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Pittiplatsch "dreht" jetzt mit dem Sandmännchen

Pittiplatsch, der Kobold aus dem Abendgruß "Unser Sandmännchen", wird im Sommer 60 Jahre alt. Anlass genug für einen ersten Auftritt mit dem Namensgeber der Sendung.

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Pittiplatsch und der Sandmann stehen bei der Produktion neuer Folgen in der Filmkulisse.
Pittiplatsch und der Sandmann stehen bei der Produktion neuer Folgen in der Filmkulisse. © dpa/Carsten Koall

Berlin. Stoffe, Fäden, Farben und Klebstoff. In einem kleinen Studio in Berlin-Charlottenburg hat ein Team über ein halbes Jahr lang in Handarbeit Figuren und Requisiten für fünf neue Folgen der Kindersendung "Unser Sandmännchen" hergestellt. Sie werden ab 16. Juni ausgestrahlt. Einen Tag später wird Pittiplatsch 60 Jahre alt. Er gehört zum festen "Ensemble" - und steht nun erstmals gemeinsam mit dem Sandmännchen vor der Kamera.

Gedreht wurden die neuen Folgen in der "Stop-Motion-Technik". Bis zu 25 Einzelbilder pro Sekunde werden mit einer Spiegelreflexkamera aufgenommen und hintereinandergelegt. "Das Prinzip basiert auf den Ursprüngen der Filmproduktion", erklärt Stefan Schomerus von der Anderthalb Medienproduktion. Er ist zuständig für Regie, Drehbuch, Schnitt und auch Creative Producer.

Das Ganze funktioniere wie bei einem Daumenkino, bei dem man Bilder schnell hintereinanderlaufen lasse und so der Eindruck des bewegten Bildes entstehe. Etwa 20 Sekunden Filmmaterial entstanden bei dieser aufwendigen Produktionsart pro Tag.

Die Filme werden in Stop-Motion-Technik produziert.
Die Filme werden in Stop-Motion-Technik produziert. © dpa/Carsten Koall

Für Generationen von Kindern gab und gibt es dieses allabendliche Ritual: Nach dem Abendessen wird "Sandmännchen" geschaut, dann geht es ins Bett. "Unser Sandmännchen" wurde am 22. November 1959 erstmals im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Der sozialistische Teil Deutschlands hatte hier die Nase vorn: Es gab auch einen West-Sandmann - aber er trat erst acht Tage später erstmals auf.

Warum ist das Sandmännchen seit Generationen so beliebt? Schomerus sagt, es sei "ein Ritual, was die Eltern gerne an ihre Kinder weitergeben". Für Eltern, die damit schon groß geworden seien, sei die allabendliche kurze Sendung eine Art "Qualitätssiegel". "Das Sandmännchen gucken immer noch jeden Tag über eine Millionen Menschen bei KiKA, im rbb Fernsehen und im MDR-Fernsehen", ergänzte Nina Paysen, Sandmann-Redakteurin von der rbb-Redaktion Familie & Kinder. Es habe "eine ungebrochene Fanbase". Auch im Internet werde das Sandmännchen meistens zu der Zeit gestreamt, in der es im Fernsehen ausgestrahlt wird.

In den nun produzierten Folgen mit dabei sind auch der Hund Moppi und die Ente Schnatterinchen mit von der Partie.
In den nun produzierten Folgen mit dabei sind auch der Hund Moppi und die Ente Schnatterinchen mit von der Partie. © dpa/Carsten Koall

Für den Ost-Sandmann bedeutete allerdings der Mauerfall eine Zäsur: 1991 wurde der Deutsche Fernsehfunk (DFF), das einstige DDR-Fernsehen, abgewickelt. Das hieß: Neue Fernsehgeschichten rund um Pittiplatsch und Co. entstanden nicht mehr. Seit 1991 wurden die in der DDR entstandenen Episoden mit den Puppen Pitti, Moppi, Schnatterinchen und Co. viele Jahre wiederholt. Nach einer fast 30-jährigen Produktionspause entstand dann 2019 zum 60. Geburtstag des Sandmännchens die erste Staffel mit neuen "Pittiplatsch"-Geschichten.

In den nun produzierten Folgen mit dabei sind auch der Hund Moppi und die Ente Schnatterinchen. Die Figuren wurden neu gebaut, damit sie dem Sandmännchen "auf Augenhöhe" begegnen. Jede der Stoff-Puppenfiguren besteht aus einer Art Drahtskelett. "Das lässt zu, dass man sie in jeder Pose platzieren kann", so Schomerus. Hände und Füße der Figuren seien aus Silikon.

Und worum geht es in den "Sandmännchen"-Episoden aus dem Jahr 2022? Unter anderem um das Recycling von Plastikmüll, eine magische Bücherei, eine Suche nach Moppi - und auch Pittis Geburtstag wird gefeiert. Das Ziel sei es, die Kinder mit den Themen so gut wie möglich abzuholen - "ein Touch magischer Realismus" sei immer mit dabei, so Schomerus. (dpa)