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Es brummt in Altcunnewitz

Im Löbauer Ortsteil fühlen sich die Einwohner von einer Windkraftanlage gestört.

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© Rafael Sampedro

Von Patrick Richter

Seit über einem Jahr steht es nun dort, das große Windrad beim kleinen Löbauer Ortsteil Altcunnewitz. Dabei überragt es alles in der Umgebung, auch die sieben kleineren Exemplare, die schon viele Jahre hier stehen. Den umliegenden Anwohnern ist das große Windrad allerdings ein Dorn im Auge. Also eigentlich weniger im Auge, als im Ohr. Denn die Windkraftanlage sei auch in großer Entfernung noch laut zu hören. Die Betroffenen in den Orten in der Umgebung haben schon versucht, etwas dagegen zu unternehmen – bislang allerdings ohne Erfolg.

Das Problem für die Bewohner sind nicht etwa die Flügelschläge des Windrades, sondern ein dauerhaftes, monotones Brummen. „Es gibt Tage, da ist es leiser zu hören und Tage, an denen es richtig laut ist“, sagt ein Altcunnewitzer gegenüber der SZ. Am meisten stört ihn dabei, dass das gleichbleibende Geräusch einfach immer zu hören sei. Man nehme es bei dem Altcunnewitzer nicht nur im Garten wahr, sondern auch direkt im Haus, sogar bei geschlossenen Fenstern – und das, obwohl das große Windrad ungefähr 1,3 Kilometer von dem Ort entfernt steht. „Es nervt natürlich und ist deswegen schon ein ziemlicher Stressfaktor“, findet der Altcunnewitzer. Er vergleicht das Geräusch mit dem Brummen eines Autos, neben dem man steht. Von den sieben kleineren Windrädern sei hingegen nie Lärm zu hören gewesen, versichert der Anwohner. Denn grundsätzlich hat er nichts gegen Windräder. Mit dem Betreiber des großen Exemplars sei er dann in Kontakt getreten, um dem Unternehmen das Problem näher zu bringen. Seit dem vorigen Februar schickt er monatlich eine Mail. Am Anfang hat er auch noch Antworten bekommen. Man werde sich die Lage anschauen, habe es damals geheißen.

Warten auf die Messergebnisse

Betrieben wird das Windrad von der Firma Sabowind. Hier sei bisher nur die Beschwerde eines einzigen Anwohners eingegangen, wie Geschäftsführer Rainer Sack sagt. „Andere Anwohner wohnen in einer Entfernung von 800 bis 1000 Meter, von diesen haben wir keine Beschwerden bekommen“ sagt Rainer Sack, „Eine eventuelle Belästigung wird also sehr unterschiedlich wahrgenommen.“ Bei der Genehmigung des Windrades sei alles genauestens geprüft worden. Das Unternehmen versichert aber, dass es die Lautstärke sobald wie möglich nachprüfen lässt. Als Betreiber sind sie für die Messung zuständig. Dafür müssen laut Gesetz jedoch bestimmte Wetterbedingungen vorliegen. Diese habe es bislang noch nicht gegeben.

Der Neucunnewitzer Anwohner hat sich auch an das Umweltamt gewandt. Dort sind Beschwerden aus den umliegenden Orten Tetta und Neucunnewitz eingetroffen, wie die Untere Immissionsschutzbehörde des Landkreises bestätigt. Laut der Behörde richten sich die Grenzwerte nach dem Bundesimmissonsschutzgesetz. Darin ist festgelegt, dass am Tag 60 Dezibel bei geöffnetem Fenster erlaubt sind, in der Nacht hingegen nur 45. 60 Dezibel entsprechen ungefähr einem Rasenmäher aus zehn Metern Entfernung. Gleichbleibende Geräusche, wie ein Brummen, könnten allerdings noch für eine Verschärfung des Grenzwertes sorgen. Die Behörde wartet aber auf die Ergebnisse der Messung, bevor mögliche Konsequenzen gezogen werden könnten.

Brummen wird grenzwertig

Um die Belästigung nachzuweisen, ist der Altcunnewitzer darum selbst tätig geworden. Seit einiger Zeit zeichnet er zu Hause an seinem Computer den Geräuschpegel im Haus mit einem Mikrofon auf – besonders nachts. Daten mit einem Volumen von 25 Gigabyte hat er auf diese Art und Weise gesammelt. Sie zeigen, dass sich das elektrische Brummen in vielen Nächten in der Nähe des Grenzwertes befindet oder diesen überschreitet. „Meine Technik ist aber nicht so genau, wie ein spezielles Messgerät“, räumt der Anwohner ein.

Schon als das Windrad gebaut wurde, beschwerten sich Anwohner darüber. Bürger aus Neucunnewitz und Tetta versuchten, mit einer Unterschriftenliste dagegen vorzugehen, die sie an den Landkreis Görlitz geschickt haben. Eine Altcunnewitzerin habe zuletzt mit einigen Leuten im Nachbardorf darüber gesprochen, wie sie gegenüber der SZ sagt: „Aber dort sind sie mittlerweile der Meinung, dass man nichts an der Sache ändern kann“, sagt die Anwohnerin. Dass sich noch etwas ändert, daran glauben die beiden Altcunnewitzer im Augenblick nicht mehr. Sie betonen aber, dass sie bei dem Windrad auch in Zukunft nicht aufgeben wollen.