dass konkret gearbeitet wird. Wir dürfen das Stadion nicht einer Minderheit überlassen."

Für die Verbesserung der Fanarbeit stellte der Vizepräsident den Westsachsen die Unterstützung des Deutschen Fußball-Bunds in Aussicht. Koch betonte aber: "Die Stadt, das Land und in allererster Linie der Verein sind nun gefordert. Ich möchte nicht, dass bei einem Verein, der an hervorgehobener Stelle in Deutschland Fußball spielt, Ereignisse wie vor zwei Wochen passieren."

CFC-Trainer David Bergner freute sich besonders, dass der von den Fans als "Fußballgott" gefeierte Offensivspieler Frahn den Treffer in einer von Seiten der Gastgeber überlegen geführten Partie erzielte: "Der Junge hatte am meisten mit der Situation zu kämpfen. Ich bin froh, dass der Fußball manchmal so eine Geschichte schreibt." Zur Atmosphäre auf den Rängen sagte er: "Die Situation, die wir heute im Stadion hatten, ist nicht schön. Die Situation, dass der Verein zerrissen ist, begleitet uns schon eine ganze Zeit."

Die Fangruppierung "Ultras Chemnitz '99" protestierte indes mit einer Abwesenheit in den ersten zwölf Minuten sowie Bannern und Sprechchören gegen die Vereinspolitik. "Das Krisenmanagement von Insolvenzverwalter Klaus Siemon - und die damit einhergehende Personalpolitik - lässt uns auch zwei Wochen nach den Ereignissen noch immer wütend zurück", hieß es auf einem Flugblatt. (dpa)