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Ex-Schiri sieht Sittenverfall im Fußball

Mehr Lamentieren, mehr Unsportlichkeiten: Lutz Wagner kritisiert die Stimmung auf Fußballplätzen - und spricht von einer "Protestgesellschaft".

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Lutz Wagner (3.v.l.) beendete in der Saison 2009/10 seine Karriere als Profi-Schiedsrichter.
Lutz Wagner (3.v.l.) beendete in der Saison 2009/10 seine Karriere als Profi-Schiedsrichter. © dpa

Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner (56) hat im Zuge der Diskussionen um Emotionen im Fußball einen Sittenverfall auf den Plätzen beklagt. "Es wird zurzeit so ziemlich alles als Emotion gerechtfertigt. Man nimmt die Emotion als Entschuldung für eine Unsportlichkeit. Das kann es nicht sein", sagte das Mitglied der Schiedsrichter-Kommission Amateure des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Passauer Neuen Presse (Dienstagsausgabe).

Wagner stört sich nicht zuletzt an den vielen Diskussionen auf dem Rasen. "Wenn wir alles Unsportliche als Emotion abtun, machen wir es uns zu einfach. Und: Dieses ewige Lamentieren will ja auch der Fan nicht sehen", sagte Wagner, der bis 2010 197 Bundesligaspiele leitete. 

Auslöser der Diskussionen war die Gelb-Rote Karten gegen Stürmer Alassane Plea von Borussia Mönchengladbach im Auswärtsspiel gegen RB Leipzig (2:2) am 1. Februar.

Nach Ansicht von Wagner ist inzwischen eine "Protestgesellschaft" entstanden. "Da kommt dann einer, der mit der Situation gar nichts zu tun hat, aus 50 Metern angerannt und gibt auch noch seinen Senf dazu. Da muss man einfach mal sagen: So nicht", sagte er.

Eine unmittelbare Verantwortung des Profifußballs für Ausschreitungen auf Amateurplätzen sehe er zwar nicht, befand aber auch: "Was oben passiert, hat eine Vorbildfunktion für unten. Amateur- und Jugendspieler ahmen den Profi nach und die Schiedsrichter an der Basis ihre Kollegen in der Bundesliga." Die Zustände im Schüler- und Jugendbereich kosteten dem DFB zudem viele Schiedsrichter-Talente. (sid)