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Der Kalte Krieger des ZDF: Gerhard Löwenthal zum 100.

Er galt als Karl Eduard von Schnitzler des Westens: Mit seinen Tiraden gegen die DDR spaltete Gerhard Löwenthal in seinem „ZDF-Magazin“ die alte Bundesrepublik.

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Der Journalist Gerhard Löwenthal (1922 - 2002) galt als strammer Vorkämpfer des Antikommunismus.
Der Journalist Gerhard Löwenthal (1922 - 2002) galt als strammer Vorkämpfer des Antikommunismus. ©  [M] dpa / SZ

Von Jana Glose

Sein „ZDF-Magazin“ war der Inbegriff des Kalten Krieges im westdeutschen Fernsehen. Gerhard Löwenthal galt als strammer Vorkämpfer des Antikommunismus, als politische Reizfigur, aber auch als Anwalt der Menschenrechte: Am 8. Dezember wäre er 100 Jahre alt geworden. Wohl kaum ein Fernsehmoderator hat so polarisiert wie Löwenthal, der sich als „radikaler Konservativer“ bezeichnete und Journalismus stets als Kampf verstand.

Von Januar 1969 bis Dezember 1987 berichtete er mittwochs im ZDF über politische Verfolgung in der DDR und prangerte dortige Menschenrechtsverletzungen ebenso an wie die Ostpolitik der Bundesregierung. Die Rubrik „Hilferufe von drüben“ war bezeichnend für die Mission der Sendung, die erst in Zeiten des Tauwetters verschwand.

Löwenthal kam 1963 vom RIAS zum Zweiten Deutschen Fernsehen und gründete das „ZDF-Magazin“. Für viele Kritiker war es das West-Gegenstück zum „Schwarzen Kanal“ mit Karl-Eduard von Schnitzler.
Löwenthal kam 1963 vom RIAS zum Zweiten Deutschen Fernsehen und gründete das „ZDF-Magazin“. Für viele Kritiker war es das West-Gegenstück zum „Schwarzen Kanal“ mit Karl-Eduard von Schnitzler. ©  [M] dpa / SZ

Am 8. Dezember 1922 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in Berlin geboren, war Löwenthal ab 1938 zeitweise zusammen mit seinem Vater im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Seine Großeltern starben in Theresienstadt. Nachdem der Ostberliner Medizinstudent Ärger mit der SED bekam, wechselte er in den Westteil der Stadt.

Zunächst Reporter und Redakteur beim RIAS, kam er 1963 zum ZDF und gründete das „ZDF-Magazin“, für viele das West-Gegenstück zum „Schwarzen Kanal“ mit Karl-Eduard von Schnitzler. Für die deutsche Linke wurde Löwenthal zunehmend zur Reizfigur, zumal er sich in Zirkeln wie der Deutschlandstiftung und der Konservativen Aktion engagierte.

Der Kommunismus ist tot? Wo liegt denn seine Leiche?

Nach 585 Sendungen im ZDF wurde Gerhard Löwenthal in die „Zwangspensionierung“ geschickt, wie er es sah. Doch auch danach blieb er aktiv, hielt Vorträge zur Deutschlandpolitik und veröffentlichte Beiträge in Blättern wie dem Deutschland-Magazin und der Jungen Freiheit. Besonders gern sprach er vor studentischen Verbindungen und begründete dies mit seinem „Drang, Lebenserfahrungen an Jüngere weiterzugeben“.

Sein Weltbild behielt er bis zuletzt. „Ich höre immer, der Kommunismus sei tot. Aber mir hat noch niemand die Leiche gezeigt“, sagte er einmal. Und: „Mich beschäftigt die Frage, inwieweit der Westen wieder dabei ist, auf die Russen reinzufallen.“ Im Dezember 2002 starb Gerhard Löwenthal zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag in Wiesbaden. (dpa)