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Ex-Bischof Rentzing: Rede in Ottendorf

Nach seinem Rücktritt meldet sich der frühere Bischof Rentzing zurück: In einem Vortrag vor Sympathisanten erklärt er, Kirche sei immer politisch in ihrem Wirken.

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Dr. Carsten Uwe Rentzing war im Oktober 2019 als sächsischer Landesbischof zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, dass er in seiner Studienzeit antidemokratische Texte verfasst hatte.
Dr. Carsten Uwe Rentzing war im Oktober 2019 als sächsischer Landesbischof zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, dass er in seiner Studienzeit antidemokratische Texte verfasst hatte. © Daniel Förster

Dresden/Ottendorf-Okrilla. Eine Woche nach der Wahl des neuen sächsischen Landesbischofs, Tobias Bilz, hat sich sein Amtsvorgänger Carsten Rentzing in der Öffentlichkeit zurückgemeldet. In einem Vortrag in Ottendorf-Okrilla sprach Rentzing am Sonnabend über die politische Verantwortung von Kirche. Zur aktuellen Situation der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens wollte er sich nicht äußern.

"Ich bin froh, dass die Landeskirche wieder einen Landesbischof hat", sagte Rentzing lediglich und bat, für Bilz und seinen Dienst zu beten. Der im Oktober 2019 zurückgetretene Bischof war einer Einladung der als konservativ geltenden Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft Sachsens gefolgt, die am Samstag in Ottendorf-Okrilla zu ihrer Mitgliederversammlung zusammengekommen war. Der Verein kooperiert mit dem Netzwerk Sächsische Bekenntnisinitiative, das sich innerhalb der Landeskirche für Bibel- und Bekenntnistreue einsetzt. Beide Gruppen hatten sich gegen einen Rücktritt Rentzings ausgesprochen.

"Kirche ist immer politisch in ihrem Wirken", betonte Rentzing vor rund 200 Zuhörern. Politisches Auftreten bestehe dabei in der "Verkündigung des Evangeliums". Der Vortrag in der evangelischen Kirche in Ottendorf-Okrilla wurde mehrfach von Applaus begleitet.

Kirche müsse aber mit der ihr eigenen Sprache auftreten, sagte er weiter. Ein Beispiel dafür sei das Wort "Barmherzigkeit", denn dieses benenne die "Quelle des politischen Einwurfs in der Debatte". Diese Art der Teilnahme am politischen Diskus sei dann auch "nachvollziehbar und verantwortbar".

Ein Beitrag der Kirche bleibe "bedeutungslos, wenn er nicht mit kirchlichen Inhalten gefüllt" werde, fügte Rentzing hinzu. Die Anzahl der kirchlichen Wortmeldungen sei so hoch wie nie zuvor, die "Wirkmächtigkeit" werde damit aber nicht größer, kritisierte er.

Nach seinem Rücktritt im Oktober und seiner Verabschiedung Mitte November hatte sich der als streng konservativ geltende Theologe weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Offiziell ist er im sogenannten Wartestand. Laut Landeskirchenamt übernimmt er derzeit Predigtdienste in Gemeinden der sächsischen Landeskirche. Welche Aufgabe Rentzing künftig übernehmen wird, ist offen. Auch dazu sagte er am Samstag nichts.

Rentzing war zurückgetreten, nachdem von ihm in der Studentenzeit verfasste, antidemokratische Texte bekanntgeworden waren. Er hatte mehrfach betont, die Entscheidung zurückzutreten allein getroffen zu haben. Von den Texten distanziert er sich heute.

Über seinen Rücktritt als Landesbischof gehen die Meinungen in den Gemeinden der Landeskirche weit auseinander. Während einige Kirchenmitglieder den Schritt als notwendig ansehen, sprechen andere von "Rufmord" und "Hetzkampagne" gegen Rentzing. Der künftige Bischof Bilz sicherte nach seiner Wahl Ende Februar Rentzing einen Platz in der sächsischen Landeskirche zu. Bilz wird am 25. April ins Amt eingeführt. (epd)

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