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Familienbande an der Bande

Sachsens beste Langläuferin Katharina Hennig hat besondere Unterstützung an der Strecke. Ihr Vater gehört zur Jury in Dresden.

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© kairospress

Als die Familie im Auto zurück nach Königswalde sitzt, fehlt die große Tochter. Für Katharina Hennig bleibt keine Zeit für Kaffee und Kuchen am Sonntagnachmittag in der erzgebirgischen Heimat. Der Weltcup-Tross zieht weiter und die deutsche Mannschaft nach Toblach, wo die nächsten Tage intensiv trainiert wird. Doch dieses Wochenende in Dresden bleibt in besonderer Erinnerung. Bei der Langlauf-Premiere am Königsufer wird die Oberwiesenthalerin zusammen mit Elisabeth Schicho im Teamsprint Sechste.

„Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich darauf bin, dass ich aus Sachsen bin und so viele Zuschauer gekommen sind“, meint sie und verteilt gleich das nächste Kompliment: „Das grenzt schon an norwegische Verhältnisse“, – immerhin das Mutterland des Langlaufs. Noch schöner macht für sie diesen Tag, dass sie ihn zusammen mit ihrer sportverrückten Familie erleben kann. Die Eltern, Oma, Opa, Onkel, Tante und ihre beiden jüngeren Geschwister – alle sind sie angereist. Bruder Hans sollte am Wochenende beim Deutschland-Pokal in Oberhof starten, wurde aber krank. Auch Schwester Hanna (8) ist schon auf Langlaufski unterwegs.

Vater Heiko kam am Sonntag in der Arena am schnellsten zu seiner Tochter – und nahm sie im Ziel kurz in den Arm. Der frühere Kombinierer, der es bis in den Junioren-Nationalkader der DDR geschafft hatte, gehört in Dresden zur fünfköpfigen Rennjury – und stand am Mini-Anstieg. „Da konnte ich ihn gut raushören“, erzählt die Junioren-Vizeweltmeisterin von 2016.

Es kommt hin und wieder vor, dass Heiko Hennig als Assistent des Technischen Delegierten Wettkämpfe überwacht, in denen auch seine Tochter startet. „Es ist aber noch nie passiert, dass ein Juryentscheid sie betraf.“ Beim Weltcup-Debüt in Dresden habe es ohnehin keine strittigen Entscheidungen bei den Rennen selbst gegeben, meint er. Das Fazit – sowohl für seine Tochter als auch die Veranstaltung – fällt positiv aus, einen Kritikpunkt hat er dann noch: „Im nächsten Jahr sollte mehr Schnee vorgehalten werden.“

Die 21-Jährige erzählt derweil euphorisch, wie ihr mehrmals die Gänsehaut über den Rücken gelaufen sei. „Das Wochenende hat mir einen riesigen Motivationsschub gegeben. Ich werde noch mal alles geben, dass es vielleicht mit Olympia doch klappt.“ Die bisherige Saison war eine mit Pleiten, Pech und Pannen. Beim Skiathlon in Lillehammer lag sie schon auf Olympia-Kurs, als beim Skiwechsel die Bindung nicht funktionierte und sie zurückfiel. In der Verfolgung in Toblach verfehlte sie dann die Norm um eine Sekunde. Und in Lenzerheide lag die Klassikspezialistin über zehn Kilometer in aussichtsreicher Position, stürzte und fiel weit zurück. „Das ist ein bisschen ärgerlich.“

Ihr sechster Platz diesmal im Teamsprint zählt nicht als Normerfüllung. „Aber wir haben uns gut verkauft“, sagt sie. Hennig ist eher eine Distanzläuferin als eine Sprinterin, wäre daher sehr wertvoll für die Staffel bei den Spielen. Eine Chance bleibt ihr am Wochenende in Planica. Das positive Gefühl von Dresden dürfte sie durch die nächsten Tage tragen. (SZ/mw)