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Feinwerktechnik stellt sich neu auf

Der langjährige Geschäftsführer geht. Seine Nachfolger übernehmen, nach fünfjähriger Probezeit.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Geising. Jahrelang war Jürgen Graf das Gesicht der Feinwerktechnik Geising. Nun hat sich der Ingenieur in den Ruhestand verabschiedet. Zum 1. Januar gab er seinen Posten als Geschäftsführer ab. Fortan arbeitet er als Berater weiter. Wann immer sein Rat gebraucht werde, wolle er ihn geben, versichert der 65-Jährige. Schließlich möchte er, dass es dem Betrieb auch weiterhin gut geht. Deshalb habe er zeitig begonnen, seine Nachfolge zu regeln. Bereits 2013 wurde der Gererationswechsel eingeleitet, sagt er. Nun nach vier Jahren ist er wie geplant abgeschlossen. Und das dürfte auch seine Familie freuen, die jetzt mehr von ihm haben wird. Schließlich mussten in den letzten Jahren einige Dinge im Haus und auf dem Grundstück warten. Er möchte auch länger mal verreisen – darauf hat er viele Jahre lang verzichtet. Nun hat er Zeit dafür.

Und die möchte er genießen. Schon in den ersten Tagen des neuen Jahres spürte er, dass es ihm guttat, dass er den ganz großen Druck, der in den letzten Jahren auf seinen Schultern lag, los ist. Er weiß, dass die neue Geschäftsführung in der Lage ist, das Unternehmen zu leiten. Ab sofort gibt es drei Geschäftsführer. Torsten Dietze, Katrin Uschner und Stefan Knorr. Die drei haben sich die Aufgabenbereiche aufgeteilt. Frau Uschner leitet die Fertigung, Stefan Knorr ist für die Qualitätssicherung und die Entwicklung zuständig. Torsten Dietze indes führt den kaufmännischen Bereich und die Personalabteilung. Der 39-jährige ist zugleich auch der Sprecher des neuen Dreigestirns. Alle drei arbeiten schon seit Längerem im Unternehmen.

Torsten Dietze und Katrin Uschner sind schon über viele Jahre im Unternehmen und das nicht zufällig. Sie sind in Geising groß geworden, ihre Väter waren bereits in der Feinwerktechnik und ihren Vorgängerfirmen beschäftigt. Deshalb haben die beiden die heutige Feinwerktechnik schon sehr zeitig kennengelernt. Katrin Uschner, 49, die technische Zeichnerin gelernt und das Studium zur Ingenieurin für Feinwerktechnik erfolgreich abgeschlossen hat, ist schon seit 1984 dabei. Torsten Dietze stieg 2002 ein, nachdem er sein Elektrotechnikstudium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden erfolgreich beendet hat. Bei der Feinwerktechnik begann er als Mitarbeiter in der Konstruktion. Später wurde er deren Leiter und Prokurist. Stefan Knorr hat im Werkzeug- und Anlagenbau gearbeitet und ist „erst“ seit zwölf Jahren für die Feinwerktechnik tätig. Der 46-Jährige ist Techniker und wohnt nicht in Geising, sondern in Porschendorf im Elbsandsteingebirge. Jürgen Graf ist sich sicher, mit den Dreien eine gute Nachfolgeregelung gefunden zu haben. Diese werden den Betrieb in seinem Sinne weiterführen.

Die Geschäftspartner habe man auf den Führungswechsel vorbereitet, damit sich dort keine Unruhe ausbreitet. Schließlich habe man viele Geschäftsbeziehungen. Die Feinwerktechnik stellt nach wie vor nach Kundenwünschen Getriebe, Präzisionsteile, Antriebe und Verzahnungsbaugruppen her. Partner sind unter anderen Firmen in der Heizungstechnik, in der Gebäudeausrüstung und im Maschinenbau. Das Unternehmen beschäftigt 78 Mitarbeiter, wovon sieben Auszubildende sind. Im letzten Jahr machte es mit dem ersten Roboter von sich reden. Dieser hilft nun in der Montage von Getrieben aus, er fettet nach dem Einsetzen der Zahnräder diese ein. Der Roboter soll keine Mitarbeiter ersetzen, sagte Graf damals. Und seine Nachfolger sehen das nicht anders. Der Roboter soll monotone Arbeiten übernehmen. Für die Arbeiter bleibt genug zu tun. Ob in naher Zukunft ein weiterer Roboter angeschafft werden soll, ist noch nicht entschieden. Konkrete Pläne gibt es nicht.

Die gibt es aber bei den Umsatzzahlen. 2016 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 7,6 Millionen Euro. So viel sollte man 2017 auch erreichen. Letztlich schaffte das Unternehmen 8,3 Millionen Euro. Ein ähnliches Ergebnis möchte das Unternehmen 2018 erreichen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn die Auftragslage ist gut. Das dürfte auch ein Grund sein, weshalb Jürgen Graf der Abgang aus der ersten Reihe so leicht fällt.

Er weiß, dass die neue Führungsriege sehr gut eingearbeitet ist. Die Bedingungen für den Start sind besser, als kurz nach der Wende, als er zusammen mit anderen Kollegen die Firma übernommen hat. Damals war vieles unsicher. Nun ist die Lage übersichtlicher. Das ist ein großer Unterschied zu damals, sagt der langjährige Chef. Er hat das Unternehmen zwar über viele Jahre allein geführt. Er wisse aber auch, dass auch ein Dreiteam das schafft. Denn so etwas Ähnliches gab es schon einmal. Vor Jahren hatte das Unternehmen sogar sechs Geschäftsführer. Weil einer nach dem anderen in den Ruhestand ging, blieb zuletzt Jürgen Graf alleiniger Geschäftsführer.