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Es wird kriminell

Ein Spurensicherungskoffer der Kripo ist der Hingucker in der Riesaer Bibliothek. Die kämpft selbst mit Kriminellen.

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Von Christoph Scharf

Riesa. Ordnung muss sein! Eine Gipsschale. Ein Zollstock. Viele kleine Döschen. Ein Pinsel. Zwei Stück Riesaer Seife. Dutzende Gegenstände, die Kriminalisten am Tatort brauchen, sind säuberlich im ausklappbaren Koffer aus braunem Kunstleder verpackt. „Den nutzte die Volkspolizei als Spurensuchkoffer“, sagt Karin Proschwitz, Chefin der Bibliothek Riesa. Polizisten des Riesaer Reviers hatten das Relikt zur Eröffnung des Krimi-Kabinetts überreicht.

Dort sorgt er für die passende Atmosphäre zwischen kriminellen Geschichten von Jack the Ripper bis zum Skandinavien-Schocker. Krimis sind nach wie vor die gefragtesten Bücher im Haus am Poppitzer Platz. „Daran hat sich 2015 nichts geändert“, sagt die 58-Jährige. Das neue Jahr wartet dafür mit einigen Neuerungen auf: Denn 2016 begeht die Riesaer Bibliothek, die von der städtischen Tochtergesellschaft FVG betrieben wird, ihr 135-jähriges Bestehen.

Viele Veranstaltung im Jubiläumsjahr

1881 war die Einrichtung im Rathaus gegründet worden, Später gab es einen Umzug an die Friedrich-Engels-Straße, dann an den Poppitzer Platz. Dort kam auch die Kinder- und Jugendbibliothek dazu, die früher an der Scheider- und an der Bahnhofstraße Räume hatte. Heute teilen sich die sieben Mitarbeiter der Bibliothek das Haus mit dem Museum, sie betreiben auch noch drei Außenstellen.

Gefeiert wird das Jubiläum allerdings vor allem am Poppitzer Platz. „Wir wollen das ganze Jahr über mit Veranstaltungen auf uns aufmerksam machen“, sagt Karin Proschwitz. Der Auftakt – eine poetische Bilderschau am 21. Januar um 16 Uhr – findet allerdings im Klosterratssaal statt.

Schon am 21. Februar um 15 Uhr folgt der zweite Streich. Dann liest Krimiautorin Claudia Puhlfürst in der Bibliothek, außerdem sind Buchpremieren oder ein Poetry-Slam-Wettbewerb geplant. „Zum Gründungstag am 3. Juli soll es einen Festakt geben“, sagt Karin Proschwitz.

Ein weiterer Höhepunkt dürfte der Buchsommer werden: Dafür werden jährlich neue Bücher gekauft, mit deren Lektüre sich Schüler unter Umständen eine 1 im Schulunterricht verdienen können. Die absolute „Lesekönigin“ war in Riesa eine Schülerin, die es in den Sommerferien auf 68 Bücher brachte.

Ganz so viel liest der „normale“ Nutzer nicht, von denen Riesa aktuell 2 300 zählt. Es waren mal mehr, doch die Einführung eines Jahresbeitrags 2014 forderte ihren Tribut. Aktuell zahlen Erwachsene zwölf Euro jährlich, Jugendliche sechs, Kinder drei Euro. „Wir arbeiten am Preisgefüge. Künftig soll es auch eine Familienkarte geben“, sagt die Chefin.

Transponder gegen Diebe

Damit die Leute nicht nur Krimis lesen, helfen die Mitarbeiter mit Empfehlungen. Genauso aber werden die Hinweise des Vereins der Bücherfreunde oder von Lesern selbst berücksichtigt. „Anders könnte man bei jährlich 90 000 Neuerscheinungen in Deutschland auch gar nicht den Überblick behalten.“

Auch in Elektronisches wird investiert – etwa in das bei Kindern beliebte, aber nicht ganz billige elektronische Lernspiel Tiptoi. Aufgerüstet hat man auch beim Kampf gegen Diebe: Mittlerweile sind Bücher, CDs, DVDs mit modernen RFID-Transpondern ausgestattet. Die Technik schlägt Alarm, wenn jemand etwas stehlen will. „Das wirkt: Seit wir das haben, ist nichts mehr weggekommen“, sagt die Bibliothekschefin. Vorher verschwanden ständig CDs, einmal sogar ein teures, vielbändiges Chemie-Nachschlagewerk. Nun ist Ruhe – die Kriminalität in der Bibliothek beschränkt sich aufs Krimi-Kabinett.