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Ex-MDR-Manager Foht räumt in Betrugsprozess Vorwürfe ein

Der Ex-MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hat vor Gericht zugegeben, mit großen Geldsummen jongliert und Menschen getäuscht zu haben. Dabei sei es ihm aber immer nur um eines gegangen.

Von Sven Heitkamp
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Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hat nach elf Jahren des Schweigens das Bedürfnis, sich zu erklären.
Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hat nach elf Jahren des Schweigens das Bedürfnis, sich zu erklären. © Jan Woitas/dpa

Knapp 20 Minuten trägt der Berliner Anwalt Lawrence Desnizza vor dem Leipziger Landgericht eine Erklärung seines Mandanten vor, die es in sich hat: Der frühere Unterhaltungschef des MDR, Udo Foht, gesteht in der ausführlichen Einlassung die dubiosen Finanzgeschäfte und nicht zurückgezahlten Kredite, mit denen er jahrelang im Sender jongliert hat. Er wolle sich bei den Musikmanagern und TV-Produzenten, die ihr Geld gar nicht, nur teilweise oder sehr verspätet wiederbekamen, aufrichtig entschuldigen.

Der ehemalige „König der Schunkelshows“ sitzt dabei in seinem blaugrauen Anzug zusammengekauert neben dem Anwalt auf der Anklagebank und hört still zu. Er habe die Erklärung eigentlich selbst vortragen wollen, sagt der 71-Jährige in dürren Worten. Aber er habe es aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung an diesem Tag nicht gekonnt.

Dann, nach einer kurzen Unterbrechung, erklärt der Vorsitzende Richter der Wirtschaftsstrafkammer, Michael Dahms, die Anklage sei „objektiv und subjektiv eingeräumt“. Und das hat Konsequenzen: Die Staatsanwaltschaft stellt damit die Vorwürfe der Steuerhinterziehung und der Untreue ein, da sie beim Strafmaß keine große Rolle mehr gespielt hätten.

Prozess gegen Udo Foht: 250.000 Euro Schaden

Foht bleibt jedoch wegen Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Dem Geständnis war eine Absprache zwischen Gericht, Anwälten und der Staatsanwaltschaft vorausgegangen: Bei einem glaubwürdigen Geständnis könne Foht mit einer Strafe zwischen einem Jahr und 21 Monaten auf Bewährung davonkommen.

Der ehemals einflussreiche Fernsehmanager hatte viele Jahre die Unterhaltungsshows des Senders gesteuert, Stars wie Helene Fischer und Florian Silbereisen haben ihm ihre Karriere zu verdanken. 2011 flog Foht jedoch auf: Er soll vor allem von Produktionsfirmen meist fünfstellige Summen eingefordert haben, um seine Ideen und Projekte voranzubringen. Dafür ist er in 13 Fällen aus den Jahren 2008 bis 2011 angeklagt. Es steht eine Schadenssumme von 250.000 Euro im Raum.

„Mein Leben war meine Arbeit, die Unterhaltung“, betonte Foht. „Ich wollte meine Vorstellungen verwirklichen.“ Und: „Ich war von meiner Arbeit besessen.“ Doch obwohl er immer wieder neue Sendungen und Formate kreieren musste, habe er vom MDR trotz vieler Versuche keine Budgets dafür bekommen.

Daher habe er angefangen, Menschen zu täuschen, um von ihnen Darlehen zu erhalten – obwohl er wusste, dass er das Geld nicht oder nur viel später zurückzahlen konnte. Bald sei er nur noch froh gewesen, wenn er „irgendwie das nächste Loch stopfen“ konnte. Heute verstehe er selbst nicht mehr, was damals mit ihm los gewesen sei.

Foht: "Die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit hat auch mein Lebenswerk zerstört"

Die größten Summen brauchte Foht laut der Anklage für die Reportage-Serie „Wir sind überall“, die ausgewanderte Menschen aus Mitteldeutschland auf der ganzen Welt porträtierte. Die Sendung sei erfolgreich, aber aufwendig gewesen. Der Autor des Formats, der frühere MDR-Riverboat-Moderator Carsten Weidling, hatte Foht aufgrund offener Geldfragen im Laufe der Zeit immer wütendere Mails geschrieben, die teils im Gericht verlesen wurden. Diese Mails seien dem Sohn des einstigen DDR-Fernsehstars O.F. Weidling später auch als Erpressung ausgelegt worden. „Das war aber nicht so“, betonte Foht. Weidling lebt heute in Argentinien.

Das Verfahren gegen Foht hatte sich viele Jahre hingezogen. Die erste Anklage der Ermittler stammte von 2013, musste aber überarbeitet werden. Danach meldete sich der Angeklagte jahrelang krank. Doch nach elf Jahren des Schweigens habe er das Bedürfnis gehabt, sich zu erklären, sagt er.

Allerdings sieht sich Foht auch als ein Opfer der Medien. Elf Jahre lang sei er in Dauerschleife vorverurteilt worden und habe dadurch seine Existenzgrundlage verloren. Er habe selbst im Ausland nicht mehr arbeiten können. „Die Vorverurteilung der Öffentlichkeit hat mein Lebenswerk zerstört.“

Eigentlich waren für den Prozess bis Anfang März 19 Verhandlungstage angesetzt und 16 Zeugen geladen. Nach dem Geständnis dürfte ein Urteil deutlich schneller fallen. Allerdings will das Gericht zuvor noch einzelne Zeugen anhören.

Am Freitag, nach dem Geständnis, trat ein ehemaliger freiberuflicher Bühnenbildner als Zeuge auf, von dem sich Foht einst 5.000 Euro geliehen hatte. Der heute 84-Jährige hat das Geld nie wiedergesehen. Als sich der Angeklagte bei ihm persönlich entschuldigt, sagt der alte Mann nur: „Ich nehme das zur Kenntnis.“