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Hier entsteht eine Familienidylle 

Noch sieht das Haus von Franz Schröer nach viel Arbeit aus. Am Tag des offenen Umgebindehauses will er zeigen, wie aus der Baustelle ein Wohntraum werden soll. 

Von Romy Altmann-Kuehr
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Keine Angst vor viel Arbeit: Franz Schröer und seine Frau haben ihr Umgebindehaus in Neusalza-Spremberg bis jetzt in Eigenleistung entkernt.
Keine Angst vor viel Arbeit: Franz Schröer und seine Frau haben ihr Umgebindehaus in Neusalza-Spremberg bis jetzt in Eigenleistung entkernt. © Rafael Sampedro

Die Fußbodendielen knarzen und wackeln, das Dach ist nur eine Folie und durch das Fachwerk am Giebel pfeift der Wind. Trotzdem sieht Bauherr Franz Schröer sich schon in seinem neuen Schlafzimmer direkt vom Bett aus ins Grüne blicken. Genau hier, im Obergeschoss unterm Dach des alten Hauses. Eine Etage tiefer in einem ehemaligen Stallanbau erzählt der junge Bauherr mit ausschweifenden Gesten, wo Küche und Bad entstehen sollen. Was für andere nach irrsinnig viel Arbeit aussieht, ist für den 32-Jährigen ein Lebenstraum. Gemeinsam mit seiner Frau wagt der Oppacher das Abenteuer Hausbau - mit einem historischen Umgebindehaus in Neusalza-Spremberg. 

Seit fünf Jahren schon suchte das Ehepaar ein eigenes Haus. Dass es ein Umgebindehaus werden würde, war dabei nicht von Anfang an klar. "Wir waren da ganz offen. Das Wichtigste war für uns die Lage", erzählt der junge Familienvater. Im Grünen sollte es sein und sehr ruhig. In einer ländlichen Idylle soll der kleine Sohn aufwachsen. Ohne Autolärm und Stadtgetose, dafür mit richtig viel Platz und Tieren auf dem Hof. 

Die Lage gab dann auch den entscheidenden Ausschlag, dass sich Schröers in das Haus am Lammweg verliebten. Mehr Grün geht nicht. Hinter Schröers Haus ist die befestigte Straße zu Ende, geht in einen Waldweg über. Dort entlang wandern Spaziergänger gern zu den Schmiedesteinen, einem beliebten Ausflugsziel im Ort. Ein Auto verirrt sich selten bis hierher. Egal, zu welcher Seite man aus dem Haus schaut: es ist grün, soweit das Auge reicht. Ums Haus herum plätschert ein kleines Bächlein. Hangartig erstreckt sich das 1.500 Quadratmeter große Grundstück hinter dem Haus - mit Option auf Vergrößerung. 

Auf ihr Idyll im Grünen stießen Schröers eher zufällig durch Bekannte. Die suchten ebenfalls nach einem Haus und besichtigten das Umgebindehaus am Lammweg. Die Besitzerin musste in ein Pflegeheim, die Verwandten wollten es verkaufen. Schröers Bekannter war zwar ebenfalls von der Lage angetan - mit dem Zustand des Hauses aber überfordert. Franz Schröer hingegen schreckte das nicht ab. Der 32-Jährige ist von Beruf Bauingenieur und sah weniger die immense Arbeit, sondern viel mehr das Potenzial dieses Häuschens, das ungefähr um das Jahr 1800 in der Landidylle am Lammweg gebaut wurde. Als das Ehepaar durchs Haus ging, war schnell klar: Das nehmen wir, schildert Franz Schröer. "Das haben wir ohne große Diskussionen  und ohne viel Überlegen beschlossen", erzählt er. 

Das war vor etwa einem halben Jahr. Erst seit Ende März können Schröers aber offiziell an ihrem Häuschen bauen. Seitdem haben sie viel geschafft, das allermeiste in Eigenleistung. Sie haben Fußböden rausgerissen, Zwischenwände entfernt, Tapeten und viele Schichten Farbe von den Wänden geholt. Der gemauerte Giebel wurde komplett weggerissen, das Fachwerk erneuert. "Klar ist das extrem viel Arbeit", sagt der Bauherr. "Das muss man wollen."Inzwischen ist das Haus komplett entkernt und es geht an den Neu-Ausbau. Den will Franz Schröer in erster Linie mit ökologischen Baustoffen angehen. Denn, obwohl er eigentlich nicht gezielt nach einem Umgebindehaus suchte, ist er inzwischen doch angetan von der traditionellen Bauweise der alten Oberlausitzer. "Unsere Vorfahren haben mit viel Weitsicht gebaut. Im Prinzip kann man alles, was man abreißt, in den Garten werfen, ohne dass die Natur Schaden nimmt." Holz, Granit, Schiefer, Lehm dominieren als Baustoffe beim Umgebindehaus - alles Naturmaterialien. So will Franz Schröer das Haus auch wieder aufbauen. Das erledigen Baufirmen aus der näheren Umgebung, die sich mit Naturbaustoffen auskennen. Der regionale Bezug war dem Bauherrn wichtig. Für kurzfristige Absprachen sei das einfach günstiger, als Firmen von weiter weg zu beschäftigen. 

Viele Absprachen mussten Schröers auch schon mit dem Denkmalschutzamt treffen. Eine Auflage vom Amt: Vorn an der Straße muss ein Eingang erkennbar bleiben. Denn die Familie will den Hauseingang nach hinten verlegen, weg von der Straße. "Wir müssen aber zumindest einen angedeuteten Hauseingang vorne lassen, damit die historische Hausansicht erhalten bleibt", so der Bauherr. Die Anforderung will das Ehepaar mit einem historischen Türstock und einem bodentiefen Fenster lösen. Auch für den Rest des Hauses hat Franz Schröer bereits genaue Pläne. Und denkt dabei sogar schon an die ferne Zukunft. "Wir richten alles so ein, dass man im Alter auch auf einer Ebene im Erdgeschoss leben kann." 

Bis es soweit ist, dass die Familie in ihr neues Idyll am Lammweg einzieht, soll nicht mehr allzu viel Zeit vergehen. "Der Plan ist, dass wir im Winter einziehen. Das ist durchaus machbar." Zuvor will der Bauherr beim Tag des offenen Umgebindehauses am Sonntag anderen zeigen, wie sich aus einem unscheinbaren alten Haus eine Familienidylle zaubern lässt. 

Was sonst noch los ist zum Umgebindehaustag und welche Häuser besichtigt werden können, erfahren Interessierte hier

Dieses Haus am Lammweg in Neusalza-Spremberg soll das neue Heim für Familie Schröer werden. Am Tag des offenen Umgebindehauses zeigen sie es, von 10 bis 17 Uhr sind Besucher willkommen. 
Dieses Haus am Lammweg in Neusalza-Spremberg soll das neue Heim für Familie Schröer werden. Am Tag des offenen Umgebindehauses zeigen sie es, von 10 bis 17 Uhr sind Besucher willkommen.  © Rafael Sampedro

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