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Fantastische Welten aus Holz

Das Stuhlbaumuseum in Rabenau zeigt Intarsienarbeiten des Künstlers Paul Krenz. Er hält sogar einen Weltrekord.

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© Andreas Weihs

Von Hauke Heuer

Rabenau. Geisterhafte Gesichter, die sich aus der Maserung des Holzes kämpfen, kunstvoll und filigran gestaltete Blumenmotive und eine Symbolik, die oft aus religiösen Motiven entlehnt scheint – die Arbeiten von Paul Krenz lassen sich kaum in Kategorien zwängen. Das Stuhlbaumuseum in Rabenau stellt ab Sonntag 70 Werke des in der Ukraine geborenen, deutschstämmigen Spätaussiedlers aus. Krenz ist vor allem für seine Intarsienarbeiten und den virtuosen Umgang mit Furnierholz weit über Deutschland hinaus bekannt.

Paul Krenz, der eine Ausbildung zum Kunsttischler absolvierte, hat schon für viele namhafte Auftraggeber gearbeitet. Bereits zu Sowjetzeiten restaurierte er Kirchenkunst im ehemaligen Ostblock. Zum 80. Geburtstag von Papst Johannes Paul II. fertigte er im Auftrag des mittlerweile verstorbenen Kardinals Meißner eine Marienikone. Sein Intarsienkreuzweg, zusammengesetzt aus 15 Elementen zu je rund 1200 Holzteilen, in der St.-Borromäus-Kirche in Friedrichroda, und das Stillleben „Dornenkrone mit Blumenstrauß“ bestehend aus 6500 Einzelteilen, brachten ihm jeweils einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde für die größten und kleinteiligsten Intarsienbilder der Welt ein. Letzteres Werk ist auch in der Ausstellung im Stuhlbaumuseum zu bestaunen.

„Ich arbeite heute hauptsächlich für private Auftraggeber und Innenarchitekten“, erklärt Krenz. Insbesondere seine Kugeln aus dünnem Wurzelholzfurnier stünden bereits in zahlreichen Objekten und Einrichtungen. Krenz greift diese Kugeln unterschiedlicher Größe in seinen Werken immer wieder auf. In Rabenau steht eine dieser beeindruckenden Arbeiten. Die Kugeln aus Pappelholz werden von innen erleuchtet und erscheinen dann wie eine große brennende Sonne. „Ich habe eine spezielle Technik entwickelt, um derartige Formen aus Furnier überhaupt herstellen zu können“, erklärt Krenz. Wie genau der Prozess vonstattengeht und das Holz verformt wird, möchte er nicht verraten.

Doch Krenz arbeitet nicht nur figürlich. Sein Hauptwerk besteht aus großen Holztafeln, auf die er in mühsamer Kleinarbeit Holzelemente einlegt, die letztlich ein großes Bild ergeben. Einige seiner Werke greifen alte Motive, etwa von flämischen Malern, auf. Dabei gelingt es Krenz in virtuoser Weise die Strukturen, die beim Malen mit Ölfarben entstehen, durch die Maserungen des Holzes nachzuahmen.

Deutlich moderner kommen Bilder des Künstlers daher, denen die natürliche Maserung des Holzes alleine als Ausgangspunkt für die Motive zu dienen scheinen. Aus dem Muster des Holzes treten Gesichter und Strukturen hervor. Fast scheint es so, dass das Holz selber die Motive geschaffen hat. „Ich stelle eine eigene Mixtur aus dem Saft des Holzes her und verstärke mit dieser dunklen Farbe Formen, die mir ins Auge fallen. Diese Effekte werden dann durch das Einlegen von Intarsien, die sich scheinbar nahtlos in die Wurzelstruktur einfügen, verstärkt“, beschreibt der Künstler diese Technik, die er ebenfalls selbst entwickelt hat. Gerade die modern gehaltenen Bilder behandeln den schlechten Zustand beziehungsweise drohenden Niedergang der Welt. So auch das Werk „Globalisierung“, das gierige Köpfe am Bildrand zeigt, die überlegen, welche goldene Kuh in der Bildmitte sie als Nächstes schlachten wollen. In der Intarsie „Noneum Babylon“, was so viel heißt wie „kein Babylon“, wird der Turmbau zu Babel gezeigt. Der Turm befindet sich zwar noch im Bau, aber die Sonne, Mond und Planeten im Himmel stehen in einer ungünstigen Konstellation zueinander. Der Weltuntergang droht und es ist fünf vor zwölf. Krenz macht sich sichtbar Sorgen um den Fortgang der Welt. Er möchte mit seiner Kunst wachrütteln.

Dem heute 70-Jährigen wurde die Arbeit mit Furnier quasi in die Wiege gelegt. „In meiner Familie gibt es eine jahrhundertealte Tradition im Umgang mit diesen Materialien“, sagt er. Während der Sowjetzeit sei es jedoch sehr schwer gewesen, seinen Lebensunterhalt mit der Kunst zu verdienen. „Ich habe als Koch, Matrose und Eisenbahner gearbeitet. Der große Erfolg kam erst nach meiner Migration nach Deutschland Anfang der 90er-Jahre“, erinnert sich der Künstler.

Vor vier Jahren zog Krenz, der lange Zeit in Bonn lebte, ein weiteres Mal um. Da seine Familie in der Nähe lebt, bezog er ein Haus bei Arnsdorf. Den zweifellos schönen Motiven der sächsischen Landschaft habe er sich zwar noch nicht gewidmet, aber das könne ja noch werden.

Ausstellung „Intarsia“ bis 21.10. im Rabenauer Stuhlbaumuseum; Di. bis Do.: 10–16 Uhr; Fr.: 10-14 Uhr; So.: 13-17 Uhr, Eintritt 2,50 Euro; www.paulkrenz.de