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Familienforschung: Das sind die ersten Schritte

Mehr über das Leben seiner Ahnen zu erfahren, ist spannend. Wo man in Sachsen Hilfe findet.

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Ein Wappen kann ein Puzzlestück der Familiengeschichte sein.
Ein Wappen kann ein Puzzlestück der Familiengeschichte sein. © Lino Mirgeler/dpa

Wo liegen meine Wurzeln? Was haben die Vorfahren gemacht? Wo haben sie gelebt? Antwort auf solche spannenden Fragen findet man mitunter schon leichter, als gedacht: Denn vielleicht hat schon jemand in der Familie Vorarbeit geleistet. „Als Erstes können Interessierte Eltern, Großeltern und andere Verwandte befragen“, sagt Monika Degenhard, Vorsitzende des Düsseldorfer Vereins für Familienkunde.

Hat man Glück, bekommt man auf diesem Wege Namen, Beruf und andere Daten von Vorfahren heraus – Informationen, die man direkt festhalten sollte. Aufschlussreich kann auch sein, alte Briefe, Totenzettel, Zeugnisse oder Familienstammbücher einzusehen. „Mitunter finden sich sogar fertige Chroniken im Bücherregal“, sagt Monika Degenhard.

Standesämter registrieren seit 1876

Sind Eltern und Großeltern bereits verstorben und können keine Auskunft mehr geben, können Stammbücher und Geburtsurkunden weiterhelfen. Denn in den Geburtsurkunden der eigenen Eltern finden sich die Namen der Großeltern. Deren Urkunden geben Aufschluss über die Namen der Urgroßeltern. Über deren Urkunden wiederum können Hobby-Familienforscher weiter auf den Spuren ihrer Vorfahren wandeln – und so Generation für Generation zurückverfolgen.

Anlaufstellen können die Standesämter sein. „Dort sind Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle seit dem Jahr 1876 registriert“, sagt Dirk Weissleder, Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e.V. (DAGV) aus Laatzen. Wer etwa von einem Angehörigen, der am 3. November 1895 in Dresden das Licht der Welt erblickte, die Geburtsurkunde haben möchte, schreibt an das dortige Standesamt und bittet um eine Kopie der Geburtsurkunde.

Wichtig: Geben Sie bei der Kontaktaufnahme an, in welchem Verwandtschaftsverhältnis Sie zu der gesuchten Person stehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Standesamt die gewünschte Auskunft aus Datenschutzgründen verweigert. Für die Urkundenkopie erhebt das Standesamt Gebühren. Wer nur lückenhafte Angaben zu dem jeweiligen Angehörigen machen kann und zum Beispiel das exakte Geburtsdatum nicht weiß, muss mit Suchgebühren rechnen. Sie betragen je nach Aufwand bis zu 66 Euro.

Hinweise in alten Kirchenbüchern

Liegt nun die Geburtsurkunde des Angehörigen vor, der am 3. November 1895 auf die Welt kam, weiß man, wie dessen Eltern hießen. Und findet vielleicht heraus: Das Paar hat 1894 geheiratet, beide wurden 1869 geboren. Um nun an deren Geburtsurkunden zu gelangen, müssen Hobby-Familienforscher die Kirchengemeinden des Geburtsortes kontaktieren. Auch hier fallen oft Gebühren an, deren Höhe unterschiedlich ist.

Mitunter macht die jeweilige Kirchengemeinde den Suchenden das Angebot, selbst vorbeizukommen und in den alten Kirchenbüchern zu suchen. „Dafür muss man allerdings die alte deutsche Schrift lesen können, was aber oft einfacher als gedacht ist“, sagt Dirk Weissleder. Teils sind die Bücher auch in lateinischer Sprache verfasst. Kopien der Kirchenbücher gibt es übrigens manchmal auch in Stadtarchiven.

Apropos Stadtarchiv: Auch hier finden sich oft Spuren der Vorfahren. Haben sie sich womöglich etwa als Schuster, Bäcker oder Metzger unternehmerisch betätigt, waren sie vielleicht im Schützenwesen der Stadt aktiv? „Eine Anfrage ans Stadtarchiv sollte so spezifisch wie möglich gestellt werden, um mit möglichst wenig Zeitaufwand voranzukommen“, rät Dirk Weissleder. Oft ist es möglich, nach vorheriger Terminvereinbarung im Stadtarchiv selbst Unterlagen einzusehen.

Kritisches Hinterfragen der Quellen

Weitere Recherche-Möglichkeiten sind Internet-Plattformen. Auf dem Portal „GenWiki“ des Vereines für Computergenealogie etwa können etwa Forschungsdatenbanken der Vereine oder Adressbücher durchforstet werden.

Wer sich auf die Spuren seiner Vorfahren begibt, muss allerdings auch damit rechnen, weniger schöne Dinge zu erfahren – etwa, wenn es um die NS-Zeit geht. Auskünfte über Angehörige des Heeres, der Reichs- oder Kriegsmarine oder der Luftwaffe gibt das Bundesarchiv, denn es verwahrt die sogenannten „personenbezogenen Unterlagen militärischer Herkunft bis 1945“. Im jeweiligen Landesarchiv sind Akten zur sogenannten Entnazifizierung von Deutschen nach 1945 einsehbar.

Auch wenn die bei der Familienforschung gewonnenen Erkenntnisse möglicherweise unangenehm sind: „Man sollte vorsichtig mit Urteilen sein, denn man kann sich nicht in die damalige Zeit hineindenken“, sagt Monika Degenhard. Und es war eben auch nicht jeder ein Held. Aber auch ein kritisches Hinterfragen der Quellen ist wichtig.

Ergebnisse für nachfolgende Generationen sichern

Kann alles stimmen, was da steht – wie plausibel ist das und wie passt das mit anderen Recherchen zusammen? Generell ist es von Vorteil, die gewonnenen Erkenntnisse in Sachen Familienforschung zu dokumentieren. „Man kann etwa ein kleines Buch schreiben oder eine Broschüre anlegen“, sagt Dirk Weissleder. Fotos und Texte sollten auch digitalisiert werden, damit nichts verloren geht.

Denkbar ist beispielsweise auch, eine passwortgeschützte Website über die eigene Familie anzulegen. So haben auch andere Familienangehörige sowie die nachfolgenden Generationen etwas von den eigenen Recherchen. Und es macht Spaß: „Wenn man einmal anfängt mit der Familienforschung, mag man oft gar nicht mehr aufhören“, sagt Monika Degenhard. (dpa)

Quellen im Sächsischen Staatsarchiv

  • Das Sächsische Staatsarchiv bietet an seinen verschiedenen Standorten vielfältiges Quellenmaterial für genealogische Forschungen, unter anderem Kirchenbücher verschiedener Konfessionen und jüdische Personenstandsunterlagen.
  • Im Hauptstaatsarchiv Dresden findet man Gerichtsbücher (15. bis 19. Jahrhundert), Strafprozess- und Haftakten, Steuerregister, Katasterunterlagen und militärgeschichtliche Quellen vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.
  • Das Staatsarchiv Chemnitz bietet bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende Bestände zur Familien- und Ortsgeschichte für Mittel- und Westsachsen.
  • Das Staatsarchiv Leipzig beherbergt die familiengeschichtlichen Sammlungen des früheren Reichssippenamtes.
  • Im Bergarchiv Freiberg gibt es Mannschaftsbücher der Grubenbetriebe(18. und 19. Jahrhundert), Zechenregister und Bergbücher.