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Es läuft

Ines Hanke ist mit ihrem Schuhladen in Löbau umgezogen. Sie ist erfolgreich, sieht aber auch Probleme im Handel.

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© Thomas Eichler

Von Romy Kühr

Löbau. Ines Hanke trägt ihre Leidenschaft ganz offen zur Schau. Am Hals der Löbauer Geschäftsfrau baumelt ein Kettenanhänger in Form eines Pumps. Schnell ist klar: Diese Frau liebt Schuhe. Deshalb hat sie sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht – mit einem Schuhgeschäft natürlich. Das läuft so gut, dass sich Ines Hanke jetzt bereits vergrößert hat und vor wenigen Tagen von der Inneren Zittauer Straße in ein neues Geschäft an der Nicolaistraße umgezogen ist.

Mit den neuen Räumen hat Frau Hanke ein großes Erbe übernommen. Denn das elegante Jugendstilhaus an der Straßenecke von Nicolai- und Bahnhofstraße war schon immer ein Textilgeschäft und in Löbau eine bekannte Adresse für Bekleidung. Zuletzt betrieb es Anne Wolfermann mit „Annes Boutique“, die erst zum Jahresende 2016 schloss. Dass Frau Hanke den Laden nur kurze Zeit nach der Schließung übernahm, ergab sich eher zufällig. Eigentlich hatte sie geplant, im nächsten Jahr ein Geschäft am Altmarkt zu eröffnen. Dann hatte sie gehört, dass Frau Wolfermann zumacht. Sie fragte bei ihr nach, ob sie etwas von der Ladenausstattung übernehmen könnte. „Als ich so im Geschäft stand, dachte ich: Das ist doch ein schöner Laden.“ Also entschied sie, ihn zu übernehmen. Sie brachte neue Farbe an die Wände, nahm kleinere Umbauten vor. So baute sie ein Lager ein, in dem sie die Schuhe lagern kann, die gerade keine Saison haben. Familie und Freunde haben mit angepackt. „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Geblieben sind aber die schönen, historischen Details im Geschäft. So gibt es noch immer die hölzernen, verzierten Verkleidungen mit zarten Glasscheiben hinter den Schaufenstern. „Daran habe ich nichts verändert. Das gehört einfach zu dem Laden und hat einen ganz besonderen Charme“, findet die Inhaberin.

Für ihren Umzug nach so kurzer Zeit als Selbstständige nennt Frau Hanke zwei Gründe. Zum einen war ihr alter Laden in der Inneren Zittauer Straße viel zu klein. „Er hatte nur 40 Quadratmeter, da sah es schnell ramschig aus“, erzählt Frau Hanke. Die viele Ware war kaum unterzubringen. Im neuen Laden stehen 200 Quadratmeter zur Verfügung, davon rund 160 Quadratmeter als Verkaufsfläche.

Noch ein weiterer Grund hat die Inhaberin dazu bewegt, die Innere Zittauer Straße zu verlassen. Die Lage ihres neuen Geschäfts sei deutlich attraktiver. „Die Innere Zittauer stirbt langsam aus“, sagt Frau Hanke. Immer weniger Kunden würden bis dort hinunter laufen. Das Geschäftsleben spiele sich mehr Richtung Bahnhofstraße ab. Immer mehr Läden an der Inneren Zittauer stehen leer. Nun auch ihr ehemaliges Geschäft. Sich als Gewerbetreibender zu behaupten in Löbau, sei schwierig geworden, sagt die 52-Jährige, die sich auch in der Werbegemeinschaft engagiert. Die Bevölkerung sei relativ alt, dazu gebe es viele Arbeitslose. „Die Leute haben immer weniger Geld.“ Die Folge ist, dass sich heute immer weniger Menschen trauen würden, einen eigenen Laden zu eröffnen. Sie hat es dennoch gewagt. „Löbau ohne Schuhladen, das geht nicht“, dachte sich Ines Hanke, als ihr Stammschuhgeschäft schloss. Die Inhaber mussten altersbedingt dicht machen. Nach ein paar Monaten Schließzeit eröffnete Ines Hanke im selben Laden neu. Zwar hatte sie bis dahin bereits im Handel gearbeitet, aber nicht in der Schuhbranche. „Ich habe Seminare besucht, mir Fachwissen angeeignet.“

Den Schritt in die Selbstständigkeit hat die Löbauerin trotz aller Schwierigkeiten in der Geschäftswelt nicht bereut. Sie sieht ihre Chance darin, dass es in ihrer Branche kaum Konkurrenz gibt in Löbau. Es gibt noch Discount-Schuhketten, aber kein Schuhfachgeschäft, wie das von Ines Hanke. Und sie hat sich spezialisiert: Bei Ines Schuhmoden gibt es Über- und Untergrößen. Das heißt bei Damenschuhen von der Größe 34 bis zur Größe 43, bei Herren bis Größe 46/47. „Das gibt es nicht überall, deshalb kommen zu uns Kunden auch aus Görlitz und Bautzen“, erzählt die Geschäftsfrau. Auch das Internet sieht sie nicht als Konkurrenz. „Schuhe wollen viele lieber vor Ort anprobieren, als im Netz zu bestellen“, hat sie festgestellt. Demnächst will die Ladeninhaberin ihr Angebot noch erweitern. Gürtel, Tücher und Strumpfwaren sollen hinzukommen. Genügend Platz hat die Ladeninhaberin in ihrem neuen Domizil jetzt dafür – und auch für eine neue Mitarbeiterin, die bald im Laden anfängt.