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Ex-Boxweltmeister Markus Beyer ist tot

Der Sachse ist nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Er wurde nur 47 Jahre alt.

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Markus Beyer 2005 nach seinem Kampf um die WBC-Weltmeisterschaft im Super-Mittelgewicht.
Markus Beyer 2005 nach seinem Kampf um die WBC-Weltmeisterschaft im Super-Mittelgewicht. © dpa

Von Andreas Zellmer und Nikolaj Stobbe

Zwei Monate nach dem Tod von Graciano Rocchigiani trauert die Boxbranche erneut: Der einstige Weltmeister Markus Beyer ist nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 47 Jahren in einem Berliner Krankenhaus gestorben. „Ich bin schockiert. Damit geht ein weiterer Großer – und in diesem jungen Alter“, sagte Verbandspräsident Thomas Pütz.

„Wir erhielten die Nachricht aus den Reihen der Familie“, sagte MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi. „Wir wussten von seiner Krankheit, hofften aber, dass er sie besiegen könnte. Aber sie war zu aggressiv.“ Beyer sei mit der Krankheit „sehr zurückhaltend“ umgegangen. Er arbeitete seit 2015 als Experte der Fernsehsendung Sport im Osten. „Wir sind bestürzt und trauern um einen großartigen und wunderbaren Kollegen“, sagte Jacobi. „Mit seinem Box-Sachverstand hat er als Mitarbeiter des MDR Sport im Osten in den vergangenen Jahren geprägt.“

Beyer bekam 1996 seinen ersten Profivertrag bei Wilfried Sauerland. Drei Jahre später gewann er durch einen Punktsieg gegen den Briten Richie Woodhall erstmals den WM-Gürtel. Der Sachse war der dritte Deutsche nach Max Schmeling und Ralf Rocchigiani, dem es gelang, den Titel im Ausland zu holen. Beyer kassierte zwar auch schmerzhafte Niederlagen, arbeitete sich in der Weltrangliste aber immer wieder nach oben und gewann den Gürtel dreimal. Häufig boxte der Profi in seiner Heimat: in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Riesa und Zwickau, zuletzt im Mai 2006.

Zu seinen spektakulärsten Auftritten gehörte der Vereinigungskampf gegen den Dänen Mikkel Kessler im Oktober 2006. Er verlor in Runde drei durch Knockout. Ende 2007 wechselte Beyer von Sauerland zu Arena. 2008 bestritt er seinen letzten Kampf. Beyer schlug den Russen Murad Machmudow nach Punkten. Am Ende standen 35 Siege in 39 Kämpfen zu Buche.

„Ich kann meine Gefühle mit Worten nicht beschreiben“, sagte sein langjähriger Kulttrainer Ulli Wegner. „Jeder weiß, dass er mein Lieblingssportler war, und das hatte vor allem eine menschliche Komponente. Markus Beyer war ein durch und durch feiner, großartiger Mensch. Im Moment fühle ich mich, als hätte mir jemand in die Magengrube geschlagen. Ich bin sehr traurig.“ Wegner entdeckte Beyers Talent schon früh und holte den Nachwuchsboxer noch in der DDR als Amateur nach Gera.

Für die Boxszene ist es der zweite Schlag binnen kurzer Zeit. Erst Anfang Oktober starb der frühere Weltmeister Graciano Rocchigiani im Alter von 54 Jahren. Er kam bei einem Autounfall auf Sizilien ums Leben. Mehr als 1 000 Trauergäste nahmen bei der bewegenden Beisetzung in Berlin Abschied von ihm. „Sie haben beide Geschichte geschrieben, Rocky und Markus, jeder auf seine Art“, sagte Wegner.

Beyer trat in der Öffentlichkeit immer besonnen und ruhig auf – anders als Rocchigiani. Er machte sich schon als Amateur einen Namen, gewann 235 seiner 274 Kämpfe, holte 1995 WM-Bronze und 1996 EM-Silber, schied bei Olympia 1992 in Barcelona im Achtel- und bei den Sommerspielen 1996 in Atlanta im Viertelfinale aus. „Er war taktisch sehr vielseitig, ein kompletter Boxer“, sagte Wegner.

Beyers ehemalige Kollegen reagierten geschockt. „Da fehlen mir die Worte“, sagte Henry Maske. „Ich bin sehr traurig. Ich habe gewusst, dass es ihm nicht gut geht. Er war ein erfolgreicher Sportler und ein ruhiger, angenehmer, rücksichtsvoller Mensch.“ Und Axel Schulz sagte: „Da tritt der Sport in den Hintergrund. Da hat er leider viel zu früh den wichtigsten Kampf verloren.“ (dpa/sid mit SZ)