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Fernsehen interessiert sich für IG Mahnmal

Für die Reihe „Spur der Ahnen“ soll eine neue Folge gedreht werden. Dafür recherchiert ein Leipziger Team in der Kirche.

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© Kathrin Krüger-Mlaouhia

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Vor drei Jahren war Großenhain schon einmal Schauplatz für die Reihe „Die Spur der Ahnen“ im MDR-Fernsehen. Der Film „Vom Vater erschossen – ein Familiendrama 1945“ von Barbara Böttger erzählte die Tragödie der Römers, die sich in der Nacht des 22. April 1945 in Großenhain zugetragen hatte. Tuchfabrikant und Nazi Joachim Römer erschoss damals seine gesamte Familie und am Ende sich selbst. Im Dokufilm machten sich Nachfahren der Römers auf die Suche nach den Ursachen, wie es zu diesem traurigen Familienschicksal kommen konnte.

Nun ist wieder ein Fernsehteam für diese beliebte Sendung auf Recherche in Großenhain. Autorin und Regisseurin Katja Herr und Produzent Stefan Hoge aus Leipzig sind diesmal zu Gast bei der IG Mahnmal. Angeregt von der Ausstellung „Kindheit hinter Stacheldraht“, die die IG Mahnmal vorigen Herbst in der Marienkirche zeigte, suchen die Filmemacher Spuren von damals betroffenen Kindern aus der Region. „Genaueres können wir aufgrund von Absprachen noch nicht verraten“, sagt Katja Herr. Doch wenn alles nach Plan läuft und die Recherche bis dahin abgeschlossen ist, hat der Film bereits Mitte Mai einen Sendeplatz im MDR-Fernsehen.

Autorin und Produzent sind auf alle Fälle schwer begeistert vom ehrenamtlichen Engagement der Interessengemeinschaft um Siegfried Behla, Gudrun Kracht und Karl-Heinz-Rutsch. „Das wird eine länger anhaltende Freundschaft“, verspricht Katja Herr im Raum der Stille der Marienkirche. Hier liegen die Gedenkbücher, die circa 2600 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aus dem alten Kirchenbezirk dokumentieren. 13 Jahre arbeitet die IG nun schon akribisch jedes Einzelschicksal auf. „Ich finde das beeindruckend, wie diese kirchliche Großenhainer Initiative von sich aus losgeht und Familien bei der Aufarbeitung hilft und Angehörige sogar wieder zusammenbringt“, lobt Autorin Katja Herr. Die IG helfe auch, Licht in ein schwieriges Kapitel der Vergangenheitsbewältigung zu bringen: der Nachkriegszeit. „Da ist so viel passiert und es gibt immer noch ein schweres Schweigetrauma“, sagt die Leipzigerin. Auch in der neuen Folge wird es um die Zeit nach Kriegsende gehen.

Katja Herr kennt sich aus mit dieser Historie, über die manche heute noch nicht reden wollen. Ihre letzte Produktion für das Format „Spur der Ahnen“ spielte in Brandenburg, wo ein Großvater plötzlich verschwunden war. In der DDR-Zeit durfte darüber nicht gesprochen werden. Katja Herr ist auch Regisseurin für Dokumentationen in der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“. Von der Warte aus kann sie den Rechercheaufwand der IG Mahnmal einschätzen – und findet ihn bewundernswert.

Die beiden Leipziger lassen sich in der Marienkirche noch einmal die Ausstellungs-Rollups zeigen, die im Vorjahr in der Kirche zu sehen waren und nun bereits wieder weggeräumt sind. Tief berührt sind die Filmemacher vom Schicksal der heutigen Großenhainerin Eva-Marianne Franzke. Sie wurde als Siebenjährige von ihren Eltern getrennt, weil die Deutschen in Westpreußen Ende 1945 zu Zwangsarbeit verpflichtet waren. „Im Kinderheim durften wir nicht deutsch sprechen. Kleinkinder kamen sogar in polnische Familien“, erzählte die Frau mit dem kurzen weißen Haaren der SZ im Vorjahr. Als die Mutter sie 1947 nach etlichen Bittschriften wenigstens besuchen durfte, lagen sich beide weinend in den Armen. „Mutti, dass Du noch lebst!“ rief Eva-Marianne überglücklich.

Es sind sehr persönliche Dinge, die in „Spur der Ahnen“ aufgedeckt werden. Bleibt zu hoffen, dass auch diese neue Folge gelingt.

www.mdr.de/zeitreise/ns-zeit/spur-der-ahnen-vom-vater-erschossen102.html