Döbeln
Merken

Ex-Bundesliga-Profi für Respekt und Fair Play

René Tretschok trainiert zwei Tage lang junge Leisniger Kicker. Ein besonderes Camp.

Von Thomas Riemer
Teilen
Folgen
Spaß pur: 24 Nachwuchskicker des VfB Leisnig waren am Dienstag und Mittwoch beim Camp des „Tretschok Fußball-Zentrum“ in der Otto-Schuricht-Sportstätte am Ball.
Spaß pur: 24 Nachwuchskicker des VfB Leisnig waren am Dienstag und Mittwoch beim Camp des „Tretschok Fußball-Zentrum“ in der Otto-Schuricht-Sportstätte am Ball. © Dietmar Thomas

Leisnig. Der dichte Nebel am Mittwoch lässt kaum den Durchblick auf die beiden Rasenplätze des VfB Leisnig zu. Und auch die Temperaturen, die gerade mal an der Zweistelligkeit „kratzen“, laden nicht unbedingt zum Tollen im Freien ein.

Und so behalten die jungen Kicker, die kurz nach zehn Uhr aufs Feld stürmen, ihre Trainingsjacken auch zunächst an. „Mir ist kalt“, bestätigt Pia, eins von zwei Mädchen der „großen“ Gruppe. Sie gehört zu den insgesamt 24 Akteuren zwischen acht und zwölf Jahren, die für zwei Tage am Trainingscamp teilnehmen. 

Trainer und Veranstalter ist nicht irgendwer. Sondern mit René Tretschok ein Ex-Profi, der insgesamt rund 400 Spiele im bezahlten Fußball bestritt und einst für Borussia Dortmund und Hertha BSC sowie den 1. FC Köln auf dem Rasen stand. Tretschok, inzwischen 52 Jahre alt, gehörte dabei zum Dortmunder Team, das 1997 Champions-League-Sieger wurde. Mit den Borussen war er außerdem zweimal Deutscher Meister.

René Tretschok: Einst Fußball-Profi, vermittelt er seit rund 25 Jahren Nachwuchskickern wichtige Tugenden wie Respekt und Fair Play auf dem Platz. 
René Tretschok: Einst Fußball-Profi, vermittelt er seit rund 25 Jahren Nachwuchskickern wichtige Tugenden wie Respekt und Fair Play auf dem Platz.  ©  Archivfoto: Claudia Hübschmann

Shakehand vor und nach dem Spiel

Jetzt ist der Ex-Profi Inhaber des „Tretschok Fußball-Zentrum“ und als solcher insbesondere mit seinen Trainingscamps bei Fußballvereinen in den neuen Bundesländern unterwegs. Nachdem er im vergangenen Jahr schon einmal in Döbeln war, ist er jetzt zum VfB Leisnig gekommen. Dank der Sparkasse Döbeln können die 24 Kinder an den beiden Tagen kostenfrei am Camp teilnehmen. 

Das Engagement liegt aber mit Sicherheit auch am Grundinhalt der Einheiten: „Fußball und Fair Play“ hat sich Rene Tretschok in den rund 25 Jahren seines Einsatzes für den Nachwuchs auf die Fahne geschrieben. „Integration durch Sport“, die der Deutsche Olympische Sportbund anstrebt, gehört zu den Unterstützern.

Das Spielfeld ist an diesem Tag ein ungewöhnliches: Ein durch Banden begrenzter Bereich, zwei kleine Tore, fertig. Auf engstem Raum wird nach der Erwärmung ein „Drei gegen Drei“ gespielt. Ohne extra Schiedsrichter, dafür mit viel Disziplin, die schon mit dem Handschlag vor dem Spiel beginnt. „Die Kinder sollen beim Spiel selbst reflektieren, was sie eventuell falsch gemacht haben“, begründet René Tretschok das Prozedere.

Und er spart während der Spiele nicht mit Lob, kritisiert bei Bedarf. „Ihr müsst Euch zeigen“, ruft er, als sich ein Spieler hinter seinen Kontrahenten „versteckt“. Aber auch: „Ihr macht das schon viel besser als gestern.“ Denn tags zuvor standen Spiel- und Trainingsformen im Funino, bei dem auf vier Tore gespielt wird, im Vordergrund.

Generell aber steht die sportliche Leistung bei diesem Camp in Leisnig nicht allein im Blickpunkt. „Es ist kein Profi-Camp, es soll Spaß machen“, sagt René Tretschok. Immerhin sind kleine Kicker dabei, die schon fünf Jahre beim VfB spielen, andere gerade mal wenige Monate. 

So oder so: „Es ist das beste Alter, in dem man noch Einfluss auf die Spieler nehmen kann“, ist sich der Ex-Profi sicher. „Heißsporne“ zu bremsen und etwas ruhigere Typen zu ermuntern – auch das sei ein Anliegen seiner Arbeit. Und nicht zuletzt die Vermittlung, dass „gemeinsam gewonnen und auch verloren“ wird.

Highlight: ein gemischtes Turnier

Auf dem Rasenstück im Banden-Geviert zeigen sich derweil große Fortschritte bei den VfB-Nachwuchskickern. Sowohl im Zusammenspiel als auch hinsichtlich des Fair Play-Gedankens. Im Vereinshaus wiederum befasst sich die jeweils andere Gruppe bei einem Workshop mit den wahren Tugenden des Fußballs. Langeweile kommt bei den Knirpsen also zu keiner Zeit auf. Und auch der Spaß nicht zu kurz, wenn René Tretschok unvermittelt statt eines runden Leders ein eiförmiges Spielgerät auf den Platz einwirft.

Am Nachmittag treffen sich dann alle Beteiligten zum Highlight des zweitägigen Trainings-Camps. Ein Turnier „Drei gegen Drei“ steht auf dem Plan. Die Mannschaften sind altersmäßig gemischt, sodass die Älteren die etwas Jüngeren „mitreißen“ können. Manch technische Raffinesse ist bei den Nachwuchsspielern bereits zu erkennen. Die morgendliche Kälte längst vergessen. Pia und ihre Mitstreiter haben längst die Trainingsjacken abgelegt. Denn bei der Hatz um den Ball und der Lehrstunde in Sachen Fair Play sind alle mächtig ins Schwitzen gekommen.