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Es war Brandstiftung

Die Hasenschänke in Jacobsthal blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Bleibt ihr nur eine Zukunft als Brandruine?

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© Lutz Weidler

Von Dörthe Gromes

Jacobsthal. Verkohlte Dachsparren ragen in den Septemberhimmel, die Fenster sind geborsten, Tische und Bänke liegen umgestürzt da. Rund um die Jacobsthaler Hasenschänke sieht es so aus, als sei das Unglück erst vor kurzem passiert. Dabei ist es inzwischen schon zwei Monate ist es jetzt her, dass ein Brand das Ausflugslokal am Rande der Gohrisch-Heide verwüstete.

Das Feuer zerstörte vor allem das Hauptgebäude, die Nebengebäude sind weniger betroffen. Polizeiabsperrband zieht sich um das ganze Areal. Wirklich aufgeräumt hat hier anscheinend noch niemand. Dabei hatte Pächter Kay-Phillip Schwarz nach dem Brand noch gegenüber der SZ betont, er wolle das Lokal unbedingt wieder aufbauen. Doch die Dinge scheinen ins Stocken geraten. Schwarz ist derzeit für eine Stellungnahme nicht erreichbar, ebenso wie die Eigentümer.

Ermittler schließen technischen Defekt aus

Fakt ist, dass die Polizei wegen Brandstiftung ermittelt. Polizeisprecher Thomas Geithner teilte auf SZ-Anfrage mit: „Einen technischen Defekt schließen wir mittlerweile aus. Die Ermittlungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen.“

Gegenüber der Lokalität befindet sich ein weitläufiges Areal, auf dem ein Verein mit dem langen Namen „Gohrisch-Heide Jacobsthal/Bahnhof“ Gehege mit Ziegen, Schweinen, Kaninchen und Damwild unterhält. Am Wochenende kommen oft Familien mit ihren Kindern, um die Tiere zu sehen. Der Vereinsvorsitzende Hans-Joachim Breitsprecher erzählt, wie sie Anfang der 1990er Jahre das Gelände – zu dem damals auch die Hasenschänke gehörte – der Bahn abgekauft und Stück für Stück aufgebaut hätten. Damals diente das Lokal als Vereinshaus und entwickelte sich zu einer beliebten Ausflugsgaststätte in der Region. Die damit verbundene Arbeit konnte jedoch von den Ehrenamtlichen nicht mehr gestemmt werden. So verpachtete der Verein das Lokal. Da es immer wieder Probleme mit den Pachtzahlungen gab, verkaufte der Verein schließlich 2011 das Gebäude an eine Riesaerin.

Zweifel am Wiederaufbau

Die versuchte es mit einer Cocktailbar plus Tabledance, doch auch dieses Angebot lockte nicht genügend Besucher in das abseits gelegene Lokal. Also kamen neue Pächter mit neuen Ideen, die jedoch nur kurze Zeit durchhielten.

Annemarie Baum, Ortschaftsrätin von Jacobsthal erinnert sich: „Solange der Verein die Gaststätte betrieben hatte, war es ein schöner Ort, zu dem viele Leute kamen.“ Mit jedem Pächter sei das Angebot jedoch schlechter geworden. „Ich selbst bin schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen.“ Auch die Gemeinde bedauert die Entwicklung, welche die Hasenschänke genommen hat, sagt Hauptamtsleiter Ronny Werner. „Mit dem Brand wurde der Region ein wichtiger Ausflugspunkt genommen. So war die Hasenschänke ein zentrales Ausflugsziel im Rahmen des neu geschaffenen Gohrischheide-Rundweges.“ Derzeit würden sich keine Perspektiven abzeichnen, wie es weitergehen könne.

Hans-Joachim Breitsprecher vom benachbarten Verein tut der Zustand des Areals ebenfalls leid, der sich zudem negativ auf die Besucherzahlen des Tiergeheges auswirken würde. „Es wäre schön, wenn zumindest etwas aufgeräumt würde“, meint der Rentner. „Wir würden auch selbst anpacken.“ Was einen möglichen Wiederaufbau der Hasenschänke betrifft, ist er skeptisch: „Wenn man Geld in die Hand nähme, könnte man es schon wieder aufbauen, aber lohnt sich das?“