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Fernbusse auf Wechselkurs

Die Görlitzer fahren gern mit Post- oder Flixbus. Nun gehen beide Firmen zusammen. Die Fahrpläne werden neu gemischt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ralph Schermann

Görlitz. Die Busse der Deutschen Post rollen gut. Sagt Unternehmenssprecherin Tina Birka. Seit vorigem Jahr pendeln die gelben Riesen fahrplangerecht von und nach Görlitz. Vom Bussteig 5 auf dem neuen Busbahnhof an der Salomonstraße aus geht es direkt nach Berlin, Köln, München und mit Umsteigen gar in gut 40 weitere Städte.

Dann geht es nach Berlin, Köln oder München nur noch mit den grünen einstigen Konkurrenten von Flixbus.
Dann geht es nach Berlin, Köln oder München nur noch mit den grünen einstigen Konkurrenten von Flixbus. © AZ-Archiv

So gut aber rollt es sich wohl doch nicht hoch auf dem gelben Wagen. Denn kaum hatte Tina Birke ihre Einschätzung getroffen, verkündete das Unternehmen auch schon eine ganz andere Entscheidung, nämlich das Aus für den Postbus. Der Zustellkonzern verkauft sein Busgeschäft an Marktführer Flixbus. Auch der steuerte bisher bereits Görlitz an, sodass ab November hier nur noch die grünen Fernbusse unterwegs sein werden.

Bis Ende Oktober soll sich erst einmal nichts an den bisherigen Fahrplänen ändern, und auch weiterhin werden die Fernbusanbieter den Service auf ihren Linien betonen. Selbst die im Sommer derzeit überall aufblühenden Straßenbaustellen mit ihren langen Staus meistern sie. „Ja“, betont Tina Birke, „unsere Pünktlichkeit ist zufriedenstellend hoch. Denn die Fahrplanung berücksichtigt immer Reserven“. Die Postsprecherin sagte aber in den vergangenen Wochen auch immer wieder, dass in nächster Zeit keine Änderungen im Görlitz berührenden Streckennetz vorgesehen sind. Weil die Deutsche Post „mit der Akzeptanz des Postbusses in der Lausitz zufrieden ist“, so die Sprecherin. Das konnte gleichzeitig auch heißen, dass ein Bedarf für weitere Busse nun auch wieder nicht da ist. Tina Birke: Man behalte die Entwicklung im Auge und könne, wenn nötig, reagieren. Jetzt ist es heraus, und für die Post ist es bitter.

Bereits früher reagiert haben die Fahrplaner von Flixbus auf ihrer Görlitz anfahrenden Fernbuslinie. Im Herbst hatte das Unternehmen seine Linie von Görlitz nach Berlin über Bautzen eröffnet. Bis zu viermal täglich ging es zunächst von der Neiße in die Bundeshauptstadt und zurück.

Doch inzwischen fahren die grünen Flixbusse in der Region seltener. Zwar sei man mit der Auslastung zufrieden, sagt Flixbus-Sprecherin Marika Vetter, doch um das „Fahrtenangebot nachfragegerecht zu gestalten“, rollt auf der Linie aktuell täglich nur noch ein Bus. Und „Im Hinblick auf die Herbst- und Wintersaison findet in Kürze eine Reduzierung auf vier Fahrten in der Woche statt.“ Verständlich, wenn man weiß, das bald auch die einstigen Mitbewerber-Linien zu bedienen sind. Darum auch werde gleichzeitig schon an neuen Routen gefeilt. Man prüfe, so Marika Vetter, ob über die Oberlausitz Fernbusse nach Polen und Tschechien eingesetzt werden könnten.

Davon unabhängig verfolgt Flixbus zudem von Beginn an noch eine andere Fahrplanung als der tatsächlich auf Fernziele orientierte Postbus. So halten Flixbusse auch auf vielen kleineren Orten zum Zustieg. Jetzt sollen noch weitere Kleinstädte von dem Postbus-Aufkauf profitieren. „Der Zusammenschluss bietet große Chancen“, sagt auch Christoph Gipp, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Iges. Gerade auf beliebten Strecken könnten Angebot und Nachfrage effizienter zusammengebracht werden. Für die Kunden gibt es zudem noch eine weitere gute Nachricht: Sie müssen auf absehbare Zeit nicht mehr Geld für ihr Ticket zahlen. Die Preise würden in naher Zukunft nicht steigen, heißt es bei Flixbus auf Nachfrage.

Für die Bahn bleiben Fernbusse Konkurrenz, auch wenn deren Schnäppchenpreise sicher nicht auf Dauer zu halten sein werden. Spar-Kalkulation gibt es aber längst auf den Schienen, etwa bei Pauschalreisen für Regionalzüge quer durch Deutschland. Der Wettbewerb geht weiter. (mit dpa)