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Zurück in die Bauhaus-Zukunft

Wie die Kreativen dieser Welt in Weimar wirkten zeichnet die Premiere des Interaktiven Figurentheaters Im Burgtheater Bautzen nach.

Von Tom Vörös
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An der Weimarer Bauhaus-Uni wurden grundsätzliche Dinge neu erdacht.
An der Weimarer Bauhaus-Uni wurden grundsätzliche Dinge neu erdacht. © PR

Bereits der Titel des Stücks, „Die Reise zum Mittelpunkt des Raumes“, wirkt beinahe ein wenig tiefgestapelt angesichts der Allgegenwärtigkeit des Bauhauses – sei es als schnörkelfreies, funktionales Möbelstück oder in der Gestaltung von Häusern und Räumen. Damals, zwischen 1918 und 1933, veränderten sich die Sehgewohnheiten auf alltägliche Gegenstände fundamental. Ob dabei etwas als schön oder hässlich empfunden wird, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Fakt ist: Im Bauhaus Weimar studierten und unterrichteten Frauen und Männer aus der ganzen Welt. Auf visionäre Weise gestalteten sie Räume, Möbel, Alltagsgegenstände, Spielzeug und andere Objekte – vor allem aber Visionen.

Spannende Zeitreise in eine Ära des Aufbruchs

Das Bauhaus als Schule der Gestaltung vor über 100 Jahren gegründet, war in der kurzen Zeit seines Bestehens – zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Machtergreifung Hitlers – ein Ort, an dem auf besondere Weise Kreativität, Selbstentfaltung und Gemeinschaft erblühen konnten. Es war ein Experiment, an dem wichtige Künstler ihrer Zeit mitwirkten und in dem sich verschiedene künstlerische, literarische und geistesgeschichtliche Strömungen begegneten. Das Ziel: „Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft!“ Das interaktive, synästhetisches Figurentheater stellt nun in einer Inszenierung unter der Regie von Franziska Merkel diese ästhetische Zeitenwende nach. Merkel kümmerte sich ebenfalls um die Materialausstattung. Die Figuren im durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsengeförderten Inszenierung baute Moritz Trauzettel und für Musik und Klang sorgt Bernd Sikora. Die Idee und Dramaturgie hatte Karoline Wernicke.

Und man kann mithilfe der Figuren getrost einmal abtauchen in eine ganz andere Ära des Aufbruchs und riskiert dabei einen Blick auf eine besondere Schule, in der Spiel, Fest und Arbeit eine produktive und lebendige Einheit bilden sollten. Dort soll es der Überlieferung nach nicht verboten gewesen sein, selbst die unmöglichsten Träume in reale Gegenstände umzusetzen. Im Fokus der Ausbildung stand vor allem eines: sich selbst und die eigene Kreativität zu erleben und zu entfalten. Das Bauhaus war eine große Idee, die noch heute begeistert und inspiriert. Diese Idee will die interaktive Inszenierung nun wieder lebendig werden lassen. Ausgehend von den sieben Werkstoffen Metall, Holz, Stein, Glas, Ton, Gewebe und Farbe, die die Bauhaus-Studenten in dem berüchtigten Vorkurs erforscht haben, wird der kleine Saal in einen klingenden Erlebnis- und Theaterraum verwandelt. Die Zuschauer begeben sich zusammen mit den drei Spielern auf eine synästhetisch-theatrale Reise, auf der sie verschiedene Persönlichkeiten und die Geschichte des Bauhauses in einer gesellschaftspolitisch denkwürdigen Zeit erleben sowie Träume und (Klang-)Räume finden und selbst gestalten können. In den Rollen zu erleben sind: Marie-Luise Müller als Friedl Dicker, Moritz Trauzettel als Josef Albers und Eva Vinke als Marianne Brandt. 

Die Reise zum Mittelpunkt des Raumes – Das Bauhaus lebt!

Premiere am 16.10., 10 & 20 Uhr, Burgtheater Bautzen, kleiner Saal;

Weitere Termine: 3., 4., 5, & 6. 11. sowie am 16.11., jeweils um 10 Uhr; ab 10 Jahren

Karten unter: www.theater-bautzen.de