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Erweiterung auf Stelzen

Die Glashütter Uhrenfirma Mühle vergrößert ihr Hauptgebäude. Damit werden nicht nur die Arbeitsbedingungen besser.

Von Maik Brückner
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Noch bietet der Firmensitz des Uhrenherstellers Mühle das gewohnte Bild.
Noch bietet der Firmensitz des Uhrenherstellers Mühle das gewohnte Bild. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Auf dem Betriebsgelände des Glashütter Uhrenherstellers Mühle werkeln momentan nicht nur Uhrmacher. Hier, am Anfang der Glashüter Uhrenmeile ganz in der Nähe der Uhrmacherschule, sind jetzt Maurer und Tiefbauer zugange. Und für die gibt es viel zu tun. Denn die Uhrenfirma errichtet nach dem Neubau eines Produktionsgebäudes 2006 nun ein weiteres Gebäude. Und dieses wird für jeden sichtbar sein.

Denn Mühle erweitert das Haupthaus um einen Anbau, der auf Stelzen steht. Das ist notwendig, weil das hintere Produktionsgebäude erreichbar bleiben muss, erklärt Mandy Mühle. Die 48-Jährige ist die Frau von Geschäftsführer Thilo Mühle und zugleich Projektleiterin. Der „schwebende“ Anbau gewährleistet es, dass die Firma auch in Zukunft die schweren CNC-Maschinen ins hintere Produktionsgebäude hin- und von dort auch abtransportieren kann. Das i-Tüpfelchen der Erweiterung dürfte die Terrasse sein, die Mühle auf dem Dach der Lager- und Garagenräume anlegen lässt. Hier werde man nicht nur die Besucher hinführen, hier können die Mitarbeiter künftig auch ihre Pausen verbringen.

 Doch im Laufe der nächsten Monate wird sich das Erscheinungsbild komplett  verändern.
 Doch im Laufe der nächsten Monate wird sich das Erscheinungsbild komplett  verändern. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

„Wir haben lange überlegt, wie wir unser Gebäude erweitern“, sagt Mandy Mühle. So wurde erwogen, das Lager- und Garagengebäude aufzustocken. Doch dafür gab es keine Genehmigung. Deshalb habe man sich für die Erweiterung auf Stelzen entschieden. Diese wird in den bestehenden Gebäudekomplex eingepasst. Weil die Bauten nicht rechtwinklig zueinanderstehen, entsteht der zweistöckige Erweiterungsbau als Trapez. Eine spezielle Nutzung der 421 Quadratmeter großen Fläche im Neubau sei nicht vorgesehen, sagt Mandy Mühle. Davon sollen fast alle Abteilungen im Haus profitieren, die Montage, die Konstruktion und die Verwaltung.

„Unsere Mitarbeiter arbeiten derzeit sehr beengt“, sagt Mandy Mühle. Gerade für die Kollegen, die kreativ arbeiten müssen, sei das nachteilig. Außerdem plant ihre Firma, weiter zu wachsen. Gegenwärtig beschäftigt das Familienunternehmen 60 Mitarbeiter. In den nächsten Jahren sollen weitere dazukommen. Auf eine konkrete Zahl möchte sich Mandy Mühle nicht festlegen. Sicher ist jedoch, dass nicht nur die Zahl der Uhrmacher wachsen wird, sondern auch die im Marketing und Vertrieb.

Mandy Mühle leitet als Projektverantwortliche den Umbau und die Erweiterung des Unternehmensitzes auf der Altenberger Straße in Glashütte. 
Mandy Mühle leitet als Projektverantwortliche den Umbau und die Erweiterung des Unternehmensitzes auf der Altenberger Straße in Glashütte.  © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Mit ersten Arbeiten hat die Firma Ende September angefangen. „Wenn der Winter mitspielt und es keine längere Frostperiode gibt, wollen wir Ende Juni 2019 fertig werden“, sagt Mandy Mühle. Allerdings ist dieser Termin nicht in Stein gemeißelt. Denn schon die letzten Tage habe gezeigt, dass nicht alles geplant werden konnte. „Wir haben Wasser- und Elektroleitungen gefunden, die in keinem Plan enthalten waren“, sagt Mandy Mühle. Außerdem sei der Baugrund nicht wie erwartet beschaffen gewesen. „Wir befinden uns in einem Flusstal“, so Mühle. Die Fundamente mussten tiefer als geplant angelegt werden. Und auch bei der Statik musste die Firma nachjustieren, weil die Mauern des Lager- und Garagengebäudes verstärkt werden müssen. Nachbessern muss Mühle auch beim Brandschutz. Denn mit dem Anbau verlieren die bestehenden Anlagen ihren Bestandsschutz. Deshalb muss die Brandschutztechnik auch in den übrigen Gebäuden auf den aktuellen Stand gebracht werden. Da es noch mehr „Überraschungen“ geben kann, habe man sich einen Puffer gelassen. Und den gibt es offenbar auch bei den Baukosten. Man investiere eine große Summe im niedrigen, siebenstelligen Bereich, sagt Mandy Mühle. Konkreter möchte sie nicht werden. Eines aber steht fest: Im kommenden Herbst sollen die Arbeiten am Neubau abgeschlossen sein. „2019 feiern wir zwei Jubiläen“, sagt Mandy Mühle. So jährt sich im kommenden Jahr die Gründung der ersten Mühle-Firma durch Robert Mühle zum 150. Mal. Dessen Urenkel, Hans-Jürgen Mühle, wagte nach zwei Enteignungen einen Neuanfang. Er schuf 1994, also vor 25 Jahren, die Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik.

Beide Jubiläen möchte Mühle im erweiterten und neu gestalteten Betriebsgebäude feiern. Auch die bereits bestehenden Gebäude bekommen eine Frischekur. Mühle verabschiedet sich vom blassen Blau. Stattdessen wird die gesamte Fassade einen grauen Anstrich bekommen.