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Fabrik in Neugersdorf sucht Käufer

Eine denkmalgeschützte Fabrik in Neugersdorf wird demnächst versteigert. Der Interessent hätte sogar schon Mieter.

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© Matthias Weber

Von Romy Kühr

Mit ehrgeizigen Plänen war ein junges Unternehmen vor knapp vier Jahren in einem ehemaligen Industriegebäude in Neugersdorf gestartet. Die Bluerea Verwaltungs GmbH mit Sitz in Dresden hatte die Gebäude des früheren Betriebes „Weberei und Färberei August Hoffmann“ erworben und eine Solaranlage auf den Dächern einer ehemaligen Produktionshalle installiert – nach eigenen Angaben die damals größte Aufdach-Anlage in Sachsen. Auch andere Ideen gab es, zum Beispiel für seniorengerechtes Wohnen.

Jetzt sieht die Verwaltungsgesellschaft selbst für die Gebäude keine Verwendung mehr. Die Sächsische Grundstücksauktionen AG hat den früheren Betrieb, der in der DDR auch zu Lautex gehörte, in ihren Versteigerungskatalog aufgenommen. „Ja, wir haben das Objekt in die Versteigerung gegeben“, bestätigt Bluerea-Geschäftsführer Thomas Schulz. Die GmbH wolle sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: Bau und Projektierung von Anlagen für erneuerbare Energien, begründet Schulz den Entschluss zum Verkauf. „Wir hatten geplant, in Neugersdorf ein großes Fotovoltaik--Projekt umzusetzen und die leer stehenden Hallen wiederzubeleben“, so Schulz. Diese Pläne seien durchaus umgesetzt worden. Die Solaranlage steht und ist nach wie vor in Betrieb. Sie laufe sogar über den Erwartungen. 2015 wurden etwa 852 000 Kilowattstunden Strom erzeugt und ins öffentliche Netz eingespeist, erklärt Schulz. Einen niedrigen sechsstelligen Betrag hat die Firma nach seinen Angaben in Neugersdorf investiert.

Auch die Hallen der rund 15 000 Quadratmeter großen Gebäudefläche werden genutzt. „Wir haben einige private Mieter, die sich Hobby-Räume, kleine Werkstätten und Lagerräume eingerichtet haben“, berichtet der Bluerea-Chef. Es gebe aber auch gewerbliche Mieter, die die Hallen als Lager nutzen oder Mobilfunkantennen betreiben. Auch eine kleinere Solar-Anlage sei errichtet worden, um die Mieter mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen. Der künftige Käufer hat also bereits sichere Mieteinnahmen in Höhe von rund 100 000 Euro pro Jahr. Die Mieter sind über die Verkaufsabsichten informiert, viele haben ihre Verträge verlängert, um über den Verkauf hinaus Sicherheit zu haben.

Das Mindestgebot liegt bei 220 000 Euro. Die Photovoltaik-Anlagen und die Mobilfunkantennen auf den Dächern werden allerdings nicht mit verkauft, sie bleiben Eigentum der bisherigen Anbieter. Für den Preis bekommt der Käufer aber das 21 000 Quadratmeter große Grundstück mit zwei Produktions- und Verwaltungsgebäuden sowie einer Halle. Die Bauten wurden um 1900 errichtet und Mitte der 1990er Jahre teilweise saniert.

Die alte Fabrik, die unter Denkmalschutz steht, hat für die Stadt historischen Wert. Der Gründer des Betriebes ist mit dem bekannten Carl Gottlieb Hoffmann verwandt gewesen. C.G. Hoffmann gilt als Gründer der ersten Textilfabrik in Neugersdorf. Von der Firma Carl Gottliebs sind nur der Wasserturm und das Stammhaus an der Ernst-Thälmann-Straße erhalten. Beide Familienzweige, der von Carl Gottlieb und von August Hoffmann, haben einen gemeinsamen Stammvater, nämlich Friedrich Hoffmann der Ältere, der um 1650 geboren ist.

Außerdem gab es in den Familien später mal eine Hochzeit untereinander. Diese Erkenntnisse legt ein Stammbaum offen, den Jörg von Lüdinghausen aus Kittlitz zusammengestellt hat. Er ist der Ururur-Enkel des Textilfabrikanten Carl Gottlieb Hoffmann.

Die Versteigerung findet am 31. Mai, ab 11 Uhr, in Dresden im Dorint-Hotel, Grunaer Straße, statt.