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Wie wichtig sind Rückzugsorte?

Um zur Ruhe zu kommen, brauchen zumindest kleinere Kinder nicht unbedingt separate Räume – wohl aber Sicherheit und Geborgenheit.

Von Birgit Hilbig
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Ruhezeiten sind auch für kleinere Kinder wichtig. Nicht alle wollen dann aber ganz für sich sein.
Ruhezeiten sind auch für kleinere Kinder wichtig. Nicht alle wollen dann aber ganz für sich sein. © Foto: Adobe Stock

Kleinere Kinder brauchen selten Orte, an denen sie ganz mit sich allein sein können: Diese Erfahrung hat Erzieherin Elke Langheim in vielen Berufsjahren gemacht. „Wenn es ihnen in der Gruppe zu laut und hektisch wird, suchen sie eher die Nähe Erwachsener. Sie setzen sich mit Malzeug oder einem Bilderbuch zu einer Bezugsperson und kommen dort zur Ruhe.“
Dennoch werde das Thema Rückzugsorte unter Kollegen und Eltern häufig diskutiert, und es gebe durchaus ansprechende Lösungen – in ihrer Kita beispielsweise ein „Blaues Zelt“. „Solche Orte funktionieren aber nur, wenn die Erzieher sie im Blick behalten und schützen können. Sonst werden ruhesuchende Kinder schnell von anderen gestört oder sogar geärgert.“ In Zeiten permanenten Personalmangels sei das leider nicht immer leistbar.

In der zugewandten Nähe der Eltern

Umso mehr, so Elke Langheim, müssten Kinder im familiären Umfeld zur Ruhe kommen dürfen. „Viele Eltern unterschätzen, wie anstrengend ein Kita-Tag mit so vielen unterschiedlichen Menschen sein kann. Sie tun ihren Kindern keinen Gefallen, wenn sie sie so lange wie möglich in der Einrichtung lassen und beispielsweise erst nach dem Einkaufen abholen.“
Zu Hause sollte nicht gleich die nächste Spielgruppe oder Beschäftigung warten – sondern Zeit zum Herunterkommen und Entspannen in der zugewandten Nähe der Eltern sein. „Wenn Kinder dann das Bedürfnis nach einem ,Kokon‘ haben, werden sie meist selbst tätig und bauen sich aus Tisch und Stühlen, Kissen und Decken ein eigenes Reich. Man kann ihnen da durchaus Kreativität zutrauen und muss ihnen keine fertigen Spielhäuser oder -zelte vorsetzen.“
Eines sei jedoch ganz wichtig: Man dürfe Kinder nie dazu drängen, sich an einen solchen Ort zurückzuziehen. Denn der Wunsch danach ist je nach Charakter und Alter des Nachwuchses sehr unterschiedlich ausgeprägt, und eine Aufforderung kann leicht als Ausgrenzung missverstanden werden. Manche Kinder fühlen sich sogar nur dann richtig wohl, wenn sie nicht in ihrem eigenen Zimmer, sondern mittendrin im Familienleben sind.