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Bis zur stabilen Seitenlage

Wie Vorschulkindern Erste Hilfe vermittelt wird, erklärt Ralf Rehwagen, Koordinator für Kinder- und Jugendarbeit beim ASB Dresden & Kamenz.

Von Birgit Hilbig
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Was kann man für den verletzten Teddy tun? Ralf Rehwagen vermittelt einer Kindergruppe die Grundlagen der Ersten Hilfe.
Was kann man für den verletzten Teddy tun? Ralf Rehwagen vermittelt einer Kindergruppe die Grundlagen der Ersten Hilfe. © Foto: ASB Dresden und Kamenz gGmbH

In welchem Alter sind Kinder Ihrer Erfahrung nach reif genug, um an die Erste Hilfe herangeführt zu werden?
Wir bieten unsere Kurse für die großen Gruppen in den Kindereinrichtungen an. Natürlich können Vorschulkinder noch keine Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, aber Erste Hilfe fängt ja auch schon bei viel kleineren Dingen an. So ist es zum Beispiel ganz wichtig, dass Kinder den Notruf wählen und ihren Namen und ihre Adresse korrekt nennen können. Denn die meisten Unfälle passieren zu Hause, und wenn Eltern selbst betroffen oder nicht anwesend sind, sollten auch Kinder wissen, wie man richtig reagiert.

Welche konkreten Handgriffe können die Fünf- bis Sechsjährigen schon erlernen?
Auf jeden Fall können sie kleinere Verletzungen versorgen: Wir erklären den Kindern, worauf es beim Aufkleben von Pflastern und beim Verbinden ankommt. So lernen sie unter anderem, welchen Teil des Verbandsmaterials man auf die Wunde legt und dass man diesen vorher nicht anfassen darf. Und auch, wenn es überraschen mag: Vorschulkinder sind schon in der Lage, einen Erwachsenen in die stabile Seitenlage zu bringen.

Wie erklären Sie den Kindern, wann die stabile Seitenlage angezeigt ist?
Sie ist immer sinnvoll, wenn jemand hingefallen ist, noch atmet, aber nicht mehr reagiert – denn dadurch werden die Atemwege von Blut oder Erbrochenem freigehalten. Die Kinder prägen sich die Schritte zur stabilen Seitenlage bildhaft ein: „Winken“ bedeutet, dass der vordere Arm nach oben, „Kuscheln“, dass die andere Hand an die Wange gelegt wird. Und beim Drehen helfen die Hebelgesetze, oder das Kind leitet eine körperlich stärkere Person dabei an. Auch dazu ermutigen wir die kleinen Teilnehmer unserer Kurse.

Wie machen Sie den Lehrstoff für die Kinder anschaulich?
Wir arbeiten spielerisch mit zwei Teddy-Brüdern: Der kleinere trägt Rettungsdienstkleidung und ist der fitte Helfer, der größere ist der Pechvogel, dem ständig Missgeschicke passieren. Im Winter rutscht er beispielsweise auf dem Eis aus und zieht sich eine Schürfwunde zu – und die Kinder versorgen diese. Außerdem bekommen sie eine Broschüre für zu Hause und am Ende eine Urkunde als „Lebensretter“.

Was bleibt Ihrer Meinung nach von dem, was Sie den Kindern in den Kursen vermitteln?
Ob und wie sie ihr Wissen später anwenden, erfahren wir eher selten. Aber wir spüren während der Kurse den Eifer der Kinder; sie erledigen auch gern ihre „Hausaufgaben“ und üben mit den Eltern. Es ist oft erstaunlich, welche Details sich die kleinen Teilnehmer merken. Das Wichtigste für uns ist jedoch, dass sie gar nicht erst die weit verbreitete Hemmung aufbauen, im Ernstfall etwas falsch zu machen, sondern ihrem natürlichen Impuls nachgeben und helfen.