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ARD-Chef kündigt Änderungen an

Tom Buhrow will das Digitale stärken. Seine Reformideen haben Folgen für Fernsehen, Radio und auch für die ARD-Orchester.

Von Thilo Alexe
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2030 werden Fernseh- und Radioprogramme anders gesendet als derzeit. ARD-Chef Buhrow sagt nun, wie die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen aussehen könnte.
2030 werden Fernseh- und Radioprogramme anders gesendet als derzeit. ARD-Chef Buhrow sagt nun, wie die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen aussehen könnte. © Oliver Berg/dpa (Archiv)

ARD-Chef Tom Buhrow hat umfassende Reformen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Aussicht gestellt. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb der WDR-Intendant: „Das Neue sind die digitalen, non-linearen Angebote.“

Er geht davon aus, dass die verschiedenen Mediatheken von ARD-Anstalten und ZDF bis zum Ende dieses Jahrzehnt in einer gebündelt werden. „Die Menschen holen sich, was sie wollen und wann sie es wollen. Und zwar aus einer einzigen großen öffentlich-rechtlichen Mediathek.“

Spartenkanäle, dazu zählen etwa Phönix oder One, sind nach Buhrows Einschätzung bis 2030 im linearen Fernsehen „größtenteils Geschichte“. Sie gingen in der Mediathek auf. Auch auf das Radio sieht der Intendant umfassende Veränderungen zukommen.

Er teile die Einschätzung von RBB-Intendantin Patrizia Schlesinger, dass UKW bis Mitte des Jahrzehnts gesetzt sei. In sieben bis zehn Jahren müsse man aber überlegen, „ob man noch lineare Hörfunkwellen in der heutigen Form brauche“. Durch neue „grenzenlose“ Technik müssten nicht „Dutzende regionale Hörfunkwellen unterhalten werden“.

Flexiblere gesetzliche Vorgaben?

Buhrow plädierte für Kooperationen unter den Landesfunkhäusern und dem Deutschlandradio. Für die ARD insgesamt sieht er ein Standbein im Regionalen. „Die ARD ist deshalb 2030 noch stärker vor Ort in den Regionen und kooperiert dort vermehrt mit Einrichtungen aus Wissenschaft, Kultur und Bildung sowie privaten Medienhäusern.“

Sie biete unabhängige, überparteiliche und journalistischen Grundsätzen verpflichtete Angebote. „Das ist gesund für die Gesellschaft und wichtig für die Demokratie“, betonte Buhrow. Die ARD arbeite 2030 „längst weniger von großen Landesfunkhäusern“ aus, sondern stärker „mobil, aus kleineren Büros“.

Mit Blick auf die rechtliche Regelung dieses Reformprozesses verwies der Intendant auf einen Vorstoß von Sachsens Medienminister Oliver Schenk (CDU). Der Chef der sächsischen Staatskanzlei habe unlängst einen entwicklungsoffenen gesetzlichen Rahmen „und die Flexibilisierung der gesetzlichen Möglichkeiten“ ins Spiel gebracht. So könnten Senderverantwortliche besser entscheiden, was künftig linear beziehungsweise im Internet ausgespielt werde.

Die Zukunft der Orchester

Buhrow äußerte sich auch zur Zukunft von ARD-Orchestern. Im Sächsischen Landtag hatten CDU-Vertreter darauf verwiesen, dass in Leipzig neben dem MDR-Sinfonieorchester auch das Gewandhausorchester konzertiere. Auch anderswo gibt es solche Debatten.

Buhrow stellte sich hinter die Ensembles: „Wir werden allen zusammen überlegen müssen, wie wir diese wertvollen Klangkörper vor populistischen Tagesstimmungen schützen.“ Er brachte eine Trägergesellschaft ins Spiel, bei der auch Bund und Länder mitwirken könnten.

Um die Zukunft von ARD und ZDF ist in Politik und Wirtschaft eine Debatte entbrannt. Ein Thema dabei ist die vorerst gescheiterte Erhöhung des Rundfunkbeitrages um 86 Cent im Monat. Darüber dürfte in diesem Jahr das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entscheiden.

Doch auch Fragen nach Intendantengehältern, Größe der Anstalten, die Vielzahl von Programmen und teuren Sportrechten werden öffentlich diskutiert. Politik gibt den Sendern in Staatsverträgen Aufgaben vor. Eine unabhängige Kommission empfiehlt die Beitragshöhe pro Haushalt. Intendanten verweisen darauf, dass sie bereits umfassende Sparanstrengungen angegangen seien oder umgesetzt hätten.