Er ist jung, talentiert, hochdekoriert: Lars Bogenius ist Starreporter eines großen deutschen Nachrichtenmagazins. Seine Berichte aus aller Welt sind derart bildhaft, nah, hervorragend recherchiert und auch emotional derart bewegend, dass er zum bewunderten Vorbild einer ganzen Journalistengeneration geworden ist. Doch durch das Nachhaken eines Kollegen erhält die glänzenden Fassade Risse. Bis klar wird: Lars Begotius ist ein Betrüger, der sich einige seiner besten Berichte nur ausgedacht hat. Die Erkenntnis erschüttert „sein“ Magazin in den Grundfesten und wird zum größten Medienskandal seit der Jahrtausendwende ...
Man muss nicht übermäßig clever sein, um zu erkennen: Diese Geschichte hat es wirklich gegeben. Lars Begonius heißt in Wahrheit Claas Relotius, sein Magazin war der Spiegel. Nun entsteht ein Film daraus, aber kein Drama, vielmehr eine Mediensatire. Ufa Fiction und Warner Bros drehen „1.000 Zeilen Lüge“ nach dem gleichnamigen Buch von Relotius' Ex-Kollege Juan Moreno. Der hatte dessen Lügen aufgedeckt und dabei seine eigene Karriere riskiert, weil man ihn in der Chefetage des Spiegel lange nur für einen Neidhammel und Nestbeschmutzer hielt.
Das erzählt viel über unsere politische und mediale Realität
Die Rollenverteilung in der Geschichte ist eindeutig, das sieht man schon an der Besetzung: Publikumsliebling Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“) schlüpft in die Rolle des Good Reporter Moreno, der im Film Romero heißen wird, wie der Vater der ersten „Zombie“-Filme, Jonas Nay („Deutschland 89“) spielt den Bad Reporter Bogenius-Relotius. Die Regie übernimmt Michael „Bully“ Herbig, der nach „Der Schuh des Manitu“ und „Traumschiff Surprise“ mit dem DDR-Fluchtdrama „Ballon“ bewiesen hat, dass er außer witzig auch ernst kann. Die Dreharbeiten sollen während des Sommers 2021 in München, Berlin, Hamburg und Spanien stattfinden.

Bei der Ufa-Fiction, einem der größten deutschen Filmproduktionsgesellschaften mit sicherem Händchen für starbesetzte Quotenerfolge wie „Der Medicus“, „Bornholmer Straße“; „Charité“ und „Der Junge muss an die frische Luft“, scheint man ganz aus dem Häuschen. „Eine bessere Geschichte kann man für die große Leinwand kaum finden“, jubelt Geschäftsführer Sebastian Werninger. „Wir haben die Rechte an dem Buch ,Tausend Zeilen Lüge‘ erworben, noch bevor das Buch von Juan Moreno fertig geschrieben war.“ Auch der Drehbuchautor nimmt kein Blatt vor seine Begeisterung: „Diese unglaubliche Hochstaplergeschichte ist eine Steilvorlage für eine Mediensatire“, so Hermann Florin. „Packend und voller Wendungen, bei der man sich köstlich amüsieren kann, die aber auch viel über unsere politische und mediale Realität erzählt … ich habe mich selten so auf die Arbeit an einem Film gefreut.“
Gute Chancen für eine gute Mediensatire
So oder so sind die Erwartungen hochgesteckt. Denn anders als die USA ist Deutschland nicht eben bekannt als Wiege übermäßig vieler wirklich guter Mediensatiren. Die Klasse von Helmut Dietls „Schtonk“ von 1992 um den Skandal des Magazins Stern mit dessen gefälschten Hitler-Tagebüchern hat seit fast 20 Jahren kein weiterer Film dieses Genres erreicht. Ob „Zettl“ mit Bully Herbig, „Der Kuckuck und der Esel“ oder 1999 „Late Show“ mit Harald Schmidt; nichts davon kam über den Ganz-okay-Status hinaus.
Immerhin stimmen die inhaltlichen Voraussetzungen für „1.000 Lüge“: der szenen-interne Hang zu Star-Schreibern, die gelegentliche Leichtgläubigkeit mancher Redaktionen gegenüber politisch-gesellschaftlichen Wohlmeinungstexten, die Hype-Anfälligkeit von Preisjurys und nicht zuletzt der noch in frischer Erinnerung wabernde Skandal ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, als die Medienbranche um ihre Glaubwürdigkeit bei vielen Menschen kämpfte – ja, das sind allesamt echte Steilvorlagen. Nun müssen sie „nur“ noch verwandelt werden.