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Fensterwerk meldet Insolvenz an

Der Verwalter sieht gute Chancen für den Fortbestand der Firma in Rammenau. Auch, weil der Eigentümer rechtzeitig handelte.

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© Archivfoto: Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Rammenau. Rammenaus größter Arbeitgeber, das Unternehmen Sachsenfenster, ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Andreas Langhammer, Eigentümer und Geschäftsführer des Unternehmens, musste Insolvenz anmelden. Das Amtsgericht Dresden bestellte daraufhin am 11. Juni Rechtsanwalt Olaf Seidel von der Dresdner Kanzlei Wolff Rapp Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

Sowohl Olaf Seidel als auch Andreas Langhammer äußerten sich gegenüber der SZ zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens angeht. „Die Produktion im Werk der Sachsenfenster GmbH & Co. KG in Rammenau läuft dank einer rechtzeitigen Antragstellung ohne Einschränkungen weiter. Die Kunden halten dem Unternehmen die Treue. Trotz Insolvenz wurden dem Unternehmen bereits erste neue Aufträge erteilt. Auch die Zulieferer wurden von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit überzeugt“, sagte der Insolvenzverwalter. Das Unternehmen zeichne sich durch ein Team von Fachleuten und qualitativ hochwertigen Produkte aus. „Ich bin daher davon überzeugt, dass es solide Zukunftschancen gibt. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer, Herrn Langhammer, eruiere ich derzeit die diesbezüglichen Möglichkeiten“, erklärte Olaf Seidel.

Von der Insolvenz sind laut Insolvenzverwalter 58 Mitarbeiter betroffen. Für die Monate Mai bis Juli sind sie über das Insolvenzgeld abgesichert. Von der Agentur für Arbeit Dresden wurde die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes genehmigt. Die Arbeitsentgelte für Mai konnten daraufhin bereits an die Arbeitnehmer überwiesen werden, sagte Olaf Seidel.

Schwieriges Marktumfeld

Für Außenstehende kommt die Insolvenz überraschend. Zu den Gründen habe er sich noch keine abschließende Meinung gebildet, sagte der Insolvenzverwalter. Doch es sei festzustellen, dass sich die Produktion von Bauelementen trotz der guten Baukonjunktur in einem schwierigen Marktumfeld bewegt. Diese Meinung teilt Andreas Langhammer, auch aus einer besonderen Erfahrung heraus: Seit März verlor das Unternehmen drei von seinen sechs Verkäufern an andere Firmen.

In Zeiten des Fachkräftemangels herrscht Wettbewerb auch auf diesem Gebiet. Die Folge ist, dass in den vergangenen Monaten in der Summe weniger Aufträge akquiriert werden konnten und die Erträge gesunken sind. Neues Verkaufspersonal zu finden, dürfte schwer werden, zumindest kurzfristig, weiß Andreas Langhammer. Sachsenfenster produziert hochwertige Produkte, die auf die Kundenwünsche 100-prozentig zugeschnitten sind. Beraten wird umfassend ¨– und direkt beim Kunden. Das setzt qualifiziertes Personal im Verkauf voraus. Etwa ein Jahr dauert es, bis ein Verkäufer für die Ansprüche des Unternehmens geschult ist, sagt Andreas Langhammer.

Massenproduktion oder Nische

Er sieht in der Branche einen „extrem starken Wettbewerb“. Bestehen könne man entweder nur durch Massenproduktion oder in einer Nische, in der man den Kunden überdurchschnittliche Qualität bietet, einschließlich dem damit verbundenen hohen Beratungsaufwand. Das Unternehmen Sachsenfenster wolle auch weiterhin den zweiten Weg gehen und arbeite an Lösungen gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter. „Wir stimmen uns täglich ab“, sagt Andreas Langhammer. Eine Veränderung zeichnet sich bereits ab: Die Firma möchte ihre Produkte weiterhin deutschlandweit vertreiben, wird sich in der Montage künftig aber auf Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beschränken.

Dem Geschäftsführer ist vor allem eine Botschaft wichtig: Kunden, Zulieferern und Mitarbeitern Sicherheit zu geben. „Wir wollen und wir können weitermachen“, betont Andreas Langhammer. Aus diesem Grund setzt er auch innerhalb seines Unternehmens auf Kommunikation. Statt auf monatlichen Mitarbeiterversammlungen informiert er jetzt aktuell je nach Lage über die neuesten Entwicklungen.

Die Firma Sachsenfenster mit Sitz im Rammenauer Gewerbegebiet wurde zu Beginn der 1990er Jahre gegründet. Andreas Langhammer kam 2013 als Geschäftsführer ins Unternehmen und kaufte zwei Jahre später die Firma, weil der damalige Eigentümer in den Ruhestand ging. Das Unternehmen setzt im Jahr knapp fünf Millionen Euro um.

www.sachsenfenster.de