Merken

Fall Anneli-Marie: Beide Tatverdächtige sind in Haft

Die 17-Jährige wurde schon kurz nach ihrer Entführung getötet. Anneli-Maries mutmaßliche Mörder sind in Haft.

Teilen
Folgen
© Christian Essler

Von Karin Schlottmann

Dresden. Eine Chance, ihre Entführung zu überleben, hatte Anneli-Marie offenbar nicht. Die 17-Jährige ist nach bisherigen Ermittlungen bereits am vorigen Freitag, einen Tag nach ihrem Verschwinden, getötet worden. Das teilte Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit. Am Montagabend hatten Ermittler die Leiche der Unternehmertochter aus der Nähe von Meißen auf einem ehemaligen Bauernhof entdeckt. Das Mädchen sei nackt gewesen, Teile ihrer Kleidung seien verbrannt worden.

Der Fall Anneli-Marie

Eine brennende Kerze an der Hofeinfahrt eines Bauernhofes in Lampersdorf. Nun ist es traurige Gewissheit: die entführte Anneli-Marie ist tot.
Eine brennende Kerze an der Hofeinfahrt eines Bauernhofes in Lampersdorf. Nun ist es traurige Gewissheit: die entführte Anneli-Marie ist tot.
Die 17-jährige Unternehmertochter hatte das Wohnhaus der Eltern in einem Dorf bei Meißen am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr verlassen. Nach Bekanntwerden der Entführung rücken am Freitag Polizisten zu einem Gehöft in Luga aus.
Die 17-jährige Unternehmertochter hatte das Wohnhaus der Eltern in einem Dorf bei Meißen am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr verlassen. Nach Bekanntwerden der Entführung rücken am Freitag Polizisten zu einem Gehöft in Luga aus.
Am frühen Morgen durchkämmt ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Anwesen. Allerdings finden die Beamten nichts.
Am frühen Morgen durchkämmt ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Anwesen. Allerdings finden die Beamten nichts.
Die Polizei teilt am Sonntagabend auch der Öffentlichkeit mit, sie gehe wegen einer Lösegeldforderung von einer Entführung aus. Es werde wegen erpresserischen Menschenraubes ermittelt. Die Eltern des Mädchens wenden sich in diesem offenen Brief an die Täter.
Die Polizei teilt am Sonntagabend auch der Öffentlichkeit mit, sie gehe wegen einer Lösegeldforderung von einer Entführung aus. Es werde wegen erpresserischen Menschenraubes ermittelt. Die Eltern des Mädchens wenden sich in diesem offenen Brief an die Täter.
Als Reaktion auf einen Zeugenaufruf gehen mehr als 50 Hinweise bei der Polizei ein.
Als Reaktion auf einen Zeugenaufruf gehen mehr als 50 Hinweise bei der Polizei ein.
Ein Großaufgebot von Polizei und Spezialeinsatzkräften durchsucht am Montag Gebäude im Gebiet Klipphausen südlich von Meißen, darunter einen Bauernhof samt Umgebung in Lampersdorf und eine Wohnung in Dresden-Cotta.
Ein Großaufgebot von Polizei und Spezialeinsatzkräften durchsucht am Montag Gebäude im Gebiet Klipphausen südlich von Meißen, darunter einen Bauernhof samt Umgebung in Lampersdorf und eine Wohnung in Dresden-Cotta.
In einem Ort bei Bamberg (Bayern) und in Dresden werden zwei Verdächtige im Alter von 39 und 61 Jahren festgenommen. Das Foto zeigt das Haus in Bayern.
In einem Ort bei Bamberg (Bayern) und in Dresden werden zwei Verdächtige im Alter von 39 und 61 Jahren festgenommen. Das Foto zeigt das Haus in Bayern.
Insgesamt waren 1.200 Beamte an der Suche nach Anneli-Marie beteiligt.
Insgesamt waren 1.200 Beamte an der Suche nach Anneli-Marie beteiligt.
Die Suche dauerte den ganzen Montag lang an.
Die Suche dauerte den ganzen Montag lang an.
Auf dem Hof in Lampersdorf habe man die Leiche einer jungen Frau gefunden, teilte die Polizei in der Nacht zu Dienstag mit.
Auf dem Hof in Lampersdorf habe man die Leiche einer jungen Frau gefunden, teilte die Polizei in der Nacht zu Dienstag mit.
Am Dienstagnachmittag bestätigt die Polizei auf einer Pressekonferenz in Dresden: Das tote Mädchen ist mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Anneli-Marie.
Am Dienstagnachmittag bestätigt die Polizei auf einer Pressekonferenz in Dresden: Das tote Mädchen ist mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Anneli-Marie.
Polizeipräsident Dieter Kroll erläutert  Einzelheiten zum Fall.
Polizeipräsident Dieter Kroll erläutert Einzelheiten zum Fall.
Gegen die beiden Verdächtigen - die hier in einem Transporter das Amtsgericht in Dresden verlassen - wurde Haftbefehl erlassen.
Gegen die beiden Verdächtigen - die hier in einem Transporter das Amtsgericht in Dresden verlassen - wurde Haftbefehl erlassen.

Rund 1 200 Beamte hatten die Schülerin mehrere Tage lang gesucht. „Unsere Hoffnungen und Gebete sind nicht erhört worden“, sagte Kroll. Den beiden mutmaßlichen Tätern sei es von Anfang an um das Lösegeld in Höhe von 1,2 Millionen Euro gegangen. Die Eltern seien zahlungsbereit gewesen, aber offenbar hatten die Entführer keinen Plan für die Geldübergabe. Allein die Forderung, die hohe Summe per Online-Überweisung zu erhalten, sei unmöglich zu erfüllen gewesen.

Die Entführer hätten zudem keine Masken getragen, als sie Anneli am Donnerstagabend überwältigten und in ihr Auto zerrten, sagte Kroll. Die junge Frau war mit dem Hund in der Nähe ihres Elternhauses spazieren. Die Staatsanwaltschaft geht inzwischen von Habgier und Verdeckungsabsicht als Mordmotiv aus. Eine Sexualstraftat liege nicht vor.

Das Amtsgericht Dresden erließ Haftbefehle gegen die Tatverdächtigen. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Während der eine schweigt, hat der zweite Täter eine Aussage gemacht, hieß es. Eine DNA-Spur am Fahrrad des Opfers führte die Polizei auf die Spur der Entführer. Zudem hatte sich ein Anwohner bei der Polizei gemeldet, dem das Tatfahrzeug aufgefallen war.

Bei den Beschuldigten handelt es sich um einen 61-Jährigen aus Dresden, der früher mit Edelmetall handelte und in Geldschwierigkeiten steckt, sowie um einen 39-jährigen Koch aus der Nähe von Bamberg. Er hatte mit seiner Familie bis vor Kurzem in dem ehemaligen Bauernhof in Lampersdorf gewohnt, in dem die Polizei Annelis Leiche fand. Die Beschuldigten kannten offenbar das Entführungsopfer vom Sehen. Anneli stamme aus einer bekannten und angesehenen Unternehmerfamilie, sagte Kroll.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Sachsens Innenminister Markus Ulbig (beide CDU) äußerten sich bestürzt über den Tod der Schülerin. Annelis Familie hat vor ihrem Haus eine Gedenkecke eingerichtet. „Wer eine Möglichkeit sucht, seiner Trauer Ausdruck zu geben, kann dies hier gern tun“, teilte ein Familienmitglied auf Facebook mit.