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Eulentreffpunkt Döbeln

In Döbeln Ost versammeln sich viele der Nachtjäger in einer Trauerweide. Das hat bei ihnen schon lange Tradition.

Von Jens Hoyer
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Aufmerksam beäugt eine Waldohreule den Fotografen. Auf einer Trauerweide in Döbeln Ost sitzen jeden Tag bis zu 14 Stück.
Aufmerksam beäugt eine Waldohreule den Fotografen. Auf einer Trauerweide in Döbeln Ost sitzen jeden Tag bis zu 14 Stück. © Dietmar Thomas

Döbeln. Eine alte Trauerweide in Döbeln Ost ist seit reichlich zwei Wochen der Ort einer ungewöhnlichen Versammlung. Von Weitem sind zwischen den dichten Ästen kleine schwarze Silhouetten zu erkennen. Erst bei näherem Hinsehen zeigt sich, wer sich da versteckt: Es sind Waldohreulen. 

Bis zu 14 Stück treffen sich jeden Tag in dem Baum, sagte der Naturschutzbeauftragte Siegfried Reimer, den ein Anwohner auf die ungewöhnliche Versammlung aufmerksam gemacht hatte. „Sie schlafen nicht, sondern beobachten die Umgebung. Sie mögen es nicht, wenn man ihnen direkt in die Augen schaut“, erzählt er.

Reimer hatte in den Bäumen des Wohngebiets zwar schon öfter diese Jäger der Nacht beobachtet, aber noch nie in solchen Mengen „Das in unserer vom Artensterben gebeutelten Welt etwas sehr Seltenes.“ Die Äste der Trauerweide bieten offenbar genügend Deckung und Schutz für die knapp 40 Zentimeter großen Raubvögel. Gern ziehen sich die Eulen auch in große Nadelbäume zurück. „Dort sind sie vor dem Habicht geschützt, der ihnen gefährlich werden kann“, sagte Reimer.

Die Tiere verraten ihre Anwesenheit vor allem durch die sogenannten Gewölle unter den Schlafplätzen. Das sind kleine Klumpen aus Tierhaaren und unverdaulichen Knochen, die die Tiere auswürgen. Vor Jahren hat Reimer solche Gewölle einmal für eine wissenschaftliche Studie gesammelt.

Auf einer Trauerweide in Döbeln Ost sitzen jeden Tag bis zu 14 Stück.
Auf einer Trauerweide in Döbeln Ost sitzen jeden Tag bis zu 14 Stück. © Jens Hoyer

Döbeln scheint schon seit langer Zeit im Winter ein zentraler Versammlungsort der Waldohreulen zu sein. Schon der Döbelner Heimatforscher und Naturexperte Dr. Reinhold Herrmann habe in Fachbeiträgen geschrieben, dass sich diese Tierversammlungen in Döbeln seit über 100 Jahren nachweisen lassen. Über die Gründe kann Reimer nur spekulieren. „Vielleicht geben das die Muttertiere an ihre Jungen weiter“, sagte er. Manchmal gesellen sich auch Sumpfohreulen dazu.

„Die Eulen haben es bei uns schwer“, sagte Reimer. Sie werden nicht nur vom Verkehr bedroht. Die nachtaktiven Räuber ernähren sich vor allem von Kleinsäugern. Über 90 Prozent der Beute machen Feldmäuse aus. Durch das das Totspritzen der Felder in der Landwirtschaft werden die Unkräuter abgetötet, von deren Wurzeln sich die Mäuse ernähren, erklärte Reimer. 

Auch viele Privatleute wollen keinen Rasen mehr im Garten. Die Eulen finden ihre Beute fast ausschließlich über den Hörsinn. Dabei bewegen sie sich selbst fast lautlos durch die Luft: Die Federn der Vögel hat die Natur so gestaltet, dass sie fast keine Windgeräusche erzeugen.

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