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Fakten gegen Vorurteile

Lehrer sollen auf rechte und antidemokratische Sprüche reagieren können. An den Berufsschulen werden sie dafür speziell geschult.

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© Frank Sühnel

Von Andrea Schawe

Dresden. Was macht man mit einem Schüler, der sich offen zur rechten Szene bekennt? „Da muss man gegensteuern“, sagt Hans-Georg Clemens, der Schulleiter des Berufsschulzentrums für Technik in Dresden. Ein Klassenlehrer hat das Gespräch mit ihm gesucht, auch der Betrieb wurde eingeschaltet. Der Lehrer wurde im Projekt „Starke Lehrer – starke Schüler“ für Rechtsextremismus sensibilisiert und geschult, wie er an der Schule damit umgehen kann.

Die Robert-Bosch-Stiftung hatte das Modellprojekt zusammen mit dem Kultusministerium 2015 gestartet. Neun Berufsschulen mit 23 Lehrern waren beteiligt. Damals hätten die Themen Rechtsextremismus, Demokratiefeindlichkeit und politsche Bildung noch nicht so im Fokus gestanden wie heute, sagt Uta-Micaela Dürig, die stellvertretende Vorsitzende der Stiftung. „Doch in Sachsen standen die Türen offen – im Gegensatz zu anderen Bundesländern .“

Der Bedarf war da – und ist es noch. Gerade wenn wie derzeit darüber diskutiert wird, wie politisch Schule sein darf, und was das Neutralitätsgebot oder der Beutelsbacher Konsens in der politischen Bildung bedeuten. „Schule ist ein politischer Raum und muss es auch sein“, sagt Kultusminister Christian Piwarz (CDU).

Wichtig sei, die Ansichten zu erkennen, mit den Schülern zu reden und einen Ausgleich zwischen den Interessen zu suchen. „Wir haben 1 900 Schüler“, sagt Schulleiter Hans-Georg Clemens. „Da ist es klar, dass wir die ganze Bandbreite politischer Ansichten vertreten haben.“ Gerade in der Berufsschule. „Das sind Berufskraftfahrer und Metallbauer. Das sind Kerle.“

Die Lehrer wurden geschult, wie sie sich offen dem Diskurs stellen. „Sie erkennen, dass politsche Bildung eine Aufgabe von Schule ist“, sagt Projektleiter Rico Behrens von der TU Dresden. „Wir geben ihnen die inhaltliche Expertise.“ Mit Fakten zum Thema Asyl und Flucht können sie Vorurteile und Stereotypen widerlegen. Sie erkennen rechtsextreme Symbole und können einschätzen, ob die Betroffenen geschützt werden müssen oder ob die Chance auf eine Diskussion besteht.

„Wir sind in der Pflicht, Lehrer an den Schulen zu stärken und ihnen Sicherheit im Umgang mit extremistischen Bestrebungen und Tendenzen zu geben“, sagt Kultusminister Piwarz. Er kündigte an, das Projekt in das Schulsystem zu übernehmen. In den nächsten zwei Jahren stellt der Freistaat dafür etwa 400 000 Euro zur Verfügung. Es werde an weiteren Berufsschulen eingeführt. Mittelfristig sollen auch die Oberschulen dazukommen, so Piwarz.