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Ex-NPD-Politiker schwer belastet

Ist der frühere Abgeordnete René Despang der eigentliche Chef der rechtsextremen „Freien Kameraden Dresden“? Das behauptet ein Angeklagter. 

Von Alexander Schneider
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Despang saß von 2006 bis 2009 im Landtag.
Despang saß von 2006 bis 2009 im Landtag. © Archivbild: MKL-News

Je länger die Umtriebe der „Freien Kameradschaft Dresden“ (FKD) zurückliegen desto mehr gerät ein ehemaliger NPD-Landtagsabgeordneter in den Fokus, in dieser Neonazi-Truppe eine tragende Rolle gespielt zu haben: René Despang. Der 46-jährige Maler war Dresdner Parteichef und saß von 2006 bis 2009 im Landtag. Anfang 2018 trat er nach internen Querelen aus der NPD aus. Jetzt fiel sein Name wieder in einem der NPD-Prozesse am Landgericht Dresden.

Ein Angeklagter belastete Despang als „eigentlichen Anführer“ der rechtsextremen Kameradschaft, die ab Juli 2015 für ein halbes Jahr Angst und Schrecken verbreitet hatte. Die FKD beteiligte sich mit der rechtsterroristischen Gruppe Freital an Angriffen auf Flüchtlinge und ein alternatives Wohnprojekt. Außerdem wirkten Mitglieder bei den asylfeindlichen Krawallen in Heidenau (August 2015) und in Leipzig-Connewitz (Januar 2016) mit. Erst im November 2018 hat der vierte Prozess gegen vier mutmaßliche Mitglieder beziehungsweise Unterstützer der FKD vor der Staatsschutzkammer begonnen.

Der 31-jährige André M. hat nun ein Geständnis abgelegt. Das Gericht hatte ihm im Rahmen einer Verfahrensabsprache für umfassende Angaben zu den Vorwürfen eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung in Aussicht gestellt. M. hofft, dass sein Verfahren abgetrennt werden kann. Der Prozess gegen die drei Mitangeklagten – Christian L. (29), René V. (34) und Security-Mann René H. (32), der als Einziger in Untersuchungshaft sitzt – könnte noch wesentlich länger dauern. Deren Verteidiger greifen immer wieder Entscheidungen des Gerichts an. Die Kammer hat zunächst Termine bis Juni 2019 vereinbart.

FKD-Gründung nach Platzverweis

André M.s Geständnis war bereits zum Prozessauftakt Thema. Doch erst vergangenen Freitag hat seine Verteidigerin Astrid Koch eine gut 30-minütige Einlassung verlesen. Die war so umfangreich, dass das Gericht M. erst am gestrigen Dienstag dazu befragen wollte. M. sagte, er sei davon ausgegangen, Despang sei der eigentliche Anführer der FKD. Er habe beim Gründungstreffen nach einer nächtlichen Spontan-Demo vor der Asyl-Zeltstadt in der Bremer Straße, wo die Polizei alle Teilnehmer gefilzt und ihnen Platzverweise ausgesprochen hatte, das Wort geführt. Erst danach sei Despangs guter Freund Benjamin Z. ins Detail gegangen. M. sagte, er habe illegale Aktionen abgelehnt. Unmittelbar vor dem Überfall auf das alternative Wohnprojekt „Mangelwirtschaft“ in Übigau habe er sich heimlich aus dem Staub gemacht.

M. belastete auch Mitangeklagte. René H. etwa habe kurz an dem Gründungstreffen teilgenommen, um dort nach Leuten zu suchen, die „mehr“ gegen die Zustände im Land zu unternehmen wollten, als lediglich zu Pegida zu gehen oder eigene Demos zu veranstalten. Nach verschiedenen Darstellungen anderer Teilnehmer soll H. konkret die Begehung von Gewalttaten gemeint haben. Die Befragung M.s dauerte mehrere Stunden an.