Dresden. Nach der Ankunft weiterer Flüchtlinge und den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Freitagabend ist es gestern vor der Zeltstadt in Dresden ruhig geblieben. „Wir sind dort ständig präsent“, sagte ein Sprecher der Polizei. Auch das Gebiet rund um die über 30 Zelte werde mit Streifen beobachtet. Am Abend besuchten Gleichstellungsministerin Petra Köpping (SPD) und Innenstaatssekretär Michael Wilhelm das Camp.
Der Aufbau der Notunterkunft
Blick auf die Zeltstadt an der Bremer Straße, die binnen 24 Stunden errichtet wurde.
Schaulustige beobachten am Freitagnachmittag die Arbeiten in der Friedrichstadt.
In Dresden läuft der Aufbau einer Zeltstadt für bis zu 1.100 Asylsuchende.
Möglicherweise werden die ersten Flüchtlinge bereits am Freitagabend ankommen.
Ähnlich wie in Chemnitz sollen die Flüchtlinge in der Zeltstadt nur vorübergehend untergebracht werden.
Der Landesverband des DRK wird die Notunterkunft betreiben.
Blick in das Innere eines der Zelte mit der Bezeichnung "German Red Cross - Tent EZ 500"
"Wir brauchen das Zeltlager dringend", sagte der Sprecher der Landesdirektion, Holm Felber, am Freitag.
Ein Bagger arbeitet sich am Freitagnachmittag durch den Wildwuchs.
Schon am Donnerstagabend ...
... fanden die ersten Arbeiten auf dem Areal an der Bremer Straße statt.
THW-Helfer am späten Donnerstagabend bei der Arbeit.
Bagger befreiten das seit langem leerstehende Gelände ...
... von dichtem Wildwuchs.
Die Helfer arbeiteten bis spät in die Nacht unter Flutlicht.
Im Laufe des Abends fanden sich Schaulustige auf dem Gelände ein, die möglicherweise dem Lager der „Asylgegner“ zuzurechnen sind. Als die Polizei ihre Präsenz erhöhte, verließen sie die Szenerie.
Ein Plan des Zeltlagers für Flüchtlinge.
Das Geschehen am Freitagabend
Während das Zeltlager noch aufgebaut wurde, gab es am Freitagabend Demonstrationen.
Die NPD hatte eine Kundgebung angemeldet.
Under dem Motto "Asylmissbrauch stoppen!" versammelten sich am frühen Abend Rechtsextreme und "Asylkritiker" vor dem Zeltlager.
Das Pegida-Bündnis um Lutz Bachmann rief seine Anhänger dazu auf, der NPD-Kundgebung fernzubleiben.
Es gab auch eine angemeldete Gegendemonstration.
Blick auf die NPD-Anhänger, die sich an der Bremer Straße versammelt haben ...
... und auf die Gegendemonstranten.
Ein Dudelsackspieler demonstrierte auf seine Weise.
Teilnehmer der NPD-Demo auf der Bremer Straße.
NPD-Sympathisanten rangeln mit Polizisten.
Die Rechtsextremen warfen auch Böller auf die Gegendemonstranten - es gab drei Verletzte.
Die Polizei ging dazwischen, es kam zu Festnahmen.
Eine verletzte Gegendemonstrantin wird in einen Rettungswagen geschoben.
Nachdem die NPD-Anhänger das Areal verlassen hatten, beruhigte sich die Lage. Gegendemonstranten harrten vor dem Areal aus.
Am späten Abend kamen die ersten Busse mit Flüchtlingen an.
Die Flüchtlinge reisten aus Chemnitz nach Dresden.
Betreuer nahmen die Menschen in Empfang.
Sie sind die ersten von insgesamt 800 Flüchtlingen, die am Wochenende in Dresden erwartet werden.
Das Deutsche Rote Kreuz war mit 70 Mitarbeitern im Einsatz.
Die Zeltstadt am Sonnabend
Am Samstagabend waren weitere Busse mit 251 Asylsuchenden eingetroffen. Laut Innenministerium leben jetzt 721 Flüchtlinge in der Zeltstadt.
Ein rechter Demonstrant wird von der Polizei abgeführt.
Linke Demonstranten vor der Notunterkunft.
„Wir sind dort ständig präsent“, sagte ein Sprecher der Polizei. Auch das Gebiet um die Zeltstadt werde mit Streifen beobachtet.
Laut Wilhelm leben jetzt knapp 800 Flüchtlinge in der Zeltstadt. Am Samstagabend waren weitere Busse mit 250 Asylsuchenden eingetroffen, am Sonntag mit rund 60. Ein Ende ist noch nicht in Sicht, zunächst wird mit weiteren Flüchtlingsbussen gerechnet. Allerdings beginnt ab heute bereits die Verteilung der Asylbewerber auf die Landkreise im Freistaat. Bis zum 10. August soll das Camp wieder geschlossen werden. Dann öffnet eine neue große Erstaufnahmeeinrichtung in Leipzig.
Am Freitag war es vor der Ankunft von knapp 500 Flüchtlingen zu Attacken Rechtsextremer auf linke Gegendemonstranten gekommen. Dabei sind drei Sympathisanten der Asylsuchenden verletzt worden. Auch übers Wochenende kamen immer wieder Gegner und Befürworter der Asylpolitik vor das Camp. Sachsens Regierung sowie die Parteien verurteilten die Gewalt. Staatskanzlei-Chef Fritz Jaeckel (CDU) appellierte an die Dresdner, die Flüchtlinge willkommen zu heißen. Angegriffene DRK-Mitarbeiter und Körperverletzungen gegenüber Menschen, die Flüchtlingen helfen, sind nicht hinzunehmen. Hier werden Grenzen überschritten. Innenstaatssekretär Michael Wilhelm nannte die Ereignisse beschämend und kündigte ein konsequentes Vorgehen an.
Inzwischen wird die Finanzierung der Asylsuchenden immer schwieriger. Auf die 16 Bundesländer rollt eine Kostenlawine zu. Allein in diesem Jahr werden sich die Ausgaben auf mindestens fünf Milliarden Euro verdoppeln. Das geht aus einer Umfrage der Nachrichtenagentur DPA bei allen Landesregierungen hervor. 2014 betrugen die Ausgaben noch etwa 2,2 Milliarden Euro. Die tatsächlichen Kosten liegen vermutlich noch höher, da nicht alle Bundesländer präzise Zahlen nennen. Außerdem beziehen nicht alle Länder zusätzliche Verwaltungskosten und Personalausgaben ein. In manchen Ländern werden sich die Kosten mehr als verdreifachen. In Sachsen wird 2015 ein Anstieg von 103 auf 226 Millionen Euro erwartet.
Wegen der Kostenexplosion sind sich alle 16 Länder einig, dass der Bund sie stärker finanziell unterstützen soll. Im ersten Halbjahr zählte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge knapp 180 000 Asylanträge – mehr als doppelt so viele wie im selben Zeitraum 2014.(dpa/SZ)