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Psst, ein Kitz!

Wer am frühen Morgen oder Abend leise durch den Wald wandert, kann in diesen Wochen mit etwas Glück Rehe und ihren Nachwuchs beobachten.

Von Iris Weiße
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Ende Mai bis Juni kommt der Rehnachwuchs auf die Welt. Je heller die weißen Flecken, desto jünger das Kitz.
Ende Mai bis Juni kommt der Rehnachwuchs auf die Welt. Je heller die weißen Flecken, desto jünger das Kitz. © Foto: Adobe Stock

Bei einem Waldspaziergang stehen derzeit die Chancen nicht schlecht, Rehe und ihren Nachwuchs zu beobachten. „Aufgrund des recht kühlen Frühjahrs haben viele Ricken in diesem Jahr ihre Setzzeit etwas nach hinten Richtung Ende Mai/Anfang Juni verschoben“, sagt Kristina Funke vom Forstbetrieb Bärenfels des Staatsbetriebs Sachsenforst. „Zeitig am Morgen und auch in der Zeit vor dem Sonnenuntergang ist die beste Zeit für Wildtierbeobachtungen. Allerdings hören und riechen Rehe sehr gut und flüchten meist, bevor wir Menschen sie im Wald zu Gesicht bekommen“, sagt sie. „Wildtiere sind normalerweise sehr scheu. Leise sein und möglichst bewegungslos verharren sind gute Tipps, um Wildtiere vielleicht trotzdem kurz beobachten zu können“, empfiehlt Kristina Funke.

Ablenkungsmanöver

Auch wenn die Kitze schon kurz nach der Geburt stehen und laufen können, sind sie lange von ihren Müttern abhängig. In den ersten Wochen legen diese ihre Jungtiere an geschützten Stellen ab und kehren nur zum Säugen regelmäßig zurück. Um sie vor Angriffen zu schützen, wenden die Rehmütter einen Trick an: Sobald sie einen „Feind“ wahrnehmen, also zum Beispiel einen Menschen, springen sie los und lenken ihn ab. Das Kitz hingegen lässt sich auf den Boden fallen, macht sich klein und verhält sich ganz still. So soll es nicht bemerkt werden. Wer dennoch ein scheinbar „verwaistes“ Kitz findet, sollte daher wissen: „Diese Tierkinder darf man nicht anfassen. Der menschliche Geruch sorgt sonst dafür, dass die Mütter ihre Kitze meiden und im schlimmsten Falle zurücklassen“, warnt Kristina Funke.
Noch etwas legt Kristina Funke allen Waldbesuchern ans Herz: „Hochsitze im Wald und in der Feldflur dürfen nicht betreten werden, auch wenn die Verlockung noch so groß ist.“ Und: „Wildtiere dürfen nicht durch Futter angelockt werden.“ Zeigen Wildtiere ein ungewöhnliches Verhalten, sei Vorsicht geboten. Mangelnde Scheu oder fehlendes Fluchtverhalten könnten auf Erkrankungen hindeuten. Auch diesen Tieren sollte man sich nicht nähern. Bei verletzten Wildtieren sollten stets die Jäger oder die Polizei informiert werden.