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Alles hat ein Ende – auch das Geld

Wie Taschengeld das Verständnis für Werte fördern kann und wieso es nicht zur Motivation eingesetzt werden sollte

Von Silke Rödel
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Um den Umgang mit Geld zu lernen, ist Taschengeld eine gute Sache. Empfehlungen zur Höhe bietet das Deutsche Jugendinstitut unter www.dji.de.
Um den Umgang mit Geld zu lernen, ist Taschengeld eine gute Sache. Empfehlungen zur Höhe bietet das Deutsche Jugendinstitut unter www.dji.de. © Foto: Adobe Stock

Über Geld spricht man nicht, heißt es oft. Wieso das aber für Kinder wichtig ist und was beim Taschengeld zu beachten ist, weiß das Jugendamt der Stadt Dresden:

Wie können Eltern mit ihren Kindern über Geld ins Gespräch kommen?
Viele Menschen reden nicht gerne über Geld oder finden, dass es sich nicht gehört, darüber zu reden. Eltern können mit ihren Kindern ins Gespräch kommen, indem sie es selbst zum Thema machen. Das fängt dabei an, mit dem Kind zu besprechen, welche Dinge welchen Wert haben: dass ein Auto zum Beispiel wesentlich mehr kostet als ein Fahrrad. Alltagssituationen wie Einkaufen, Eis essen oder auch das Besorgen von Geschenken eignen sich, um darüber zu sprechen, wo Geld herkommt, wofür man es benötigt, und dass es sich hierbei meist um ein endliches Gut handelt.

Ab wann sollten Kinder den eigenen Umgang mit Geld lernen?
Wann Kinder ein Interesse für Geld entwickeln, ist von Kind zu Kind verschieden. Spätestens mit Eintritt in die Schule kann dies durchaus Thema sein, da in diesem Alter auch ein gewisses Mengenverständnis entwickelt wird. Die Ausgabe von Taschengeld ist eine Möglichkeit, das Interesse des Kindes an Geld zu wecken. Empfehlenswert ist, spätestens zur Einschulung in der Grundschule damit zu beginnen.

Wie können Eltern dabei unterstützen?
Wenn das Kind Taschengeld bekommt, soll es auch selbst damit bezahlen und den Bezahlvorgang eigenständig ausführen. Nur so können Kinder früh lernen, welche Münze/welcher Schein welchen Wert hat, und was man dafür kaufen kann. Kopfrechnen kann bei dieser Gelegenheit ebenfalls geübt werden. Auch die von Eltern vermittelten Werte prägen die Einstellung zum Thema Geld von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Um die Finanzkompetenz junger Menschen zu fördern, ist es daher wichtig, dass sich Eltern ihrer Vorbildrolle bewusst sind und eigene Glaubenssätze reflektieren.

Gibt es Richtwerte zum Taschengeld?
Es gibt Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts. Demzufolge sollten beispielsweise Achtjährige pro Woche zwei bis 2,50 Euro bekommen. Das Geld sollte zunächst wöchentlich ausgezahlt werden, da es zu Beginn für Kinder schwerer ist, einen längeren Zeitraum zu überblicken und sich ihr Geld entsprechend einzuteilen. Ab dem zehnten Lebensjahr kann das Taschengeld monatlich vergeben werden. Wichtig ist es, das Taschengeld unaufgefordert auszuzahlen und mit dem Kind einen festen Auszahlungstermin zu vereinbaren.

Was darf sich das Kind vom Taschengeld kaufen?
Es ist wichtig, dass Eltern weiterhin die notwendigen Dinge des täglichen Lebens bezahlen wie Lebensmittel, Kleidung, Schulbedarf, Bücher. Sonderwünsche wie eine besondere Schuhmarke könnten vom Kind durch das Taschengeld mitfinanziert werden. Hierbei ist es wichtig, dass Kinder über ihre Bedürfnisse sprechen und lernen, mit den Eltern auszuhandeln. Mit Blick auf die Förderung der Selbstbestimmung sollte dem Kind selbst überlassen sein, wofür es sein Taschengeld ausgibt, solange es Waren sind, die für das Alter des Kindes zulässig sind. Eltern können gelassen bleiben, wenn das Kind Geld für Sachen ausgibt, die es nicht braucht oder die sinnlos erscheinen. Das ist völlig normal und Teil des Prozesses, ein Gefühl für Geld zu bekommen. Eltern können ihren Kindern natürlich beratend zur Seite stehen und eigene Erfahrungen weitergeben.

Was halten Sie von Geld als Belohnung oder Taschengeldentzug als Strafe?
Das Taschengeld sollte unabhängig von Verhalten oder Schulnoten ausgehändigt werden. Die Streichung des Taschengeldes würde den Lerneffekt, nämlich Haushalten und Umgang mit Geld, wieder zunichtemachen. Die Hilfe im Haushalt mit Geld zu belohnen, hätte wiederum den Effekt, dass das Kind eventuell nur noch mithilft, wenn es dafür Geld bekommt. Ähnlich verhält es sich mit der Belohnung guter Schulnoten. Daher sollte Geld grundsätzlich nicht zur Motivationssteigerung genutzt werden. Taschengeld ist bedingungslos zur Verfügung zu stellen und sollte nicht als Druckmittel oder Strafe genutzt werden. Wenn ein Kind mutwillig einen Schaden verursacht hat, kann das Taschengeld nach Absprache mit dem Kind aber dazu dienen, den Schaden mit zu regulieren.

Was sollten Kinder unbedingt lernen, wenn es um dieses Thema geht?
Ein wichtiger Aspekt ist selbstverständlich der bewusste Umgang mit Geld und das frühzeitige Erlangen von Finanzverständnis. Kinder und Jugendliche lernen, das Geld einzuteilen und zu planen. Aber auch und insbesondere der Umgang mit eigenen Wünschen soll vermittelt werden. Sie lernen, dass Wünsche nicht unbegrenzt bezahlbar sind. Darüber hinaus erhalten sie die Möglichkeit, Selbstständigkeit zu erleben und eigene Verantwortung zu entwickeln.

Ist es sinnvoll, finanzielle Probleme vor den Kindern geheim zu halten?
Grundsätzlich sind finanzielle Probleme ein Erwachsenenthema. Eine wichtige Aufgabe von Eltern ist es, ihren Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Daher sollten sie möglichst wenig mit existenziellen Problemen konfrontiert werden. Hat die Situation unmittelbare Auswirkungen auf das Umfeld des Kindes (z. B. notwendiger Umzug) ist eine altersentsprechende Erklärung sinnvoll. Geld ausgeben oder mit Geld haushalten, heißt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Wenn ihr Kind Taschengeld bekommt, muss es diese Entscheidungen ebenfalls treffen und abwägen: Muss es jetzt der Schokoriegel sein oder spare ich lieber auf ein Spielzeug?

Die Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts zum Thema Taschengeld gibt es hier: https://www.dji.de/themen/jugend/taschengeld.html