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Abschaffung der Sommerzeit steht nicht auf der Agenda

Das Uhren-Umstellen nervt viele Menschen. Laute Kritik nährte die Hoffnung auf ein baldiges Ende in der EU. Die Debatte musste aber anderen Themen weichen.

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Zweimal im Jahr müssen wir die Uhren umstellen. Und daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern.
Zweimal im Jahr müssen wir die Uhren umstellen. Und daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern. © Sina Schuldt/dpa (Symbolbild)

Braunschweig. Endlich Sommerzeit: Die Umstellung der Uhren ist für viele Menschen aber nicht mehr als ein ersehnter Frühlingsbote, für den sie eine "geklaute Stunde" gern in Kauf nehmen. Am kommenden Sonntag (27. März) werden in Deutschland und den meisten Ländern Europas die Zeiger wieder von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr vorgestellt. Die halbjährliche Debatte über Sinn und Zweck dieser Maßnahme scheint in diesem Frühjahr angesichts von Krieg und Krisen nahezu komplett auszufallen.

Diesen Eindruck teilt der Physiker Andreas Bauch von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, die für die Übermittlung der gesetzlichen Zeit in Deutschland zuständig ist. Es gebe keine wahrnehmbaren Politiker-Stimmen und die sonst üblichen Anfragen an seine Behörde blieben weitestgehend aus, sagte Bauch der Deutschen Presse-Agentur. Ziel der 1980 wieder eingeführten Umstellung ist es, das Tageslicht besser ausnutzen zu können. Kritiker zweifeln den Energiespareffekt immer wieder an.

Das Ende der Umstellung schien auch schon besiegelt: Brüssel - genauer gesagt Ex-Kommissionschef Jean Claude Juncker - hatte es 2018 durch eine spontane Ankündigung im deutschen Frühstücksfernsehen geschafft, sich ins Zentrum der halbjährlichen Berichterstattung zu rücken. Es blieb aber bei Überschriften und Worten: Seit ein paar Jahren liegt das Thema auf Eis, an diesem Stand hat sich nichts geändert.

Trotz Entscheidung weiter Unklarheit in den USA

"Diese Frage zur saisonalen Zeitumstellung ist auch eine saisonale Frage, die wir zweimal im Jahr jeweils vor der Zeitumstellung erhalten", sagte ein Sprecher der EU-Kommission vor sechs Monaten. Der Ball liege im Feld der EU-Staaten. Aktuell teilte die französische Ratspräsidentschaft mit, dass man nicht vorhabe, das Thema auf die Agenda zu setzten. Frankreich hat noch bis Ende Juni turnusgemäß den Vorsitz unter den EU-Ländern inne.

Viele Länder außerhalb Europas haben die Umstellung indes abgeschafft oder streben dies an. In den USA etwa hat der Senat in der vergangenen Woche jedenfalls dafür gestimmt, dass die Sommerzeit dauerhaft eingeführt wird. Bei Zustimmung im Repräsentantenhaus würde dies im November 2023 in Kraft treten. Es ist aber unklar, ob es eine Mehrheit dafür gäbe und ob US-Präsident Joe Biden ein entsprechendes Gesetz unterzeichnen würde. Ein absehbarer Vollzug ist also - ähnlich wie in Europa - überhaupt nicht sicher. (dpa)