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Faires Fußballspiel

Bei der Fair-Play-Soccer-Tour kämpfen auch Mädchen vom Goethe-Gymnasium Bischofswerda um Tore. Doch die sind hier zweitrangig.

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© Rocci Klein

Von Theresa Hellwig

Bischofswerda. Matilda Schlegel und Leonie Mühle haben den Ball. Die beiden Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums laufen Richtung Tor, die Spannung steigt. Doch weil sich ein Junge aus der gegnerischen Mannschaft die Schuhe zubinden muss, pfeift der Schiedsrichter zur Pause. Danach ergreift seine Mannschaft die Chance beim Schopfe, krallt sich den Ball, bevor Matilda und Leonie auch nur die Möglichkeit haben, ihn wieder aufzunehmen. „Das war nicht ganz fair“, gibt der Junge nach dem Spiel zu. „Stimmt“, findet auch der Schiedsrichter. Deshalb gibt es einen Punkt Abzug für die Mannschaft des Jungen im blauen Trikot.

Denn an diesem Hallenfußball-Dienstag im Bischofswerdaer Wesenitzsportpark wird Fairness großgeschrieben. Sechs Fairplay-Punkte hat jede der 54 Mannschaften aus Bischofswerda und Umgebung bei den Spielen der Soccer-Tour. Das Ziel bei diesen Fußallspielen sind Tore, sicherlich. Doch viel wichtiger ist – der Name verrät es – ein faires Spiel. „Etwas nervig“, findet das Matilda. „Da kann ich ja gar nicht foulen“, erklärt sie schelmisch.

Begeht eine Mannschaft ein Foul, gibt es Punktabzug. „Hier gilt das Grundprinzip des Selberpfeifens“, erklärt Maximilian Leypoldt, der Schiedsrichter, der die Szene zwischen Matilda und ihrem Gegenspieler beobachtete. „Wenn die Spieler ihr Foul erkennen und sich entschuldigen, gibt es einen Punkt Abzug. Wenn wir dafür pfeifen müssen, sind es zwei Punkte.“ Akribisch wird darauf geachtet, dass sich die Mannschaften vor und nach dem Spiel abklatschen. Auch die Wortwahl der Spieler ist ausschlaggebend: „Beleidigungen werden nicht geduldet“, sagt Maximilian Leypoldt.

Matilda und Leonie stehen mit ihrer Schulfreundin Lydia Frenzel auf dem Feld. „Dynamo Kickers“ haben sich die drei genannt. Vor dem Wettkampf, zu dem die Kreissparkasse Bautzen einlud, haben sich die Mädchen „nur kurz warmgekickt, den Ball zugespielt“, erzählt Leonie. Während sie und Matilda eine Sportklasse am Goethe-Gymnasium besuchen und deshalb häufig zusammen trainieren, haben sie mit Lydia noch nicht so oft zusammen gespielt. Eigentlich hatten sie in einer anderen Konstellation teilnehmen wollen, doch weil eine Freundin absagte, sprang Lydia ein.

Nun steht das Mädchen im Tor, ihre Wangen verfärben sich rot vor Anstrengung, als sie erst einen Ball hält, dann den nächsten – und dann jedoch zwei Bälle ins Tor gehen. Das Spiel ist für die Mädchen kein Leichtes: Die gegnerischen Mannschaften bestehen nur aus Jungen. Sie kassieren viele Tore. Doch davon lassen sich die Elf- und Zwölfjährigen nicht beeinflussen. Sie lachen, scherzen. „Du hast gar nichts gemacht, Leonie. Ich hab alles alleine gemacht. Alles!“, wirft Matilda ihrer Freundin theatralisch vor. Beide lachen.

An diesem Tag wird die Mädchen-Mannschaft die zweite von zweien in ihrer Altersklasse. Doch dass sie heute keine großen Erfolge erzielte, ist nicht schlimm. Denn es geht ums Miteinander. Und der Einzug in den Landesentscheid in Dresden ist für die Mädchen sicher. Außerdem wissen Leonie und Matilda ziemlich gut, was sie eigentlich können: Bei Jugend trainiert für Olympia gewannen sie mit ihrer Schulklasse 2016/2017 nicht nur das Regionalfinale, sondern auch das Landesfinale. So nahmen sie sogar am Bundesentscheid teil.

Am 11. März geht es für die Mädchen und 31 weitere Teams aus Bischofswerda und Umgebung nach Dresden. „Wir müssen noch etwas trainieren“, überlegt Matilda. „Und taktischer spielen, mehr reden“, ergänzt Leonie. Wenn es gut läuft, geht es im Juli nach Rügen: zum Bundesfinale.