Radebeul
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Farbenfrohe Spiegelbilder der Seele

Leuchtendfarbige Malerei über Lieblings- und Sehnsuchtsorte zeigt die Künstlerin Simone Ghin zurzeit im Autohaus Gommlich.

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Noch bis zum 17. Oktober kann man die Kunst im Autohaus betrachten.
Noch bis zum 17. Oktober kann man die Kunst im Autohaus betrachten. © Arvid Müller

Von Lilly Vostry

Radebeul. Adieu Oktobergrau! Bunte Wäschestücke flattern auf der Leine vor strahlend blauem Himmel. Auf dem Wasser wartet schon eine Gondel. Ein kleiner Amor zückt Pfeil und Bogen und vielleicht sitzen der Mann mit der venezianischen Vogelmaske und die Frau mit dem gelben Strohhut und roter Schleife schon bald zusammen im Boot.

Das großformatige Bild ist ein Blickfang in der derzeitigen Ausstellung „Seelenlandschaft“ von Simone Ghin innerhalb der Reihe Kunst im Autohaus Gommlich auf der Meißner Straße 140 in Radebeul. Mit ihrer leuchtend farbigen, glasspiegelnden Malerei entführt sie die Besucher an Lieblings- und Sehnsuchtsorte voller Licht, Farbe und Weite. 

Die Bilderreise führt von den Radebeuler Weinhängen, über ein Stelldichein am Frauenteich, in die Toscana mit rot wogenden Mohnfeldern, auf die Mittelmeerinsel Stromboli mit brodelndem Vulkan und in die Provence inmitten von Lavendel und weißem Sand. Zu sehen sind äußere und innere Landschaften, die sichtbarwerden im wandlungsreichen Spiel mit Farben, Formen und Stoffen.

Auf den Leinwänden treffen in mal sonnigen, kräftigen und mal zarten, matten Farbtönen paradiesische Gefilde, eine Blumenwiese wie ein „Sommernachtstraum“, ein zauberhaftes „Lied an den Mond“ und symbolhaft abstrahierte Farbräume aufeinander. Manchmal schimmern Glassteine aus den Farbschichten, verlockend, rund und alle Höhen und Tiefen überwindend. Mal recken sich die Glassplitter filigran wie Grashalme und Schilf in die Höhe, mal als kraftvolle Baumstämme oder fließend weich wie Wasser oder fangen ihr Gegenüber in einer Spiegelscherbe ein. 

Simone Ghins Bilder erzählen, angeregt von der Natur, Fantasie und Erlebtem, facettenreich Geschichten. Sie selbst nennt sie „Sinnbilder des Lebens“, die zum Entdecken und Verweilen einladen und in denen man auch innere Ruhe finden kann.

Da geht ein Seiltänzer auf dem Drahtseil fesch mit Hut und Blumenstrauß das „Risiko“ ein, herunter zu fallen, wenn er nur jemand eine Freude machen kann. Da taucht der „Perlenfischer“ in dunkle Tiefen, bis unten auf dem Grund halb versteckt zwischen Steinen eine weiße Perle leuchtet. In Gold- und Erdfarben gehalten ist das Bild „Menschen“. 

Schmunzeln lässt der Farbholzschnitt mit einer graublau vereinten Menschenmenge unter Regenschirmen und der farbenfrohe Menschenstrom „Auf der Straße“. „Aus der Sehnsucht heraus, Licht einzufangen, konstruiere ich Glasobjekte und ,Lichtfänger`“, sagt Simone Ghin über ihr Herangehen. „Die Landschaft ist der Spiegel der Seele, als Resonanzraum für die eigenen Gefühle, Erinnerungen, Rückzugsorte oder Kraftquellen. Orte, an die man geht, wenn nichts mehr geht.“

Simone Ghin wurde 1966 in Mönchengladbach geboren. Sie ist am Niederrhein und in Norditalien, der Heimat ihres Vaters, aufgewachsen. Sie absolvierte ein Studium an der Neuen Kunstschule Zürich und eine Ausbildung als Heilpraktikerin (Psychotherapie) und lebt als freischaffende Malerin in Radebeul. In ihrem Atelier für Malerei und Glaskunst in Altkötzschenbroda 23b sind Besucher willkommen, das Entstehen ihrer Kunstwerke mitzuerleben und auf einen Schwatz.

Die Ausstellung „Seelenlandschaft“ von Simone Ghin ist noch bis 17. Oktober zu sehen.