Steffen Seibert hat die journalistischen Seiten gewechselt. Bisher hat er im öffentlich-rechtlichen Fernsehen politische und andere Ereignisse präsentiert, eingeordnet und bewertet. Jetzt will der TV-Moderator als Regierungssprecher die Politik der schwarz-gelben Koalition erklären und für sie werben. Der bisherige Wechselwähler Seibert hat sich gestern bei seinem ersten Auftritt vor der Bundespressekonferenz als „Bewunderer“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel geoutet. Schon allein deshalb ist es gut gewesen, den bisherigen Job als weitgehend objektiver Beobachter mit dem des subjektiven Politik-Verkäufers zu tauschen.
Seibert hat sich keine einfache Aufgabe gesucht. Ohne eigene Erfahrungen im mitunter ziemlich hinterhältigen Politikbetrieb, für einen ständigen 16- bis 18-Stunden-Tag nicht übermäßig üppig bezahlt, muss er nunmehr jederzeit hellwach, freundlich und kompetent Auskunft geben. Vergnügungssteuerpflichtig ist das nicht.
Seibert ist ein erfahrener, Kamera-gewohnter Präsentierer. In dieser Hinsicht wird er seinen neuen Job professionell ausführen. Sein sympathisches Wesen wird ihm ebenso helfen wie seinem Vorgänger Ulrich Wilhelm. Eines aber wird auch Merkels Neuer nicht schaffen können: Miese Politik und schlechte Regierungsarbeit dauerhaft schönzureden.
Und die Koalition, für die Seibert ab jetzt seinen Kopf raushängen will, fällt bislang mehr durch Gewurschtel und Profilierungsgehabe auf als durch gelöste Probleme. Kurz: durch einen anhaltenden Fehlstart. Wer es gut mit Seibert und dem ganzen Land meint, kann eigentlich nur auf Besserung hoffen.