Von Dirk Schulze
Dittersbach. Nachdem jahrelang nichts passierte, ist nun ein Anfang gemacht. Das Rathaus von Dürrröhrsdorf-Dittersbach lässt ein Hochwasserschutzkonzept für den Kalten Bach in Dittersbach erstellen. Der Gemeinderat hat den entsprechenden Auftrag an ein Ingenieurbüro aus Bannewitz vergeben. Bis zum Jahresende soll das Konzept stehen. Das Hochwasserschutzkonzept ist die Voraussetzung, damit Rückhaltebecken oder andere Vorrichtungen gebaut werden können. Nach starken Regenfällen wurden in den vergangenen Jahren mehrfach zahlreiche Grundstücke in Dittersbach überschwemmt, zuletzt am 26. Juni.
Die Experten sollen das gesamte Einzugsgebiet des Kalten Baches vom Quellgebiet Rossendorf bis hin zur Mündung in den Schullwitzbach nach hydrologischen Gesichtspunkten untersuchen. Auch sämtliche Nebengewässer wie der Leiermühlengraben und ein weiterer Graben sind Teil der Studie. An Letzterem war bei dem Unwetter vor gut zwei Monaten ein Damm gebrochen, was eine Flutwelle auslöste.
Bei dem gebrochenen Wall habe es sich nicht um einen Damm im engeren Sinne gehandelt, wie Bürgermeister Jens-Ole Timmermann (Unabhängige Bürger) bereits kurz nach dem Hochwasser erklärte. In der Senke in einem kleinen Wäldchen in der Nähe des Bauhofes hätten die Bauern irgendwann vor vielen Jahrzehnten einen Durchlass angelegt und Erde aufgeschüttet, damit sie dort besser entlangfahren konnten. Bei den massiven Regenfällen in der Nacht zum 26. Juni staute sich dahinter das Wasser, bis der Wall nicht mehr standhielt. Wasser und Schlamm ergossen sich in Richtung Hauptstraße, wo der Kalte Bach bereits über die Ufer getreten war.
In einer kurzfristig organisierten Aktion – die Meteorologen hatten schon die nächsten Regenfälle angekündigt – hat das Technische Hilfswerk (THW) drei Tage später eine Sperre aus 3 000 Sandsäcken errichtet. Doch dabei handelt es sich nur um ein Provisorium. Nach Informationen von Anwohnern habe die Konstruktion eine Haltbarkeit von einem Jahr – doch bis dahin steht dort kein neuer Damm. Selbst wenn das jetzt beauftragte Konzept zu dem Ergebnis kommt, dass dort Rückhaltebecken nötig ist, könnte nach allen einzuhaltenden Fristen für die Prüfung durch Aufsichtsbehörden und Ausschreibungen frühestens 2018 gebaut werden. Hauptamtsleiter Dieter Sauer hat sich deshalb bereits dafür ausgesprochen, den Sandsackdamm wieder abzutragen. Es sei sicherer, das Wasser kontinuierlich abfließen zu lassen, anstatt es anzustauen. Bricht der künstliche Wall, seien erneut schlimme Schäden durch eine Welle zu erwarten.
Rekorderlös bei Versteigerung
Von besonderem Interesse für die Anwohner ist auch die Situation am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, auf dessen Gelände der Kalte Bach entspringt. „Wie hoch ist die tatsächliche Einleitung aus dem Forschungszentrum?“, fragte eine von den wiederholten Hochwassern betroffene Anwohnerin aus Dittersbach im Gemeinderat. Das Forschungszentrum darf im Normalfall 20 Liter pro Sekunde in den Kalten Bach einleiten, erklärte Hauptamtsleiter Dieter Sauer. Eine Ausnahme von 50 Litern pro Sekunde gelte nur, wenn der dortige Teich abgelassen wird, was natürlich nicht bei Regen geschehen soll.
Wie viel Wasser während des letzten Hochwassers tatsächlich aus Rossendorf kam, ist derzeit nicht bekannt. Das Forschungszentrum sei aber kooperativ und wolle seine Zahlen für das Hochwasserschutzkonzept zur Verfügung stellen. Auf dem Forschungsgelände sei viel für den Rückhalt des Wassers gebaut worden, erklärte Hauptamtsleiter Sauer, der im vergangenen Jahr zusammen mit Bürgermeister Timmermann vor Ort war. An den Kosten für den Hochwasserschutz könne man das Forschungszentrum jedoch nicht beteiligen, das sei auch bei anderem Unternehmen nicht der Fall. Allerdings gebe es voraussichtlich 75 Prozent Fördermittel vom Land Sachsen. Das beauftragte Hochwasserschutzkonzept kostet rund 18 000 Euro. Im Gemeindehaushalt waren ursprünglich nur 10 000 Euro eingeplant. Die Differenz wird aus dem Budget für das Hochwasserschutzkonzept für den Stürzabach finanziert, das später zusätzlich zum aktuellen Wiederaufbauplan gebraucht wird.
Unterstützung für die Dittersbacher gibt es noch an anderer Stelle: Bei der Versteigerungsaktion beim Dittersbacher Jahrmarkt am Montagabend sind 1 880 Euro zusammengekommen – so viel wie noch nie in den vergangenen zwölf Jahren. Der Erlös soll den vom Hochwasser betroffenen Anwohnern zugute kommen, in welcher Form genau, steht noch nicht fest.