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„Es geht nicht alles zur gleichen Zeit“

2019 soll wieder investiert werden. Wofür der Wasserversorger Geld ausgibt, verrät Geschäftsführer der Weißeritzgruppe.

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Vom Wasserwerk in Klingenberg aus werden Freital, der Raum Dippoldiswalde und die Gemeinde Klingenberg mit Trinkwasser versorgt.
Vom Wasserwerk in Klingenberg aus werden Freital, der Raum Dippoldiswalde und die Gemeinde Klingenberg mit Trinkwasser versorgt. © Egbert Kamprath

Was in Freital, Dippoldiswalde, Altenberg und der Gemeinde Klingenberg in der Regel bei den meisten aus dem Wasserhahn kommt, ist zuvor durch das Rohrnetz geflossen, das die Wasserversorgung Weißeritzgruppe GmbH betreibt. Damit die Leitungen zuverlässig funktionieren, wird jährlich investiert. Welche Strategie der Wasserversorger damit verfolgt und welche Maßnahmen in diesem Jahr anstehen, erklärt Geschäftsführer Frank Kukuczka im Interview mit der Sächsischen Zeitung.

Herr Kukuczka, 4,4 Millionen sollen dieses Jahr investiert werden. Wohin fließt das meiste Geld?

Der Schwerpunkt unseres Investitionsplans liegt auf dem Erhalt des Rohrnetzes. 3,153 Millionen Euro werden hier investiert, in Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse. Damit können insgesamt 8,45 Kilometer des 1196 Kilometer langen Rohrnetzes erneuert werden. Das entspricht 0,71 Prozent des Bestandes. Legt man diese Zahlen zugrunde, müsste das Rohrnetz insgesamt allerdings 140 Jahre lang halten. Langfristig sollte deshalb bei Unterstellung einer 100-jährigen Nutzungsdauer etwa ein Prozent erneuert werden, das sollte das Ziel sein.

Wieso wird dann nicht ein Prozent erneuert?

Es hat hierzu einen Kompromiss im Aufsichtsrat gegeben, weil andere Investitionen auch eine hohe Priorität haben. Es geht nicht alles zur gleichen Zeit.

Frank Kukuczka ist diplomierter Wasserwirt und seit 1994 Geschäftsführer der Wasserversorgung Weißeritzgruppe.
Frank Kukuczka ist diplomierter Wasserwirt und seit 1994 Geschäftsführer der Wasserversorgung Weißeritzgruppe. © Egbert Kamprath

Was ist die teuerste Baumaßnahme 2019 und wo wird überall gebaut?

Im Ortsteil Obercunnersdorf der Gemeinde Klingenberg werden an der Dorfstraße Versorgungsleitungen auf einer Länge von 1,95 Kilometern getauscht. Dafür sind 539 000 Euro eingeplant. Zudem werden in Freital, Mohorn, Reichstädt, Possendorf, Rabenau, Dippoldiswalde, Fördergersdorf und Höckendorf verschlissene Rohrleitungen erneuert. Insgesamt haben wir neun Maßnahmen im Plan.

Was sind, abgesehen von neuen Rohrleitungen, die größten Posten im Investitionsplan 2019?

Die neue Kammerfilterpresse im Wasserwerk Klingenberg kostet insgesamt 1,1 Millionen Euro und wird über zwei Jahre finanziert. 2018 wurden dafür schon Mittel bereitgestellt. Der Anteil für 2019 beträgt 528 000 Euro. Mit der Presse werden die Wasserwerkschlämme entwässert. In den nächsten Tagen geben die Firmen ihre Angebote ab und danach wird über die Auftragsvergabe entschieden. Wir hoffen, dass die Realisierung der Gesamtmaßnahme in diesem Jahr abgeschlossen werden kann.

Auch für den Schadensfall steht pauschal Geld zur Verfügung. Wie viel ist eingeplant?

Für mögliche Havarien sind vorsorglich 100 000 Euro in den Investitionsplan aufgenommen worden. Denn es kann immer mal vorkommen, dass eine Pumpe kaputt geht oder Steuerungstechnik durch Gewitter ausfällt – auch, dass innerhalb kurzer Zeit mehrere Rohrbrüche auf einer Leitung auftreten, sodass deren Erneuerung wirtschaftlich vernünftiger ist, als weitere Reparaturen. Wenn wir das Geld für Havarien dieses Jahr nicht brauchen, ist es umso besser.

Als weitere Pauschale stehen 260 000 Euro zur Verfügung, die zum Beispiel für Baumaßnahmen verwendet werden können, die derzeit für uns noch nicht abzusehen sind. Denn unser Ziel ist es immer, gemeinsam mit Dritten zu bauen. Dazu stimmen wir unsere Pläne unter anderem mit den Verbandsgemeinden ab. Bei manchen Straßenbauprojekten der Kommunen, des Landkreises und des Freistaates bietet es sich an, in dem Zuge gleich die Rohrleitungen mit zu erneuern, selbst wenn diese erst ein oder zwei Jahre später im mittelfristigen Investitionsplan eingeordnet waren. Da viele Baumaßnahmen aber von Fördermitteln abhängen, ist es für uns wichtig, flexibel reagieren zu können.

Es sind auch 450 000 Euro für Projekte aus dem Vorjahr eingetaktet. Welche Vorhaben stehen noch als Reste auf der Agenda?

Eine der drei Baumaßnahmen kann erst dieses Jahr begonnen werden: im Bereich Mohorn in der unteren Ortslage bis Einmündung Nossener Straße. Die Auswechslung der Leitung in der Braunsdorfer Straße in Freital-Wurgwitz und der Boderitzer Straße in Bannewitz muss nach neuerlichen Abstimmungen mit den Straßenbaulastträgern um ein weiteres Jahr verschoben werden. Manchmal dauert es einfach länger, bis Genehmigungen da sind. Darüber hinaus werden einige wenige Baumaßnahmen aus dem Vorjahr erst dieses Jahr fertiggestellt, hier sind aber nur noch Restarbeiten zu erledigen.

Wie hoch wird die Kreditaufnahme 2019 sein?

Die geplante Kreditaufnahme beträgt 2,854 Millionen Euro. Wir tilgen dieses Jahr 2000 Euro mehr, als wir aufnehmen.

Und wie entwickelt sich der Schuldenstand?

Die Restschuld aus der Aufnahme von insgesamt 110,14 Millionen Euro seit 1990 beträgt Ende diesen Jahres 58,58 Millionen Euro. Es wurden bisher also 51,56 Millionen getilgt. Bei 97 500 angeschlossenen Einwohnern beträgt die Restverschuldung 600 Euro pro Kopf.

Seit mehreren Jahren verfolgen wir die Investitionsstrategie, alte und verschlissene Anlagen auszutauschen. Zusätzlich müssen wir uns um die Brunnendörfer kümmern. Aufgrund des heißen und trockenen Sommers fielen viele Hausbrunnen trocken. Dies war für die Betroffenen eine sehr schwere Zeit. Hierzu sind jedoch enorme finanzielle Mittel notwendig. Dazu braucht es die Unterstützung des Freistaates Sachsen, damit die Grundstückseigentümer nicht überfordert werden. Wir sind am Anfang eines schwierigen Weges, aber dennoch optimistisch, auch dieses Problem zu lösen.

Das Gespräch führte Anja Ehrhartsmann.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/freital und www.sächsische.de/dippoldiswalde vorbei.

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