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Fast vergessene Weihnachts-Krippe

Es ist eine ungewöhnliche Geschichte, die es über eine ungewöhnliche Krippe in Radeberg zu erzählen gibt.

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© Thorsten Eckert

Von jens Fritzsche

Eigentlich ist die Geschichte ja bekannt. Die Geschichte, die es Heiligabend über die Krippe mit dem Jesus-Kind, über Maria, Josef und die Hirten zu erzählen gibt. Aber in Radeberg ist das in diesem Jahr ein bisschen anders. Hier gibt es nämlich noch eine zweite Krippen-Geschichte. Und die beginnt auf dem Dachboden der katholischen Kirche an der Dresdener Straße. Oder eigentlich beginnt sie im Wohnzimmer der Familie Kirschner an der Kopernikusstraße.

Dort hatte der bekannte Radeberger Mediziner Dr. Hartmut Kirschner die Idee zu einer ungewöhnlichen Weihnachtsausstellung auf Schloss Klippenstein. Es sollte diesmal eine Ausstellung werden, die sich die Radeberger sozusagen selbst zusammenstellen. Denn die Radeberger sollten weihnachtliche Ausstellungsstücke präsentieren, zu denen es besondere Geschichten zu erzählen gibt. Radeberger Weihnachtsgeschichten also.

Figuren als Geschenk

Und da Kirschners in der katholischen Gemeinde Radebergs sehr aktiv sind, „war meine Frau dann auf die Idee gekommen, dass auch wir als Gemeinde etwas beisteuern müssten“, so Dr. Hartmut Kirschner. Den entscheidenden Einfall hatte dann aber Gemeindereferentin Bettina Schebitz. „Ich erinnerte mich, dass wir ja noch diese Figuren haben“, sagt sie. Gemeint sind die übermannsgroßen Krippenfiguren. Als die Ottendorfer Katholiken vor einiger Zeit quasi in den Bereich der Radeberger Kirche „eingemeindet“ worden waren, hatten sie als Geschenk diese Figuren mitgebracht. Der Ottendorfer Seniorenkreis hatte sie angefertigt, „und ich hatte damals die Idee, die Figuren im Eingangsbereich der Kirche zur Weihnachtszeit aufzustellen“, erinnert sich Bettina Schebitz. Doch dafür waren die Figuren einfach zu groß. „Und so hatte ich dann vorgeschlagen, wir könnten eine Art wachsende Krippe im Garten vor der Kirche platzieren – in einem einfachen, aus Brettern nachempfundenen Stall, eine kleine einfache Hütte also.“ An jedem Adventsonntag wäre dann eine Figur hinzugekommen. „Aber irgendwie ist aus der Idee dann nichts geworden –  und irgendwann waren die Figuren ein bisschen in Vergessenheit geraten“, gibt die Gemeindereferentin zu. Sie wurden sozusagen „eingemottet“. Und warteten nun in Tüten verpackt auf bessere Tage.

Und die kamen. Denn Mitte Oktober waren die Figuren ja plötzlich wieder ins Blickfeld gerückt. Für die Weihnachts-Ausstellung auf Schloss Klippenstein. Also wurden die Tüten entstaubt und die Figuren vom Boden der katholischen Kirche geholt. Aber es fehlte das Schaf. „Wir haben den kompletten Boden abgesucht, es war einfach nicht zu finden gewesen“, erzählt Bettina Schebitz. Und so standen dann also zwar Maria, Josef, ein Hirte und das kleine Jesus-Kind samt Krippe in einem Nebenraum von Schloss Klippenstein und warteten hier gemeinsam mit all den anderen Ausstellungsstücken auf den Aufbau der Weihnachtsschau. Das Schaf aber blieb weiter verschwunden.

Das Schaf in der Tüte

Bis der nächste Zufall nachhalf. „Für den Martinsumzug am 11. November habe ich die notwendigen Sachen aus dem alten Waschhaus der Kirche geholt, wo wir sie immer einlagern“, verrät Bettina Schebitz. Und dort war ihr dann eine Tüte aufgefallen. Eine Tüte, „von der ich zunächst nicht so richtig wusste, was da eigentlich drin ist“, denkt sie zurück. Sie schaute nach. Und man kann es ahnen: Es war das Schaf, das sich darin „versteckt“ hatte. Nun war die Krippe also doch komplett, als die Weihnachtsausstellung eröffnet wurde. Der Hirte hält das Schaf im Arm. Und am 28. Dezember werden die Figuren übrigens besonderen Besuch bekommen. Dann wird der Ottendorfer Seniorenkreis im Schloss bei „seinen“ Figuren vorbeischauen.

Und wer weiß, vielleicht bekommt Radeberg ja im nächsten Dezember tatsächlich noch die wachsende Krippe im Garten der katholischen Kirche? „Jetzt sind die Figuren ja sozusagen wieder aufgetaucht, vielleicht gehen wir die Idee ja nun doch noch mal an und bauen einen kleinen Unterstand“, sagt Bettina Schebitz.

Das wäre dann wieder eine, die nächste Weihnachtsgeschichte rund um diese ungewöhnliche Krippe vom Dachboden der katholischen Kirche …