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Intendantin Wille zieht sich überraschend von der MDR-Spitze zurück

Die Intendantin des MDR, Karola Wille, will sich im nächsten Jahr nicht für eine dritte Amtszeit bewerben. Das Rennen um die Nachfolge ist offen.

Von Thilo Alexe & Karin Schlottmann
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Karola Wille (63) steht für eine dritte Amtszeit als MDR-Intendantin nicht zur Verfügung.
Karola Wille (63) steht für eine dritte Amtszeit als MDR-Intendantin nicht zur Verfügung. © kairosspress

Die langjährige Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Karola Wille, hat am Montag überraschend ihren Rückzug bekannt gegeben. Sie werde sich nach dem regulären Ende ihrer Amtszeit am 31. Oktober 2023 nicht erneut für die Führungsposition bewerben. Das teilte die 63-Jährige während einer Sitzung des MDR-Rundfunkrats in Leipzig mit. Wille, die frühere Juristische Direktorin des Senders, ist seit elf Jahren Intendantin. Es sei nun Zeit für einen Wechsel, heißt es in ihrer Erklärung.

Die Mitglieder des Rundfunkrates sind am Montag von der Ankündigung überrascht worden. Das Vorschlagsrecht für den Posten hat der Verwaltungsrat. Die Entscheidung über die Nachfolge trifft das zweite Kontrollgremium, der Rundfunkrat. Er hat 50 Mitglieder. Der Nachfolger benötigt dort eine Zwei-Drittel-Mehrheit.

Nach Angaben von Sitzungsteilnehmern will Verwaltungsratschefin Birgit Diezel die Intendantenstelle öffentlich auszuschreiben. Dies sei bisher nicht üblich, hieß es. Der Personalvorschlag muss bis zum 31. Januar nächsten Jahres vorliegen. Spätestens im April 2023 muss die Wahl stattfinden. Das Rennen gilt als offen. Als ein möglicher Nachfolger wird Boris Lochthofen, Direktor des MDR-Landesfunkhauses Thüringen, genannt.

Wille, die mehrere Jahre auch ARD-Chefin war, wehte zunehmend ein rauerer Wind ins Gesicht. Die Debatte um Finanzierung und Reform der Öffentlich-Rechtlichen hatte spätestens im Zusammenhang mit dem Skandal beim Sender RBB auch den MDR erreicht. Unlängst saß die Intendantin mehrere Stunden im Medienausschuss des Sächsischen Landtages. Lange galten solche Termine mit den aktuellen Senderzahlen als unspektakuläre Routine. Nun prasselten Fragen nach Dienstwagen und Rentenrückstellungen auf sie ein. Politik und Öffentlichkeit blicken kritischer auf das beitragsfinanzierte System als noch vor Jahren.

Dass Wille Intendantin wurde, erschien damals nicht selbstverständlich. Die Ministerpräsidenten der drei Senderländer hatten 2011 unterschiedliche Vorstellungen, wer MDR-Mitbegründer Udo Reiter nachfolgen sollte. Thüringens damalige Regierungschefin Christine Lieberknecht (CDU) favorisierte die Lösung mit der profilierten Juristin an der Spitze. Wille übernahm in schwierigen Zeiten. Reiter hatte eine Jubiläumsgala zu 20 Jahren MDR wegen eines Betrugsskandals beim Kinderkanal Kika abgesagt. Auch die Entlassung des Unterhaltungschefs Udo Foht nach Betrugsvorwürfen verursachte Schlagzeilen.

Wille sieht MDR für die Zukunft gut aufgestellt

Wille baute den Sender um. Sie etablierte strenge Compliance-Richtlinien zur Finanzierung von Produktionen und setzte auf eine frische Unternehmenskultur. Die gebürtige Chemnitzerin scheute sich nicht, den Sender regionaler zu machen und auch Populäres dem Umbau zu opfern – etwa die von Petra Kusch-Lück moderierte Glückwunschsendung „Alles Gute“ oder Shows mit dem Sänger Achim Mentzel. Der Sächsischen Zeitung sagte sie 2014, es habe Beschwerden gegeben. Doch Zuschauer hätten auch Neuerungen begrüßt.