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Dresdnerin bei "Ninja Warrior": "Ich bin so stolz, das gewagt zu haben!"

An der Dresdner Staatsoperette ist Nina Kemptner als Balletttänzerin und Akrobatin zu erleben - und nun als Kämpferin in einer RTL-Show, die nicht nur Zuschauern den Atem raubt.

Von Nadja Laske
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Die Schwerkraft besiegt die Tänzerin und Akrobatin Nina Kemptner nur unter Aufbietung größter Kraft. Dafür trainiert sie unablässig hart - zuletzt für ein außergewöhnliches Ziel.
Die Schwerkraft besiegt die Tänzerin und Akrobatin Nina Kemptner nur unter Aufbietung größter Kraft. Dafür trainiert sie unablässig hart - zuletzt für ein außergewöhnliches Ziel. © Sven Ellger

Dresden. Der Sprung ins kalte Wasser ist dringend zu vermeiden. Obwohl es ohne ihn gar nicht geht, wenn sich Normalsterbliche auf den Weg machen, echte Ninja Warrior zu werden. So wie Nina Kemptner. Die Dresdnerin musste besagtes Wagnis eingehen und doch alles dafür tun, eben nicht in eins der Wasserbecken zu fallen, die unter ihrem Parcours drohten und für RTL-Show-Athleten wie sie das Aus bedeuten.

Nina Kemptner ist vieles von dem gewöhnt, was die TV-Krieger mitbringen müssen, um möglichst viele Stationen der schier unmenschlichen Hindernisstrecke zu schaffen oder gar bis ins Ziel zu kommen. In München, wo die gebürtige Österreicherin aufgewachsen ist, studierte sie klassischen Tanz, liebte aber immer schon auch das Turnen und die Artistik.

Nach Engagements in Salzburg, Südkorea, den USA und Marokko tourte sie auf Kreuzfahrtschiffen über die Meere und unterhielt die Passagiere in großen Shows. Auf einem Gastspiel ergab sich Kontakt zur Dresdner Staatsoperette. Das ist nun sechs Jahre her. So lange schon tanzt Nina im Ensemble und bedauert nicht, das dauernde Reisen von einst dafür aufgegeben zu haben.

"Ich bin dankbar dafür, dass ich hier nicht nur Ballett, sondern auch meine sportliche Seite ausleben kann", sagt sie. Wenn Inszenierungen einer artistischen Szene bedürfen, dann ist Nina gefragt - am Strapatenseil, dem Vertikaltuch oder am Trapez. Um fit dafür zu bleiben, gehört nicht nur das tägliche Balletttraining neben allen Proben zu ihrem Berufsalltag, sondern auch reichlich zusätzliche Übungen. "Ich trainiere Turnen beim Dresdner Sportclub und habe dort meinem Trainer Volker Parsch viel zu verdanken."

Sowohl im Sportclub als auch für ihre Auftritte in der Staatsoperette begleitet er sie. "Mit seinen 83 Jahren ist er noch viel fitter als ich", erzählt sie. Im frühen Sommer hatte Nina plötzlich ein ganz neues Vorhaben im Visier, das auch ihn herausforderte.

Mit Leidenschaft fieberte sie schon lange vor dem Fernseher mit, wenn die Kandidaten der RTL-Show "Ninja Warrior - Die stärkste Show Deutschlands" an den Start gingen. Seit September läuft die siebente Staffel auf dem Privatsender und Nina sieht sie nun noch einmal mit ganz anderen Augen, sozusagen mit Kennerblick. "Das wäre doch mal was für dich", hatte ihr Bruder zu ihr gesagt, mit dem sie sich regelmäßig zur Sendung trifft. Die extreme sportliche Herausforderung reizte sie auf jeden Fall. Aber vor Publikum?

Egal, dachte sich Nina Kemptner schließlich und füllte das Anmeldeformular aus. Ein paar Videoclips, die sie als Tänzerin und Artistin zeigen, rasch hochgeladen, fertig. Alles erst einmal unverbindlich und zu nichts verpflichtet, meinte sie. Das war Ende vergangenen Jahres.

Schon im Januar nahm die Produktionsfirma Kontakt zu ihr auf und plante einen Dreh, mit dem besonders interessante Kandidaten dem Fernsehpublikum vorab näher vorgestellt werden. Alles ging rasend schnell. "Im März kam das Drehteam nach Dresden und filmte in der Operette. Die Intendanz und meine Kollegen haben mich ganz rührend unterstützt und die Bühnentechniker die Aufnahmen im besten Licht und Kunstnebel erscheinen lassen."

Nina Kemptner zum Auftritt bei RTL: "Ich war wie im Tunnel"

Die Aufzeichnungen zur Sendung "Ninja Warrior" liegen schon vier Monate zurück. Am 28. Oktober ist die Dresdnerin Nina Kemptner nun endlich im Fernsehen zu erleben.
Die Aufzeichnungen zur Sendung "Ninja Warrior" liegen schon vier Monate zurück. Am 28. Oktober ist die Dresdnerin Nina Kemptner nun endlich im Fernsehen zu erleben. © RTL / Markus Hertrich

Schon mittendrin im Geschehen realisierte Nina plötzlich: Es gibt kein Zurück. "Und das war auch gut, denn so konnte ich mir nicht zu viele Gedanken machen." Der Sprung ins kalte Wasser hatte bereits begonnen und damit auch die Vorbereitung darauf, bloß nicht ins Becken zu fallen. Dreieinhalb Monate blieben ihr bis zum Kampf. "Morgens vor der Arbeit habe ich mich mit meinem Trainer getroffen und auch sonst in jeder freien Minute trainiert", erzählt sie. Ein halbes Dutzend Mal fuhr sie nach Berlin in eine Ninja-Halle, wo Parcours geübt werden können.

Hartes und gezieltes Coaching, gut und schön - vor Ort in Köln werden die Karten neu gemischt. Ninas Dreh fand im Juni statt. "Wir sind dort in diesem riesigen Studio den Parcours nur einmal abgegangen, haben ihn sozusagen von unten gesehen, erklärt und gezeigt bekommen, was wir wie machen sollen, was verboten ist oder sogar zur Disqualifikation führt." Kein Übungsversuch, kein Probelauf, keine Einstimmung auf das, was dann vor Tausenden Zuschauern und zahllosen Kameras den Kandidaten abverlangt wird.

"Ich war wie im Tunnel, habe nicht mitbekommen, was die anderen machen und auch nicht, was über mich währenddessen offiziell gesagt wird", erinnert sich Nina Kemptner. Was man im Fernsehen sieht, habe wenig mit der Realität zu tun, in Wirklichkeit sei alles viel größer, viel höher, viel weiter, sagt sie. Nahezu harmlos wirke alles, wenn die Kameras die Athleten von Station zu Station aus der Nähe begleiten.

Viel Adrenalin und viel Schweiß hat es Nina gekostet, sich als Ninja zu behaupten. Am Freitag ist sie zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr auf RTL dabei zu erleben. Wie gut sie sich schlägt und wie weit sie kommt, das bleibt bis dahin eine Überraschung. "Ich bin fast so aufgeregt wegen der Ausstrahlung wie vor meinem Start", gesteht sie. Dabei kann sie gar nicht in Ruhe zuschauen. "An dem Abend habe ich Vorstellung und nur in den Pausen die Möglichkeit, auf den Bildschirm zu sehen." Zum Glück läuft die Sendung länger als das Stück "Die Fantasticks", das um halb acht in der Staatsoperette beginnt.

Danach ist der Abend noch lang genug, um ausreichend Herzrasen zu verursachen - nicht nur Nina Kemptner, sondern allen, die atemlos zusehen, wie sich unsagbar Schweres unter Aufbietung aller Kräfte und entgegen der Naturgesetze jeder Schwerkraft entzieht. Nina hat es geschafft. "Ich bin so stolz darauf, das gewagt zu haben!"